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Flucht und Einwanderung

Sagen was ist oder schreiben was schön klingt? Wenn Journalisten anfangen zu (ver)dichten

Fabian Goldmann
mal Journalist, mal Islamwissenschaftler, je nachdem

...hab damals den Einschreibungstermin für Theoretische Physik verpasst. Das hab ich jetzt davon.

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Fabian GoldmannDonnerstag, 20.12.2018

Krasse Story im Spiegel, oder? Ein Einstieg wie im Reportagelehrbuch („Kurz vor dem Ende seiner Karriere kommen sich Glanz und Elend ...“), Pathos und Leid („...dass die seit 1949 im SPIEGEL-Statut verbrieften Werte des Hauses… verursacht einen stechenden Schmerz“), Heldentum, Demut, alles drin. Oder wie einer auf Twitter schrieb: „Bei der #Relotius Story von @UllrichFichtner hat nur noch gefehlt, welches Lied Claas Relotius auf den Ohren hatte, als er ein letztes Mal die @DerSPIEGEL Zentrale verließ.“

Da vergisst der Leser fast, dass sich hinter der perfekt komponierten Spiegel-Reportage das Eingeständnis verbirgt, dass viele andere Spiegel-Reportagen dann doch etwas zu perfekt komponiert waren. Und wir übrigen Journalisten? Reagieren auf ein Problem, das auch im System gegenseitigen Schulterklopfens und Eierkraulens begründet liegt, mit eben diesen. Respekt für die Transparenz. Kriminelle Energie. Einzelfall. Bullshit!

Für wie viele Journalisten ist es normal Interviews dramaturgisch ansprechend neu zusammenzusetzen? Das Geplapper auf dem Diktiergerät? Bestenfalls Rohmaterial. Als Redakteur dachte auch ich mir schon oft „die Szene ist eigentlich zu perfekt“ und hatte dann doch nicht den Mumm den verdienten Korrespondenten zu konfrontieren. Als Autor spielte ich auch schon mit dem Gedanken, die dramatische Wendung etwas früher, den Schneefall etwas später einsetzen zu lassen, das eine krasse Zitat des ansonsten langweiligen Ali zu retten, indem ich es dem anderen Flüchtlingskind unterjuble. 

Relotius' Arbeitsweise ist nicht die Regel. Aber hinter dem „Einzellfall“ steckt gewiss mehr System als eine Branche einzugestehen bereit ist, in der „sagen was ist“ zu oft mit „schreiben was schön klingt“ konkurriert. Zu dem Problem gehören natürlich auch Journalisten, die wie ich gestern noch die Klappe hielten und nun alles besser wissen wollen. Deshalb lest lieber diesen Text von Claudius Seidl, der über unsere Welt der Reportageschreiber schon vor acht Jahren sagte, was ist. 

Sagen was ist oder schreiben was schön klingt? Wenn Journalisten anfangen zu (ver)dichten

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Kommentare 1
  1. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor fast 6 Jahre

    Ich sehe das grundsätzlich wie du. Meine Kommentare unter den piqs von Magdalena und Alex gehen in eine ähnliche Richtung. Wir (als Kritiker) müssen aber auch aufpassen, nicht selbst in die Thesenfalle zu tapsen. Die Kritik an der öffentlichen Abrechnung darf nicht dazu führen, dass wir Relotius als Standard darstellen. Es gibt strukturelle Probleme, aber natürlich ist Relotius in der Drastik eine Ausnahme und Einzelfall. Erlaube mir daher Kritik an der Kritik an der Kritik für diese Zuspitzung: "Reagieren auf ein Problem, das auch im System gegenseitigen Schulterklopfens und Eierkraulens begründet liegt, mit eben diesen. Respekt für die Transparenz. Kriminelle Energie. Einzellfall. Bullshit!"

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