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#Netzwende: Abos erleben ein Revival im Netz. Warum zahlen LeserInnen (nicht) für Journalismus?

Frederik Fischer
Mitgründer KoDorf / Summer of Pioneers - Neues Leben und Arbeiten auf dem Land
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Frederik FischerDonnerstag, 12.04.2018

Vor einigen Wochen habe ich im "piqs der Woche"-Newsletter unseren Leserinnen und Lesern zwei Fragen gestellt: 

  • Warum zahlst du bislang nicht für Journalismus im Netz?
  • Falls du für journalistische Inhalte im Netz bezahlst: Aus welchen Gründen tust du dies? Was genau hat dich überzeugt?

Die drei Hauptgründe der Zahlungsverweigerer sind schnell zusammengefasst:

  • Keine Lust
  • Kein Geld
  • Kein Grund

Diejenigen, die zahlen, tun dies vor allem "weil Qualität einen Preis hat" und sich viele LeserInnen und Leser Sorgen machen, um die Arbeitsbedingungen und den Fortbestand des Journalismus. 

Die Unterstützung wirkt. Zum ersten Mal seit vielen Jahren, spüre ich wieder so etwas wie Aufbruchsstimmung in der Branche - nicht zuletzt dank der erfreulichen Entwicklungen in den USA. Die New York Times zum Beispiel hat alleine im letzten Quartal über 150.000 Digitalabos verkauft. Insgesamt setzt die “Grey Old Lady” mit Abos inzwischen über eine Milliarde Dollar im Jahr um und macht sich damit zunehmend unabhängig von Werbeeinnahmen und dem Traffic sozialer Netzwerke. 

Die Schattenseite: Wer sich kein Abo leisten kann, kann auch am öffentlichen Diskurs nicht mehr uneingeschränkt teilnehmen - und unsere (natürlich längst nicht repräsentative) Umfrage zeigt: Das scheint sehr viele Menschen zu treffen. Ich zumindest war überrascht, dass rund 30% der rund 300 Teilnehmer in fast schon intimen Details beschreiben, warum sie sich kein Digital-Abo leisten können.

Im verlinkten Medium-Post erläutere ich die Ergebnisse etwas ausführlicher. Vor allem aber habe ich zahlreiche Einsendungen von euch ausgewählt, die die Ergebnisse hoffentlich gut illustrieren. 

Ganz herzlichen Dank an der Stelle nochmal an alle, die an der Umfrage teilgenommen haben. Wer die Ergebnisse auf etwas solidere Füße stellen möchte: Hier geht es zur Umfrage. Dauert auch keine fünf Minuten.

#Netzwende: Abos erleben ein Revival im Netz. Warum zahlen LeserInnen (nicht) für Journalismus?

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Kommentare 4
  1. Ralph Diermann
    Ralph Diermann · vor mehr als 6 Jahre

    Interessant am Digital-Erfolg der New York Times finde ich besonders die Preisstrategie: Ein Abo, sprich unbegrenzten Zugang auf alle digitalen Inhalte, kostet (zumindest in Europa) gerade einmal vier Euro im Monat. Das kommt all denjenigen entgegen, die Qualität fördern wollen und sich Sorgen machen um Arbeitsbedingungen und den Fortbestand des Journalismus (siehe piqd-Umfrage, die Abogebühren als eine Art Spende) - denen das aber niemals 35 Euro im Monat (so das Digital-Abo der SZ) wert wäre. Offenbar ist diese Gruppe so groß, dass dieses Niedrigpreismodell für die NYT attraktiv ist. Wäre interessant, wenn mal ein Verlag testen würde, ob das auch in Deutschland funktioniert (hat noch niemand über einen längeren Zeitraum, oder?)

    1. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor mehr als 6 Jahre

      Es wäre auch meine Vermutung, dass die Preise viele potenzielle Unterstützer abschrecken. Netflix und Co. haben einen Preisanker gesetzt, an dem alle Medienangebote im Netz gemessen werden. Ich würde also behaupten: Man muss unter 10€ im Monat bleiben. Spannend fände ich auch das Experiment, dass Verlage ihren "gesellschaftlichen relevanten" Journalismus (ich weiß, schwer zu definieren) in eine Stiftung überführen und man die Spenden an diese Stiftung absetzen kann. Die New York Times Company Foundation ist ebenfalls ein interessanter Ansatz: http://www.discoverthe...
      In D müssten sich dafür aber erst die Gesetze, genauer die Abgabenordnung ändern. Dort ist der Karnevalsverein als gemeinnützig aufgeführt, dem Journalismus wird der Nutzen für die Allgemeinheit aber kurioserweise abgesprochen.

    2. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als 6 Jahre

      @Frederik Fischer Ich habe meine Meinung über den Stiftungsansatz über die Jahre ziemlich geändert und glaube, dass sich Zeitungen damit ziemlich angreifbar machen. Ich glaube inzwischen, dass die Hauptfrage, die gelöst werden muss, die nach dem Vetrieb ist. Warum kooperiert der Spiegel/SZ/Zeit nicht zum Beispiel mit Netflix/Spotify/Maxdome und versucht mal ein gemeinsames Bezahlangebot mit einfacher Usibility? Das schafft Mehrwert, spricht (auch) ein jüngeres Publikum an und schafft wieder mehr Selbstverständlichkeit für Inhalte zu bezahlen. Warum sich damals alle auf diese kostenlose Instant-Artikels von Facebook eineglassen habe verstehe ich bis heute nicht. Das hat meiner Meinung nach die Diskussion um die unumgängliche Bezahlschranke noch mal um 3 Jahre nach hinten geworfen.

    3. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor mehr als 6 Jahre

      @Daniela Becker Der Stiftungsansatz birgt Gefahren, keine Frage. Ich sehe darin auch nur eine Lösung unter vielen. Beim Vertrieb bin ich deiner Meinung. Das ist das Hauptproblem. Die Verlage stehen sich hier selbst im Weg. Ist es wohl wirklich so platt: Bevor die aktuelle Führungsmannschaft (sind ja kaum Frauen) abtritt, gehen die Häuser lieber pleite als zusammenzuarbeiten. Fairnesshalber muss aber auch erwähnt werden, dass so ein gemeinsames Angebot bei der Abrechnung nicht trivial ist (zählen Klicks, Verweildauer, woher die Nutzer kamen, etc.?) und bei allen Spotify-Vergleichen: Der große Segen für die Branche war das nicht. In erster Linie profitieren davon die Nutzer. Und dann haben wir da noch das Problem mit der sehr überschaubaren Marktgröße. Deutsche Texte skalieren nicht international.
      Die Verlage haben viele Fehler begangen, aber ich habe inzwischen auch Verständnis für die Blockierer. Viele Experimente, die in der Vergangenheit als Lösung herbeigeschrieben wurden, haben rückblickend nur unnötig Geld gekostet. Auch über 15 Jahren nach der digitalen Disruption im deutschen Journalismus, sind es die alten Geschäftsmodelle, die die Verlage über Wasser halten.

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