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Die Nato verlässt Afghanistan. Für die Bundeswehr war es der "bislang größte, teuerste und blutigste Auslandseinsatz".
In Afghanistan dienten seit Januar 2002 insgesamt rund 160.000 deutsche Soldatinnen und Soldaten, viele mehrfach. Im Zuge der knapp 13 Milliarden Euro teuren Mission starben 59 Männer bei Anschlägen und Gefechten, Hunderte kehrten verletzt zurück, bei mehreren Tausend wurde eine Posttraumatische Belastungsstörung festgestellt – die Dunkelziffer ist weit höher.
In diesem Artikel zieht die Soldatin Dunja Neukam, die als Zeitsoldatin vier Mal (!) in Afghanistan im Einsatz war, eine bittere Bilanz. Viele Soldaten, die in den zurückliegenden Jahren dort eingesetzt waren und die möglicherweise bei Gefechten dabei waren und sogar den einen oder anderen Kameraden kannten, der dort sein Leben ließ, fragen sich: Ergibt all das einen Sinn? Hat sich dieser Einsatz gelohnt?
In diesem Artikel wird Soldatin Neukam mit den Worten zitiert:
»Wenigstens wuchsen ein paar Kinder eine Zeit lang weitgehend in Frieden auf.« Im Großen und Ganzen sei das Engagement am Hindukusch »vielleicht umsonst« gewesen, räumt sie ein. »Aber wer sagt, es war alles für die Katz, tut den Gefallenen, Verletzten, Traumatisierten und Angehörigen Unrecht.«
Die bittere Wahrheit aber ist: Man kann das Ergebnis des Einsatzes nicht schönreden, nur um denen, die Opfer gebracht haben, nicht zuzumuten, dass es umsonst war. Tatsache ist: In Afghanistan erobern in diesen Tagen Taliban Distrikt für Distrikt zurück. Die radikalen Islamisten sind bald wieder so mächtig wie vor dem Einmarsch der Nato.
Dass dieser Einsatz auch mit uns zu tun hat, dass er Menschen betrifft, die mitten unter uns leben, zeigt dieser Text auf eindrückliche Weise. Daher: Leseempfehlung!
Quelle: Katja Iken Bild: Privat Artikel kostenpflichtig www.spiegel.de
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Mit der bitteren Wahrheit bin ich mehr einverstanden als mit der menschlich nachvollziehbaren Haltung der Soldatin.
Einprägsam ist diese Einschätzung von Herfried Münkler:
"Der Truppenabzug ist das Eingeständnis, dass sich der Westen mit dem Projekt einer liberalen Weltordnung überhoben hat. Nicht nur in Russland und China, immerhin mächtige Gegenspieler, lassen sich Menschenrechte und bürgerschaftliche Politikpartizipation nicht zur Geltung bringen. Sie sind auch in rückständigen Gebieten nicht durchzusetzen, nicht einmal dann, wenn Teile der Bevölkerung das wünschen. Die dem Entgegenstehenden liessen sich nicht auf die eigene Seite ziehen, auch nicht mit Geld. Die Religion und die ihr verbundenen Traditionen haben sich als stabile Widerstandsbastion erwiesen.
Die liberalen Werte des Westens werden auf absehbare Zeit nur im Westen und in den ihm zu-gehörigen Räumen gelten. Die Idee einer globalen Ordnung mit gemeinsamen Werten ist defini-tiv aufgegeben worden – auch wenn sie in der Rhetorik der Nichtregierungsorganisationen nach wie vor bespielt werden wird. Bei den Militäreinsätzen an der Peripherie der westlichen Welt wird es hinfort nur noch um politische Stabilisierung und nicht mehr um menschenrechtliche Veränderungen gehen. In diesem Sinn ist der Abzug aus Afghanistan denn doch eine historische Zäsur."
https://www.nzz.ch/mei...