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"Die, die grübeln, bin ich religiös oder nicht, sind seltener geworden"

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
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Dirk LiesemerSamstag, 21.12.2019

Ein Interview zur Weihnachtszeit über die Frage, wie religiös die Menschen in Deutschland noch sind – und das ein paar überraschende Zahlen und Aussagen bereithält. "Für mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland ist Religion bedeutend für ihre soziale Identität", erzählt der Soziologe Gert Pickel, der zurzeit mit einem Schweizer Kollegen eine umfangreiche Studie zu sozialen Identitäten durchführt. Mehr als fünfzig Prozent – wer hätte gedacht, dass so vielen Menschen die Religion noch etwas bedeutet? Weitere Aussagen, die man für irritierend halten darf, weil sie dem aufgeklärten Weltbild widersprechen: "Wer religiös ist, engagiert sich nämlich auch häufiger freiwillig als andere." Und zum sogenannten Kulturprotestantismus, der zunehmend in Großstädten zu beobachten sei: Dort gebe es "besonders viele gebildete Menschen, die Spaß an Identitätsarbeit haben und sich mit Religion intellektuell auseinandersetzen", wobei offen bleibt, wie groß diese Gruppe tatsächlich ist. Insgesamt klingt das Interview nicht danach, als befinde sich die Religion hierzulande auf einem verlorenen Posten. Allerdings gehen Pickel zufolge den Kirchen die Grübler abhanden. Stattdessen mache sich Entschiedenheit breit: Man glaubt oder man glaubt eben nicht. Anders gesagt: Es findet offenbar eine Radikalisierung in Glaubensfragen statt, wenn auch öffentlich noch kaum bemerkbar.

"Die, die grübeln, bin ich religiös oder nicht, sind seltener geworden"

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