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Kurator'in für: Fundstücke Zeit und Geschichte
Seit der ersten Stunde als Kurator bei Forum dabei: Dirk Liesemer arbeitet als Journalist für Magazine wie mare und G/Geschichte. Er hat Politik, Philosophie und Öffentliches Recht studiert, die Henri-Nannen-Journalistenschule besucht, immer mal wieder in Redaktionen gearbeitet und ehrenamtlich eine Reihe von Recherchereisen mitorganisiert und begleitet. Bisher fünf Bücher, darunter "Café Größenwahn" (2023), ein Ausflug zu den großen Kaffeehausliteraten des Fin de Siècle. Foto: Andreas Unger
Seit Monaten streiten die Abgeordneten des Bundestages über eine Reform der Organspende. Eine für alle akzeptable Lösung, falls man überhaupt von einer "Lösung" sprechen kann, zeichnet sich bislang nicht ab. Man kann es aber auch nicht so lassen wie bisher. Zum einen fehlt es – trotz grundsätzlich großer Bereitschaft – an Spendern, zum anderen profitiert Deutschland seit vielen Jahren vom europäischen Transplantationssystem: Deutschland erhält mehr Organe, als es spendet.
Aktuell wird ein Gesetzesentwurf von Jens Spahn (CDU) und Karl Lauterbach (SPD) diskutiert: die sogenannte doppelte Widerspruchslösung. Soll heißen: Jeder, der nicht zu Lebzeiten widerspricht, kann nach dem Tod zum Organspender werden (wobei sich niemand vorstellen sollte, dass sich ein Organ mal so eben von einem toten Körper in jeden beliebigen anderen verpflanzen lässt). Alternativ kann auch "ein der Organ- oder Gewebeentnahme entgegenstehender Wille" vorliegen. Zudem gibt es einen zweiten Gesetzesentwurf einer Parlamentariergruppe, der auf mehr Freiwilligkeit setzt. Wie auch immer die Debatte ausgeht, entscheidend wird sein, dass die Spenderzahlen endlich klar steigen. Und daher ist es gut, dass Jens Spahn und Karl Lauterbach dem Thema nicht ausweichen.
Auf zwei gegensätzliche Beiträge will ich hier aufmerksam machen: In der FAZ kritisieren die Professoren Steffen Augsberg und Peter Dabrock den Entwurf von Jens Spahn: Widersprüchlich und keine Lösung. Ihr Beitrag ist leider nicht allzu verständlich verfasst und diskutiert nicht weiter, dass die derzeitige Situation auch aus ethischer Sicht nicht haltbar ist – weder für die Menschen, die auf Spenderorgane angewiesen sind, noch für die Ärzte, die bisher oft genug die Angehörigen eines just Verstorbenen auf eine mögliche Organspende ansprechen müssen, und auch nicht für die am System beteiligten anderen Staaten und deren Bevölkerungen. Über den letzten Aspekt werden in der deutschen Debatte ohnehin kaum Worte verloren.
Gepiqt habe ich einen Debattenbeitrag des Ethikprofessors Klaus Steigleder. Er legt dar, warum eine Organspende nach dem Tod aus seiner Sicht eine klar erkennbare moralische Hilfspflicht ist. Das mag erstmal provokant klingen, ist aber anregender und wie ich finde auch überzeugender.
Quelle: Klaus Steigleder Bild: Tom Weller/dpa tagesspiegel.de
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Mir gefällt eine freiwillige Lösung deutlich besser. Moralischer Druck ist etwas unangenehmes, klebriges, nicht authentisches.