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Fundstücke

Die Schnakenbekämpfer und ihre Kritiker

Robert Gast
Physiker, Wissenschaftsjournalist
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Robert GastFreitag, 12.07.2019

Wenn man Anwohnern Glauben schenkt, konnte man vor einigen Jahrzehnten in Gemeinden am Oberrhein kaum vor die Tür gehen. In den Abendstunden zogen Schwärme von Stechmücken durch die Wohngebiete, die jedes sommerliche Abendessen im Freien jäh beendeten. So schlimm ist es heute bei Weitem nicht mehr, auch dank eines Vereins von Schnakenbekämpfern. Diese "Kommunale Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage", kurz KABS, wirft Saison für Saison einen biologischen Wirkstoff namens BTI über den Brutgebieten der Stechmücken aus, was die Plage stark zurückgedrängt hat.

Diesen Sommer sind der KABS jedoch vorübergehend die Mini-Helikopter ausgefallen, mit denen sie den Stoff verteilen, was die Mückensituation am Rhein in die Schlagzeilen gebracht hat. Die Süddeutsche Zeitung hat das zum Anlass genommen, einen ihrer Seite-3-Reporter loszuschicken, der einen lesenswerten Text zur KABS und ihrer Arbeit geschrieben hat. Der Autor porträtiert darin nicht nur den umtriebigen Biologen Norbert Becker, der einst den BTI-Stoff erfunden hat, um den Einsatz chemischer Gifte zu beenden. 

Der Artikel thematisiert auch einen Aspekt, von dem man in Zukunft noch hören dürfte: Wiederholt haben Studien Zweifel daran geweckt, dass BTI so harmlos fürs Ökosystem ist wie behauptet. Einige dieser Studien haben methodische Mängel, etwa eine Untersuchung aus Südfrankreich, die einen Rückgang der Mehlschwalben-Population auf den dortigen BTI-Einsatz zurückführte. Nun aber gibt es Kritik aus Deutschland, von Forschern der Universität Koblenz-Landau. Demnach schädigt die Substanz auch Zuckmücken und Amphibien, mit potenziellen Folgen für die Nahrungskette in den Rheinauen. 

Ob diese Sorge berechtigt ist, werden wohl erst methodisch aufwändige Langzeitstudien zeigen, die über mehr als zehn Jahre laufen. Bisher gibt es sie nicht. Bis sie vorliegen, wird die Diskussion um BTI wohl weitergehen –  und könnte dabei, vor dem Hintergrund des Insektensterbens, noch deutlich an Fahrt aufnehmen.

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Kommentare 1
  1. Nutzer gelöscht
    Nutzer gelöscht · vor mehr als 5 Jahre · bearbeitet vor mehr als 5 Jahre

    In anderen Ländern gibt es Gebiete die aufgrund der Insektendichte als unbewohnbar gelten und sich damit quasi selbst zum "Schutzgebiet" deklarieren 😉

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