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Meinungsfreiheit: Yascha Mounk warnt vor einer "Liebe zur kollektiven Zensur"

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
Zum Kurator'innen-Profil
Dirk LiesemerFreitag, 21.08.2020

In diesem Text warnt der deutsch-amerikanische Politologe Yascha Mounk, Dozent an der Harvard University, eindringlich vor einer um sich greifenden Cancel-Culture, einer Kultur der Ausradierung. Dabei gehe es nicht nur um falsche Meinungen, sondern auch um die Personen, die solche Meinungen äußerten. Wobei es für eine falsche Meinung schon ausreiche, wenn sie in "Nuancen von der identitätspolitischen Orthodoxie" abweiche.

Interessant ist seine Warnung aus zwei Gründen: Zum einen gibt sie einen Einblick in die aktuelle amerikanische Debattenkultur, die sich offenbar zunehmend zugunsten identitätspolitischer und zulasten linksliberaler, kosmopolitischer Weltbilder verschiebt – und die darüber hinaus in Deutschland bereits eine gewisse Resonanz findet.

Zum anderen stellt sich die Frage, wo legitime Kritik aufhört und Zensur beginnt. Nicht der raue Ton einer Debatte sei dabei entscheidend, schreibt Mounk, sondern ob jemand zu einer Persona non grata erklärt oder gar eine Kontaktschuld ausgesprochen werde.

Und weil sein Text auch ein bisschen nutzwertig sein will, teilt Mounk am Ende noch drei Beobachtungen, wie man der Cancel-Culture begegnen sollte. Tipp Nummer Zwei will ich hier mal hervorheben, auch wenn ich das dort verwendete Wort "Mob" ablehne: Kümmert euch nicht so sehr um das Gebrülle auf Twitter.

Meinungsfreiheit: Yascha Mounk warnt vor einer "Liebe zur kollektiven Zensur"

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Kommentare 12
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor mehr als 4 Jahre · bearbeitet vor mehr als 4 Jahre

    Ich denke dabei immer an die Kampagne gegen Tellkamp (https://de.wikipedia.o...). Der soll sich mal nicht so haben mit seinem angeblichen Gesinnungskorridor zwischen gewünschter und geduldeter Meinung. Er kann ja seine konservativen/rechten Gedanken weiter verbreiten, aber nicht bei uns. Mit dem "Fast-Nazi" reden wir lieber nicht.
    Oder auch wie es in der NZZ jüngst Peter Boghossian ausdrückte:

    "Die ganze Universität ist eine ideologische Mühle, in der Studierende mit diesen Glaubenssätzen indoktriniert werden, während zugleich immer mehr konservative Stimmen ausgesondert werden. Als sie die Konservativen holten, habe ich nichts gesagt. Als sie die Moderaten holten, habe ich nichts gesagt. Und als sie dann die Linksliberalen holten, bemerkte ich, dass ich ein Problem habe."
    https://www.nzz.ch/feu...

  2. Theresa Bäuerlein
    Theresa Bäuerlein · vor mehr als 4 Jahre

    Das ist ein spannendes und wichtiges Thema. Ich frage mich schon länger, ob wir in Deutschland tatsächlich über Cancel Culture sprechen müssen, oder ob das eine aus den US übernommene Debatte ist. Ich bin mir nach diesem Artikel immer noch nicht sicher, aber mir gefällt dieser Rat: "Es ist immer verlockend, sich nur dann vor Opfer der Cancel-Culture zu stellen, wenn sie eine persilreine Weste haben. Aber das ist ein Fehler, denn das Problem mit der Cancel-Culture ist nicht etwa das Ziel, auf das sie sich einschießt, sondern ihre Methode. Deshalb sollten zum Beispiel auch diejenigen, die Dieter Nuhr für langweilig und Lisa Eckhart für geschmacklos halten, für deren Redefreiheit einstehen."

    1. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als 4 Jahre

      Aber Nuhr und Eckhardt dürfen doch reden, überall und ständig. In diesen Fällen von cc zu reden ist doch Quatsch.

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 4 Jahre

      @Daniela Becker Überall, wirklich?

  3. Christoph Zensen
    Christoph Zensen · vor mehr als 4 Jahre · bearbeitet vor mehr als 4 Jahre

    Dazu unbedingt mal die Diskussion von Yascha Mounk und Ezra Klein hören. Beide sind sehr tief in diesem Diskurs drin und das Diskussionsniveau ist hoch. Sie ziehen jedoch ganz andere Schlüsse. Die Position von Mounk wird im Text ja klar. Klein schaut eher darauf, ob die sich Proponenten der Canel-Culture-Gefahr auch für ein Environment einsetzen, in dem der Safe-Space für ALLE verbessert wird (nicht nur für die Proponenten der Canel-Culture-Gefahr). Hat was mit Macht zu tun ...

    https://www.stitcher.c...

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als 4 Jahre

      Danke für den Link, Christoph! Tatsächlich ist die Debatte ja im Fluss und daher auch noch recht unübersichtlich.

  4. Daniela Becker
    Daniela Becker · vor mehr als 4 Jahre

    Was sind denn für Dich Beispiele einer "um sich greifenden Cancel-Culture, einer Kultur der Ausradierung"?

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als 4 Jahre

      Das steht eigentlich in Mounks Text, er nennt bspw David Shor und Andrew Sullivan– und der Piq oben ist vor allem eine Zusammenfassung seiner Thesen und Beobachtungen.

    2. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als 4 Jahre

      @Dirk Liesemer Ich gebe zu, ich bin Mounk nach dem Text auf Twitter entfolgt, weil ich den Text so daneben fand. Hab ihn sozusagen gecancelt.

    3. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als 4 Jahre

      @Daniela Becker Echt? So schlimm?

    4. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als 4 Jahre

      @Dirk Liesemer Aus meiner Sicht hat er die Eckhardt/Nuhr in einen völlig deplazierten Zusammenhang gebracht, und damit diese komplett schrille Debatte in Dtschl weiter befeuert ohne weiteren Erkenntnisgewinn. Was ich aber eigentlich sagen wollte: Entfolgen oder ausladen ist keine Zensur o.ä. Ich hab im Moment nur keine Lust, ihm zu dem Thema zuzuhören. Deswegen schmeiß ich nicht sein Demokratie-Buch ins Feuer. Wenn er wieder was sagt/schreibt, was mich zum Nachdenken anregt, wird das schon den Weg zu mir finden.

    5. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor 4 Jahren

      @Daniela Becker Bevor noch jeman den Navid Kermani Text zu dieser "Causa" piqd, hier zwei sehr interessante Statements der Künstler, warum sie nicht mit Eckhardt auf der Bühne stehen wollten https://twitter.com/qu... und https://twitter.com/s_...

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