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Sollten Forscher Chimären züchten dürfen?

The Buzzard
Die Spezialredaktion von The Buzzard besteht aus 12 RedakteurInnen und Redakteuren, die nebenbei für namhafte Medienhäuser arbeiten (Süddeutsche Zeitung, FAZ, BR, WDR uvm.)
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The BuzzardFreitag, 09.08.2019

Wagen Sie mal einen Versuch: Sprechen Sie im Freundeskreis das Thema Züchtung von Tier-Mensch-Wesen oder „Chimären“ an und beobachten Sie die Reaktionen. Wahrscheinlich erschaudern Ihre Mitmenschen, rümpfen die Nase und sagen, wie gruselig die Vorstellung ist. Doch bald schon könnte aus dieser Vorstellung Wirklichkeit werden. In Japan wurde dem Team um Forscher Hiromistu Nakauchi nun erlaubt, Maus- und Rattenembryos, denen menschliche Zellen injiziert wurden, bis zur Geburt zu züchten, diese schließlich auf die Welt zu bringen und die Forschung später auf Schweine auszuweiten. Ein absolutes Novum!

Bislang ist das in vielen Ländern verboten. Zwar gibt es Forschung in dem Bereich, aber beispielsweise nur bis zum 14. Tag der embryonalen Entwicklung. Ziel der Forschung ist es übrigens, Organe für Menschen zu schaffen, die darauf angewiesen sind. Das könnte etwa eine neue Leber sein oder – wie im Fall des Forschers Nakauchi – Bauchspeicheldrüsen. Wenn nun ein solches Wesen – das Chimäre genannt wird, weil es aus Teilen beider Arten besteht – das Licht der Welt erblickt, dann stellt uns das vor neue ethische Fragen: Ist es richtig, so ein Wesen zu gebären? Ändert sich dadurch der moralische Status des Tieres? Steht der Zweck, Menschenleben durch Organzüchtung zu retten, über all dem?

Der Grusel, den viele Menschen bei Chimären empfinden, ist eine ganz natürliche Reaktion, in der Philosophie wird sie salopp als „Yuck-Faktor“ beschrieben. Wir ekeln oder fürchten uns, denn Kreaturen, die halb Tier und halb Mensch sind, kommen uns unnatürlich vor. Das ist Forschern zufolge auch nicht zu unterschätzen, trotzdem bietet es keine Argumentationsgrundlage.

Wir haben uns  deshalb gefragt, was denn nun – ganz rational – dafür oder dagegen spricht, Tier-Mensch-Mischwesen zu erzeugen und in der neuen Debatte Argumente zusammengetragen.

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Kommentare 3
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor mehr als 5 Jahre

    wieso sollte der Yuck-Faktor keine argumentationsgrundlage bieten? was genau soll das zudem heißen: dass das kein Argument gegen medizinische chimären wäre oder dass man nicht auf Basis eines quasi-Instinkts philosophieren dürfe und dieses nicht im Rahmen der Medizin berücksichtigen?
    Alle 3 Aspekte halte ich übrigens für falsch :-)

    1. The Buzzard
      The Buzzard · vor mehr als 5 Jahre

      Hallo! Danke für den Kommentar.

      Wir beziehen uns bei dieser Aussage auf eine Stellungnahme des deutschen Ethikrates von 2011, in der eine philosophische Position zur Züchtung von Mischwesen erarbeitet wird. Und darin heißt es, dass der Yuck-Faktor ein Gefühl der intuitiven Abwehr darstellt, deren Ursachen es zu prüfen gilt. Das Gefühl alleine reicht aber bei einer Betrachtung der komplexen Frage nicht aus, um zu bewerten, ob jetzt etwas moralisch zulässig ist oder nicht.

      Dass man auf Grundlage dieses Instinktes nicht philosophieren dürfe, steht im Text gar nicht. Viel mehr soll das ja gerade dazu anregen! Nur das Gefühl alleine ist kein fundiertes Argument. Ich hoffe, nun ist es klarer geworden :)
      LG Nadja

    2. Cornelia Gliem
      Cornelia Gliem · vor mehr als 5 Jahre

      @The Buzzard in Ordnung. :-)

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