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Klima und Wandel

Die Ampel und das Klima: Was jetzt konkret passieren muss

Ralph Diermann
Energiejournalist

Strom, Wärme und Mobilität – das sind meine Themen. Ich arbeite seit 2008 als freier Energiejournalist u.a. für die Süddeutsche Zeitung, Spiegel Online, die Neue Zürcher Zeitung, für Riffreporter sowie für einige Fachzeitschriften.

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Ralph DiermannMontag, 29.11.2021

Alle haben alles gesagt zum Koalitionsvertrag? Mag sein – heißt aber nicht, dass es nicht sinnvoll sein kann, noch einmal genauer nachzufragen bei denjenigen, die wirklich fundierte Einschätzungen liefern können. Das haben Ruth Ciesinger und Sinan Reçber vom „Tagesspiegel“ gemacht, bei Patrick Graichen, seit vielen Jahren Leiter des renommierten Think Tank Agora Energiewende, und Thomas Birr, Strategie- und Innovationschef von E.on. Die Redakteure gehen dazu mit den beiden Experten die wichtigsten Themenfelder der Klima- und Energiepolitik (ausgenommen leider der Verkehrssektor) im Detail durch.

  • Erneuerbare Energien: Der massive Ausbau von Photovoltaik und Windenergie ist der mit Abstand wichtigste Hebel für das Erreichen der Klimaziele, sind sich die Experten einig. Das 80-Prozent-Ausbauziel sei sinnvoll. Nun komme es darauf an, bis spätestens Ende 2022 die Weichen dafür zu stellen – mit einer Verdreifachung der Ausbaumengen im EEG, schnelleren Planungs- und Genehmigungsverfahren, großzügigeren Abstands- und vereinfachten Artenschutzregeln.
  • Wasserstoff: Grün oder blau? Grüner (mit Ökostrom erzeugter) wird sich durchsetzen, schon aus Kostengründen, meint Graichen. Zudem ist blauer (mit Erdgas erzeugt, CO2 wird abgeschieden und endgelagert) nicht klimaneutral. Für eine Übergangsphase, als Anreiz zum Aufbau der nötigen Verteil- und Verbrauchsinfrastruktur, könne blauer aber sinnvoll sein, so der Agora-Chef. Bei den Importen von grünem Wasserstoff sollten wir uns nicht auf Übersee versteifen, auch Nachbarländer wie Dänemark oder Polen böten große Potenziale.
  • CO2-Preis: Mit dem vorgesehenen Mindestpreis von 60 Euro sowie dem Bekenntnis zur EU-weiten Einführung eines Emissionshandels für Verkehr und Gebäude stärke die Ampel dieses Marktinstrument – sehr sinnvoll, da die Alternative Ordnungsrecht wesentlich komplizierter sei.
  • Kohleausstieg: Die milliardenschweren Entschädigungen für die Kohlekonzerne nennt Birr einen Fehler. Das dürfte ihm leicht fallen, da sein Arbeitgeber seine Kohlekraftwerke vor einigen Jahren verkauft hat. Graichen ist überzeugt, dass der EU-Emissionshandel die Kohlemeiler bis 2030 aus dem Markt drängen wird. Sollte das nicht der Fall sein, müsse die Bundesregierung eine nationale CO2-Preisstrategie vorbereiten.
  • Gaskraftwerke: Es brauche neue Anlagen als Reservekapazitäten, die aber „Wasserstoff-ready“ sein müssen.
  • Gebäude: Graichen sieht im Koalitionsvertrag einige wichtige Anker in diesem Bereich: Abschaffung der EEG-Umlage, Erneuerbare-Quote für neue Heizungen, kommunale Wärmepläne in Kommunen. Als sozialer Ausgleich müsse bei weiter steigenden CO2-Preisen eine Pro-Kopf-Klimaprämie kommen.
  • Gesellschaftliche Akzeptanz: Beide Experten betonen, dass es politische Aufgabe sei, den Willen der breiten Mehrheit auch umzusetzen, auch gegen Proteste vor Ort. Graichen zieht hier eine Parallele zu Stuttgart 21. Birr verlangt von der Politik Ehrlichkeit: Sie müsse klar machen, dass es keine Alternative zur Energiewende gibt, dass wir Lebensqualität gewinnen, dafür aber volkswirtschaftliche Kosten und Belastungen tragen müssen.
Die Ampel und das Klima: Was jetzt konkret passieren muss

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Kommentare 5
  1. Berthold Kaufmann
    Berthold Kaufmann · vor 3 Jahren · bearbeitet vor 3 Jahren

    Ich zitiere Sara Schürmann aus dem piq davor über die Europäischen Eisenbahnen......

    ''Statt Projekte zu finanzieren, welche die Situation ein europäisches Bahnnetz ad hoc verbessern würden, investieren die EU-Staaten Milliarden in ineffiziente Großprojekte, urteilte der Europäische Rechnungshof. Im Gespräch mit Investigate Europe kritisierten Prüfer die „unkoordinierten Arbeiten“ scharf.''

    Ebenso scharf muss ich es daher kritisieren, dass hier Stuttgart 21 als sehr umstrittenes und keinesfalls von einer breiten Mehrheit getragenes VerkehrsGroßprojekt genannt wird um die Notwendigkeit von Akzeptanz für politische Projekte zu veranschaulichen.... ich bitte um ein wenig mehr Sensibilität!

  2. Berthold Kaufmann
    Berthold Kaufmann · vor 3 Jahren

    Leider wurde beim Stichwort Gebäude nur deren EnergieVersorgung thematisiert..... dass der EnergieBedarf von Gebäuden nach derzeitiger Gesetzeslage immer noch viel zu hoch ist wird leider weder im Koalitionsvertrag ausreichend thematisiert noch in dem Interview angesprochen, also auch nicht in diesem piq.... diese Blindheit auf eineinhalb Augen ist problematisch, wenn die Energiewende gelingen soll

    1. Ralph Diermann
      Ralph Diermann · vor 3 Jahren

      Ja, sehe ich genauso, das Thema kommt im Koalitionsvertrag (und im Piq) zu kurz. Der Vertrag ist hier seltsam vage (seltsam, weil er bei vielen anderen Themen recht konkret ist) - Förderprogramme für Sanierungen "weiterzuentwickeln und umzuschichten", Quartierskonzepte stärken und mehr seriell sanieren ist ein bisschen dünn. Und für Aus- und Umbau KfW 70 vorzugeben ist ja nun auch nicht gerade der große Sprung nach vorn.

  3. Leon Leuser
    Leon Leuser · vor 3 Jahren

    Die Links führen zu piqds zu Glasgow nicht zu Perspektiven auf den Koalitionsvertrag ;)

    1. Ralph Diermann
      Ralph Diermann · vor 3 Jahren

      äh - ja, danke... Nehme ich sofort raus.

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