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Liebe, Sex und Wir

Haltung zeigen ist das Diktat der Stunde. Doch was, wenn man keine hat?

Judka Strittmatter
freie Journalistin und Autorin
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Judka StrittmatterDienstag, 07.11.2017

Leider kenne ich Sascha Reh nicht, aber würde ich das tun, ich würde ihm für diesen Text um den Hals fallen, natürlich nur virtuell – alles andere wäre ja nun wirklich übergriffig. Sascha Reh ist Schriftsteller und Therapeut und diese Mischung ist ja nun schon mal großartig. Sein Text ist nicht nur gut geschrieben, er hat auch eine wunderbare Lakonie, die erst auf den zweiten Blick richtig funzt. Im Wesentlichen geht es darum, wie es ist, in der großen Kakophonie respektive Empörungskultur der Jetztzeit ohne Meinung dazustehen. Einfach, weil man keine hat. Weil man nicht sendungsbewusst ist, keinen Darstellungsdrang verspürt, keine Aufmerksamkeit braucht oder dieses oder jenes. Weil man einfach noch etwas nachdenken will, bevor man raushaut. Oder weil man diesen Zustand nicht teilen will, den die Autorin Evelyn Roll jüngst in der Süddeutschen Zeitung auf wunderbare Weise so beschrieb: "Viel sachliches Einerseits-Andererseits erträgt der von Meinungen zusammengehaltene Mensch des 21. Jahrhunderts ja nicht mehr."

"Ich muss nicht zu allem eine Meinung haben, wo es doch genügend Leute gibt, die sich gegenseitig darum kloppen, ihre sagen zu dürfen. ... Ich will weder der Mehr- noch der Minderheit angehören, sondern einfach schweigen dürfen."
Haltung zeigen ist das Diktat der Stunde. Doch was, wenn man keine hat?

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Kommentare 3
  1. Silke Jäger
    Silke Jäger · vor 7 Jahren

    Balsam für meinungsmüde Menschen. Hach.

    1. Judka Strittmatter
      Judka Strittmatter · vor 7 Jahren

      Fand ich auch!

  2. Christian Holberg
    Christian Holberg · vor 7 Jahren

    Wirklich ein toller Text. Zur Freiheit der Meinung gehört auch die Freiheit keine zu haben. Das sollte man sich hin und wieder bewusst machen. Es entspannt.

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