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1981 in St. Petersburg geboren, kam 1992 mit ihrer Familie nach Deutschland. Mit ihrem Debütroman „Meine weißen Nächte“ (2004) wurde die damals dreiundzwanzigjährige Autorin als Entdeckung gefeiert, mit „Hochzeit in Jerusalem“ (2007) war sie für den Deutschen Buchpreis nominiert. Sie veröffentlichte weiterhin die Romane "Lieber Mischa", "Die Listensammlerin" und "Null bis Unendlich" sowie das politische Buch "Sie können aber gut Deutsch!" Sie schreibt Texte jeder Art, arbeitet an einem Roman, einem Film und vielen Ideen und lebt in München.
Die Sache mit der Kraft der Worte ist die: Manchmal glaube ich daran. Manchmal nicht. Wenn ich nicht an sie glaube, dann schäme ich mich beinahe für diese Naivität: Ihr geglaubt zu haben. Tränen aus den Augenwinkeln gewischt (oder sie gelassen) zu haben, weil jemand etwas erzählt, Gefühle in Worte fasst, Sätze wie Hammerschläge, als fiele ich auf Propaganda herein, diese alten rhetorischen Tricks. Worte zerstören, aber sie schaffen nichts, denke ich abgehoben oder gefühllos, Worte sind selten Realität.
David Großmann ist einer, der um die Kraft der Worte weiß, er weiß sozusagen professionell um Worte. Der israelische Schriftsteller, so einer, den man Großschriftsteller nennt, Gewinner unter anderem des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels und des Man Booker International Prize, bewegt Menschen mit Worten, das ist seine Arbeit, er würde möglicherweise sagen, seine Berufung, und in den Momenten, in denen er vielleicht vor der berühmten, weißen leeren Seite sitzt, die sich nicht füllen will, (oder tun Großschriftsteller das nicht?), sein Fluch.
Vor einigen Tagen hat er zum Gedenktag für gefallene Soldaten und Terroropfer in Tel Aviv eine Rede vor Israelis und Palästinensern gehalten. In dieser Rede spricht sich der Friedensaktivist – nicht zum ersten Mal – für eine Zwei-Staaten-Lösung aus und kritisiert die israelische Regierung mit klaren Worten für ihren Umgang mit Palästinensern, Geflüchteten und Menschenrechtsorganisationen. Alles, was er sagt, ist schon häufig gesagt worden, und kann vielleicht nicht oft genug wiederholt werden, jedenfalls findet er aber dafür eigene, starke Worte.
Er erzählt vom wohl größten Schmerz: Seinen Sohn, den Soldaten, hat er im Libanon verloren, nun versuche er seit Jahren, „die Erinnerung vom Schmerz zu scheiden“. In dem Narrativ der Trauer, das den Israelis und den Palästinensern gemeinsam sei, sucht er nach Verbindung, nach Stärke, nach einer gemeinsamen Vision, oder zumindest einer, in der man friedlich nebeneinander leben kann. Der Ist-Zustand Israels, den er beschreibt, ist ein trauriger, aber kein hoffnungsloser: Israel sei ein Land, eine Festung, aber noch kein Zuhause. Daran gibt er in deutlichen Worten der israelischen Regierung die Schuld.
Große Worte, die vielleicht Kraft geben, vielleicht aber nur berühren, wobei das „nur“ eine Diffarmierung meinerseits ist, die ich Angst davor habe, auf Worte herein zu fallen und auf die Vermeintlichkeit ihrer Kraft. Den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern fasst er jedenfalls sehr sachlich zusammen: „Solange die Palästinenser kein Zuhause haben, werden auch die Israelis keines haben. Das Gegenteil ist genauso wahr: Wenn Israel kein Zuhause wird, wird es auch Palästina nicht.“
Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH“ Bild: EPA faz.net
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