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Quelle: privat
Spionin, Detektivin oder Archäologin wollte ich eigentlich werden. Dann reichte es nur zur Schriftstellerin. Zumindest kann ich seitdem meiner Passion im Recherchieren nachgehen. Bislang hielt ich mich dazu in verschiedenen Ländern, wie Portugal, Österreich, USA oder Japan auf. Mein letzter Roman "O.", eine Neuschreibung der Odyssee aus weiblicher Perspektive, ist im März 2020 erschienen. Außerdem gibt einen neuen Essayband mit dem Titel "Erfundene Heimaten". Zurzeit arbeite ich an einem Projekt, das sich mit der Darstellung von Historie in aktuellen literarischen Werken beschäftigt.
„Wir sind Gruppenwesen. Wir gehören nicht einfach zur Menschheit, sondern geben unseren eigenen Leuten den Vorzug und lassen uns leicht dazu überreden, uns gegen Außenstehende zu wenden.“
Kwame Anthony Appiah beschreibt in seinem neuen Buch ein Reaktionsmuster, das auch aktuell die politischen Debatten bestimmt. Der Begriff Identität wird in diesen meist wie selbstverständlich verwendet, ohne seine HIntergründe zu klären. Appiah verweist in „Identitäten“ jedoch darauf, dass es pro Mensch nicht nur eine einzige Vorstellung dessen gibt, was er ist, sondern stets mehrere, je nachdem, in welchem Kontext er sich befindet. Er selbst ist dafür ein sprechendes Beispiel, englischer und ghanaischer Herkunft, in den USA Jura und Philosophie lehrend, mit einem Mann verheiratet.
Im Untertitel seiner Abhandlung „Fiktionen der Zugehörigkeit“ fasst der Autor seine Grundthese zusammen, dass nämlich Identität keine für immer festgelegte Größe, sondern ein unabgeschlossener Prozess, ja, ein Projekt ist, dessen bestimmende Faktoren er in einzelnen Kapiteln abhandelt: Religion, Land, Hautfarbe, Klasse, Kultur.
Es macht Sinn, sich für die Lesedauer dieses Buchs von den aufgeheizten Debatten zurückzuziehen und in Ruhe die so selbsterklärend scheinenden Begriffe, welche wir darin einsetzen, zu analysieren. Anstatt z.B., verschiedene Religionen gegeneinander auszuspielen, sucht Appiah nach Gemeinsamkeiten, indem er Glaubensbekenntnisse welcher Art auch immer als Aussagen mit performativem Charakter definiert und hierbei auf ihre Gemachtheit hinweist, welche gleichzeitig – und das ist der positive Aspekt - ihre Veränderbarkeit beinhaltet.
Sehr gut gelingt diese Relativierung von vermeintlich festen Größen am Schicksal einzelner, wie etwa dem als Ettore Schmitz geborenen und als Italo Svevo bekannt gewordenen Autor, der durch politisch-historische Umstände gezwungen wurde, seine Identität einmal diesem, einmal dem anderen Staat anzupassen. Den heute für rechte Parteien so wichtigen Begriff der Nation definiert Appiah in der Folge als „eine Gruppe von Menschen, die der Ansicht sind gemeinsame Vorfahren zu haben“. Schmitz/Svevo musste ja seine Stadt Triest gar nicht verlassen und war doch Bürger zweier Nationen. Die Behauptung, es gäbe irgendwo in der Welt eine in sich geschlossene, einheitliche Nation, Kultur und Sprache erweist sich angesichts realer politischer Verschiebungen als reine Fiktion. Das aber gibt wiederum Menschen die Freiheit für sich zu definieren, wie sie mit anderen und gleichen als Gruppe zusammenleben wollen.
Wenn also die alten Begriffe, die Gesellschaften bislang definieren, nicht mehr brauchbar sind, brauchen wir neue Wertmaßstäbe. In seinem früheren Buch „Der Kosmopolit“ beschrieb Appiah die Freundlichkeit als Grundvoraussetzung für einen gelingenden Umgang miteinander, gleich wer man ist und woher man kommt. Diesmal nennt er „Respekt“. Das betrifft auch die Idee einer kulturellen Vorherrschaft des „Westens“, der anderen Kulturen überlegen sei. Diese Annahme sei höchst unpraktisch für die Lösung der anstehenden Probleme, meint Appiah. Und es ist dieser Pragmatismus, diese Unaufgeregtheit, mit der der Autor auf das unübersichtliche Weltgeschehen blickt, welche die Lektüre seines Buches so heilsam macht. Es vermittelt Zuversicht, gibt Handlungsvermögen zurück. Und danach will man das Gespräch wiederaufnehmen. Sehr empfehlenswert.
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