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Anne Hahn, in Magdeburg geboren, lebt seit 1990 in Berlin. Studium der Kunstgeschichte/Geschichte in Berlin und Florenz. Seit 1999 Porträts, Reportagen und Rezensionen in verschiedenen Medien. Buchveröffentlichungen u.a.: "Satan, kannst du mir nochmal verzeihn - Otze Ehrlich, Schleimkeim und der ganze Rest" (mit Frank Willmann) Ventil Verlag 2008, "Pogo im Bratwurstland: Punk in Thüringen" LzfpB, 2009, „DreiTagebuch“ Roman, „Gegenüber von China“ Roman, beide Ventil Verlag, 2014, "Das Herz des Aals", Roman, Ventil Verlag 2017, "Mitten drin - Fußballfans in Deutschland" BfpB, 2018, "Vereint im Stolz - Fußball, Nation und Identität im postjugoslawischen Raum", BfpB 2021
…während ihrer Regierungszeit geraten alle Mitglieder des Clans, - ganz unabhängig davon, welche Fähigkeiten sie im Alltagsleben besitzen – in einen ganz besonderen geistigen Zustand, der es ihnen erlaubt, „alles zu wissen“. Dies ist eines der vielen Wunder, die das Leben des Volkes SCHAPIUTUK häufig bestimmen. So ist während der Regierungszeit jedes Mitglied des Clans dazu fähig, in jeglicher Angelegenheit die jeweils richtige Entscheidung zu fällen, auch wenn sie übermenschliche Kräfte erfordern sollte.
Vor einigen Tagen fand ich in einer Kiste, die ein Freund aussortiert hatte, dieses Buch. „Madajk, Berichte über das Leben auf dem sechsten Kontinent des Planeten HOMANA“, 1995 im Nürnberger Verlag für Moderne Kunst erschienen, enthält es auf 164 Seiten etliche Farbfotos, Beschreibungen und Skizzen der Miniaturwelt der Künstler Svetlana Martinchik und Igor Stepin. Sie haben eine Art erste Enzyklopädie erschaffen, die Auskünfte über die Bevölkerung des Kontinents MADAJK und der anliegenden Inseln enthält, ihre Sprache, Zeitrechnung, Rituale und Magie erklärt.
Von September 1995 bis Juli 1996 tourte die Ausstellung der Plastilinwelt Madajk durch Hagen, Nürnberg, Erfurt und Braunschweig, begleitet von diesem Ausstellungskatalog. Im Nachwort spannen die Herausgeber Michael Fehr und Birgit Schulte einen weiten Bogen von den utopischen Weltentwürfen eines Thomas Morus über Francis Bacon und Karl Marx bis zu den ukrainischen Künstlern und ihrem Weltentwurf HOMANA, der sich von den klassischen Utopien darin unterscheide, dass er unsere Welt ironisch kritisiere und einen anderen, künstlerischen Welt-Entwurf schaffe, der unser Denken hinterfrage. Eine digitale Erfahrbarkeit der Utopie sei in Planung.
Mir erscheint die Miniaturknetwelt der urkainischen Künstler weniger revolutionär als den Herausgebern, dennoch versetzte mich das übrigens sehr seltene Buch in Aufregung, da es mich an Manfred von Kiedorf erinnerte. Es muss Anfang der 2000er Jahre gewesen sein, als ich in einer Kneipe im Prenzlauer Berg auf den alten Herrn traf, der mir weismachen wollte, er hätte den Ritter Runkel erfunden. Ich hatte meinem kleinen Sohn damals nicht nur die Digedag-Runkel-Reihe vorgelesen, sondern mich auch an einer Häkel-Version der Ritters versucht und erkannte im schnell skizzierten Ritter des Kneipen-Tischnachbarn einen seiner Väter. Damit nicht genug, der fidele Herr unterhielt mich einen ganzen Abend lang mit Geschichten aus seinem Leben, wozu eine Adligsprechung und die Erfindung einer Miniaturwelt gehören sollte.
Manfred Kiedorf, ein 1936 (angeblich in einer Ju52 über Berlin) geborener Werkzeugmacher, Filmvorführer, Werber, Illustrator, Bühnenbildner und Miniaturist zeichnete in den 60er Jahren im Team von Hannes Hegens Mosaik-Kollektiv tatsächlich an der Runkel-Reihe mit, die beinahe jedes DDR-Kind kannte und liebte, entwarf die Burg Rübenstein und die wundervollen historischen Venedig-Stadt-Ansichten. Von singulärem Wert jedoch ist die Schöpfungsleistung des Freundes-Paares Manfred Kiedorf und Gerhard Bätz, "Rococo en miniature - Die Schlösser der gepriesenen Insel".
Die Freunde begannen in ihrer gemeinsamen Lehrzeit im thüringischen Sonneberg, Halmasteine zu bemalen und entwickelten allmählich eine (über ihren Briefkontakt festgehaltene) komplizierte Hierarchie, zwei ganze Hofstaaten nebst Personal - seit 1986 mit dem ausgebürgerten Freund Bätz auch über die deutsch-deutsche Grenze hinweg. Das 2006 vom Thüringer Landesmuseum Heidecksburg in Rudolstadt angekaufte Gesamtkunstwerk wird dort in den restaurierten Räumen der ehemaligen Hofküche des Schlosses präsentiert und zeigt ausgewählte Stücke der über 3.000 handschriftlichen, mit Skizzen und Bauzeichnungen versehenen Briefe.
Die Freunde wurden 2010 im thüringischen Rudolstadt zum Chevalier de la noble passion du château erklärt und die Ausstellung ihrer Schlosswelten übertrifft mittlerweile alle Besuchererwartungen. Ich bin froh, Manfred von Kiedorf kennengelernt zu haben und reagiere seitdem weniger spöttisch, wenn mir jemand in einer Kneipe erzählt, er sei adlig. Oder der Erfinder einer Comic-Figur. Oder eines Miniatur-Königreiches ...
„Sie kennen Dyonien und Pelarien nicht, die beiden glanzvollen Königreiche der gepriesenen Insel? Das ist fatal! Schon als Jugendliche in den fünfziger Jahren haben die Freunde Gerhard Bätz und Manfred Kiedorf angefangen, ihre schnörkelreiche 1:50-Traumwelt zu spinnen, ein Leben lang und ungezählte Stunden dauerte das private Basteln, Dichten, Fantasieren. Jetzt bildet Rococo en miniature mit seinen unglaublichen Schlössern, grandiosen Festgesellschaften und kauzigen Hofschranzen ein eigenes, wunderbar durchgeknalltes Privatuniversum auf Schloss Heidecksburg - dem Idealbild der thüringischen Residenz.“
(ART – Das Kunstmagazin, 11/2015, S. 56/57, in dem die Rudolstädter Schlösserwelt als einer der 42 definitiven Lieblingsplätze der ART-Redaktion präsentiert wird.)
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