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Quelle: privat
Sachbuchautor über Romane in Berlin. Letzte Veröffentlichung: "Mein Leben als Tennisroman" (Blumenbar). Kolumne "Bad Reading" im Freitag (das meinungsmedium).
- Was wissen Sie über seine Geschichte?
- … über was?
- Seine Geschichte.
- Welche Geschichte?
- Die Geschichte von Takis?
- Oh, tut mir leid. Da hab ich keine Informationen.
Reporterfragen an Rafael Nadal auf der Pressekonferenz der Australian Open vor seinem Viertelfinale, aus aktuellem Anlass nur leicht verfremdet. Denn der Weg aus der literarischen Winterdepression führt natürlich nicht über die deutsche Dicke-Mädchen-Lidl-Vollproll-Veranstaltung Handball, sondern über den wunderbar weltweiten Einzelsport Tennis, dem man sich nach dem frühen Ausscheiden von Kerber und Zverev gerade schön unter dem nationalen Radar hindurch widmen kann.
Am besten nachts auf Eurosport 360°, wo auf drei Kanälen das Geschehen auf den drei Hauptplätzen von Melbourne gezeigt wird, unkommentiert und ohne Werbeunterbrechungen für Wunderino oder Amorelie (wobei man zugeben muss, dass Games und Vibratoren ganz gut zu dem masturbatorischen Kontrollsport Tennis passen). So baue ich derzeit mein Schlafdefizit aus und versinke im Blau des Courts zu Maggie Nelsons parallel gelesenen „Bluets“ (Jonathan Cape) in einem ganz eigenen Blues. Kurze Zwischenaufheiterungen bestanden letzte Woche aus dem Kauf von Roger Federers petrolblauen Tennisshorts bei uniqlo und dem Erwerb der neuen Nummer von Racquet bei do you read me?.
Auf Racquet – A journal that celebrates the art, ideas, style and culture that surround tennis – wurde ich im letzten Herbst durch meinen kleinen Profi-Bruder aufmerksam gemacht. Er hatte mir die bereits siebte Ausgabe des in New York produzierten Magazins aus den USA mitgebracht, von dem ich vorher noch nie was gehört hatte. Das sehr schön aufgemachte Heft bestach mit abseitigen Geschichten über den stillen Belgier David Goffin (der mich rein physiognomisch frappierend an den jungen Jochen Schmidt erinnert), den alten Agassi-Schleifer Nick Bolletieri („If you look at Nick’s history, Nick doesn’t look back“: aus seinem Buch Love Means Zero) und eine erschütternde Bildergeschichte von seinem verlassenen Tenniscamp Thunderdome, dessen Verfall unter den Palmen Floridas an Filmstills aus Apocalypse Now erinnert. Plus die englische Übersetzung der Philip Roth-Story von Andrea Petkovic, die sie als 30-love-Kolumne bereits im SZ-Magazin veröffentlicht hat. (Jene Petkovic, die letzte Woche bei den Australian Open mit Kreislaufkollaps in der ersten Runde aufgeben musste und die jetzt „laut Bild“ auch ein Buch schreiben will, wie mir mein Lektor nervös smste, ob ich mehr wüsste? – Ja, das Buch heisse We’ve got the tennis-balls for the wrong sport und erscheine bei Penguin, textete ich zurück.)
Und jetzt also brandaktuell zu den Australian Open die neue Racquet-Ausgabe Acht:
Es gibt ein ziemlich fieses Portrait des französischen Tennis-Hipsters Benoit Paire, der sich auf Instagram gleichzeitig als großer Solitaire und Party-Hengst inszeniert, und das sich wie eine Abrechnung mit den GenZs liest, die nach wie vor keine Chance gegen die asketischen Arbeitstiere Nadal und Djokovic haben. In ziemlich länglichen Texten wird dagegen der alten Garde gehuldigt: dem angeblichen Punk Jimmy Connors im New Yorker Summer of Sam (hat man auch schon ein paar Mal zu oft gelesen, wie er von seiner Mutter auf Hass programmiert wurde: vom Gegner bis zum Ball). Oder dem ewigen John McEnroe, in einem Gespräch zwischen John McEnroe (der mittlerweile nur noch auf Eurosport den Clown macht oder mit WILDMAN-Basecap im Seniorendoppel rumspackt) und dem deutschen Maler und Objektkünstler Friedrich Kunath (geboren 1974 in Karl-Marx-Stadt) über Tennis, Psychologie und die "Poesie des Verlierens": ein besserer Mensch werden, weil man gegen Lendl verliert oder so ähnlich.
Nostalgia Ultra: natürlich gibt es auch wieder eine herzzerreißende Bildstrecke von den heruntergekommen Plätzen des einst so glorreichen Tennisstandorts Tschechien, from glamour to the gutter. Tennis atmet hier wie auch in der gesamten westlichen Populärkultur vor allem den dekadenten Geist der recherche du temps perdu, etwa wenn im Film Call me by your name kurz ein Plakat der French Open von 1981 mit der blonden Mähne von Björn Borg aufleuchtet.
In der Gegenwart sieht man einen goldkettenbehängten Schlaks beim Seitenwechsel seinen Schläger zerhacken, und da ich nebenbei außerdem gerade noch John Wrays große Aussteiger-Geschichte „Gotteskind“ (Rowohlt) lese, in der eine junge Amerikanerin ihrer verhassten Heimat den Rücken kehrt, um sich in Afghanistan den Taliban anzuschließen, ist es eine interessante Überblendung, sich vorzustellen, wie die bettelarmen frommen Gotteskrieger wohl die Dekadenz der westlichen Sportarten rezipieren würden. Vielleicht würde vor ihren Augen nur die wunderbare Naomi Osaka bestehen, die sich vor den Spielen mit Kendrick Lamar auf dem Kopfhörer eintanzt und deren Viertelfinale gegen den Eminem-Fan Elina Svitolina in diesem Jahr tatsächlich bisher das einzige Spiel ist, das ich mir ganz angeguckt habe.
Morgen und Sonntag, jeweils um 9:30 Uhr, dafür aber die Finals: Osaka gegen Kvitova, Nadal gegen Djokovic! It will be a match.
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