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Sachbuchautor über Romane in Berlin. Letzte Veröffentlichung: "Mein Leben als Tennisroman" (Blumenbar). Kolumne "Bad Reading" im Freitag (das meinungsmedium).
And the songs with the dirty words/ Make sure you record them that way/ Andy liked to stir up trouble/ He was funny that way/ He said: it's just work/ All that matters is work
(Lou Reed: Songs for Drella)
Eine weitere sehr gute Passage aus Kenneth Goldsmiths "Uncreative Writing" (Matthes & Seitz) hab ich nur fast nicht vergessen, der gestrige Piq wäre vielleicht auch einfach zu lang geworden. Goldsmith beschreibt darin die Transformation, die ein ganzseitiges Interview aus der New York Times erfährt ("Tony Curtis Still Likes It Hot"), wenn man es zunächst - mit der maximalen Autorität und Aura einer Zeitung auf Papier - als Print, dann als Online-Artikel (bereits umzingelt von den Werbebannern der Homepage), und schließlich als schnöde rauskopierten Text (oder eben einfach nur noch: Text) in einer Mail liest (in der jemand, dem das Interview mal sehr gefallen haben muss oder Grund zu gnadenloser Empörung gewesen war, es jemand anderem, vielleicht nicht mehr ganz so Interessiertem, weitergeleitet hat).
Einen ähnlichen Aura- oder Autoritätsverfall kann man natürlich auch mit Büchern erleben. Als Romankritiker beispielsweise wird man sich immer ein wenig wie der Junge im Süßwarenladen fühlen: Traumjob, all die Verlagskataloge, aus denen man frei bestellen darf - und dann werden einem die Objekte der Begierde auch noch kostenlos frei Haus geliefert. Das Gefühl von Weihnachten, wann immer ein weiteres Buch in der Post ist, will nie ganz verschwinden, sieht sich aber dennoch mit einer Realität konfrontiert, in der Bücher nur noch PDF-Leseproben oder Abfall der belletristischen Überproduktion einer "Kulturnation" (SPD-Werbung) sind. Umgeben von Bergen von Büchern entwickelt sich eine gewisse Kaltschnäuzigkeit im Umgang mit ihnen (die ich in besseren Momenten gern professionell nenne, die mich in schlechteren selbst schockiert). Und ich habe noch nicht mal angefangen, von Inhalten zu reden.
Man mag das wie Peter Handke beklagen, für den ein Buch immer noch ein sakraler Gegenstand ist und der sich dann über die "Arschhaltung" ärgert, wenn jemand so etwas einfach in der U-Bahn liest. Oder man kommt als Kritiker dem Service-Diktat der Redaktionen nach ("... wenn der neue Roman von Jana Hensel wirklich so scheiße ist, dass Sie sich noch nicht mal getraut haben, ihn für Ihre Nachbarn auf die Briefkästen zu stellen, sondern ihn direkt in die Papiertonne werfen mussten - warum sollten wir dann den kostbaren Platz auf unserer Kulturseite in der Brigitte mit der Warnung vor einem deutsch-israelischen Liebesroman verschwenden!") und feiert seine Schützlinge lieber produktionsnah als Freund der großen Gefühle und Themen (Familie, Zweiter Weltkrieg oder Universalromane über den Dokumentarfilmer Rudolf und seine ehemaligen Studentin Milena) ab ...
Anyway, wie Lou Reed sagen würde: Warum schreiben Sie dann überhaupt noch? - Natürlich für Weltruhm und maximale politische Einflussnahme. Wenn man "als Autor" einer Wirtschaftsgröße mal zwischen zwei Champagner-Flöten auf einer lauen Vogue-Night im Borchardt "unbedingt" Rainald Goetz' Johann Holtrop ans Herz gelegt hat, ist allein schon der schweigende Gesichtsausdruck des Topmanagers beim nächsten Treffen das Eintrittsgeld wert gewesen - "Und, schon gelesen?!"
In keiner Sekunde gilt es zu vergessen, dass Autor kein seriöser Beruf ist. Und dass das fast schon unser einziges Pfund ist. Um abschließend mit einer letzten kleinen Uncreative-Writing-Übung zu kommen, von der ich mir gern vorstelle, dass sie Bolaño gefallen haben könnte:
Wenn ich absolut nicht weiter weiß, suche ich auf Pornhub nach anderen Autoren. Sensationelle Ergebnisse: Bei "Mariana Leky" werden Talkshow-Auftritte einer brasilianischen Fuß-Fetischistin gefunden. "Judith Hermann" ist eine Nacktszene aus dem Fassbinder-Film Der Händler der vier Jahreszeiten. Auf "Peter Handke" fragt Pornhub nach, ob "Peter Handle" gemeint ist (und liefert vorsichtshalber jede Menge Stieffamilien-Clips). "Richard Ford" führt einen direkt zu der Aktrice Lilly Ford (Captain-Sex auf amerikanischen Booten) und ist also nicht so gänzlich unbekannt wie "Detlef Kuhlbrodt". Dessen Eingabe führt mit einem vorsokratischen Gegenvorschlag direkt zurück in die Welt der Literatur: Broaden your search!
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