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Kurator'in für: Fundstücke Medien und Gesellschaft Flucht und Einwanderung Feminismen
Reporter, Kurator, Autor für deutsche und internationale Medien. Studium der Politikwissenschaft/Anthropologie. Themen: Weiße Mehrheitsgesellschaft, MENA, Autokratien, Kapitalismuskritik, Feminismus und kritische Theorie.
In einem Interview hat der Historiker Götz Aly die Provinienzforschung des Humboldt-Forums kritisiert. Konkret geht es darum, dass auch andere deutsche Museen die Herkunft ihrer Ausstellungsobjekte nicht realitätsgetreu markieren und somit einer Debatte rund um die koloniale Aufarbeitung und Restitution in der Kunst- und Kulturszene aus dem Weg gehen. Nur ein Beispiel:
Bei der Wiedereröffnung des Ethnologischen Museums im Berliner Humboldt Forum soll es zentrales Ausstellungsstück sein und im Eingangsbereich präsentiert werden: das 16 Meter lange Luf-Boot. Doch die Provenienz des Bootes ist umstritten. Der Historiker Götz Aly hält es jedenfalls für koloniale Raubkunst. „Nach dem Zweiten Weltkrieg hat man dann irgendwann erfunden, es sei rechtmäßig erworben und an das Museum verkauft worden. Das ist alles nicht wahr, das kann man ganz leicht herausfinden“, betont Aly, der die Geschichte des Ausstellungsstücks in seinem neuem Buch „Das Prachtboot“ nachgezeichnet hat. „Die Quellenstudien sind ganz einfach“, sagt der Historiker. „Es hat sich keiner die Mühe gemacht, und es war bequem für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, das einfach zu behaupten und zu glauben.“
Mittlerweile hat die Leiterin des ethnologischen Linden-Museums in Stuttgart, Inés de Castro, auf Alys Kritik geantwortet und beteuert, dass sich die Museen in Deutschland ihrer kolonialen Vergangenheit stellen müssten. Auch der Leiter des Ethnologischen Museums in Berlin (innerhalb des Humboldt-Forums), Lars-Christian Koch, widerspricht Aly nicht. Diesen Worten sind allerdings (noch) keine Taten gefolgt. Und so bleibt eine Fragen offen: Schmücken sich deutsche Museen bewusst mit kolonialer Raubkunst?
Götz Aly hat ein neues Buch zur Aufarbeitung des deutschen Kolonialismus in der Südsee geschrieben. Er beklagt darin auch ein Abmoderieren dieser Debatte von Seiten wichtiger Player in Politik und Kultur. So würden beispielsweise hier und da ein paar Projekte mit ausländischen Künstler*innen und Wissenschaftler*innen initiiert, eine richtige Aufarbeitung und daraus resultierende Konsequenzen würden aber auf sich warten lassen. Zwar sind die Erkenntnisse nicht ganz neu, die Debatte kommt aber seit Jahren nicht bei jenen an, die etwas bewegen könnten: Entscheider*innen in Politik, Kunst und Kultur. Die Historikerin Bénédicte Savoy hat vor Kurzem ebenfalls ein viel diskutiertes Buch zum Thema veröffentlicht. Ein Interview mit ihr kann man beim NDR hören.
Quelle: Otto Langels Bild: Andreas Labes www.deutschlandfunk.de
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