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Medien und Gesellschaft

Ein Gespräch über Wahrnehmung und Beschreibung unserer Welt

Thomas Wahl
Dr. Phil, Dipl. Ing.
Zum Kurator'innen-Profil
Thomas WahlSonntag, 20.08.2023
Hier liefern sich Axel Bojanowski und Martin Burckhardt ein spannendes Gespräch über die Wahrnehmung und Beschreibung unserer Welt in den Medien und den sozialen Strömungen unserer Zeit. Nicht nur beim Reden 
über den Klimawandel, ist man unweigerlich mit der Frage konfrontiert, wie sich in einer aufgeklärten, säkularen Gesellschaft ein apokalyptisches Denken breit machen und ein Diskurs sich hat herausbilden können, welcher der ›Leugner‹ und absoluter Gewissheiten bedarf. In jedem Fall greift die Rede über das Wetter, sofern sie allein den Meteorologen überlassen bleibt, viel zu kurz, gilt es die Rolle der Medien in den Blick zu nehmen.
Und in der Tat, es ist ein Gespräch, das sich solchen Wahrnehmungsverzerrungen ohne Eifer und ohne Zorn nähert. Es geht weniger um die Details des Klimawandels (den niemand in Abrede stellt, schon gar nicht Bojanowski) als um die blinden Flecke dieser und anderer Debatten:
das Desinteresse, dass man den konkreten Lösungen zuteil werden lässt, die geradezu religiöse Erregung, welche sich der Disputanten bemächtigt, zuguterletzt das erstaunliche Beharren auf geistiger und moralischer Suprematie …..
Ich hoffe, dass dieses Gespräch auch für diejenigen unter uns, die Bojanowski sonst inhaltlich nicht zugeneigt sind, ein Gewinn ist. 

Ein Gespräch über Wahrnehmung und Beschreibung unserer Welt

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Kommentare 21
  1. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor mehr als ein Jahr · bearbeitet vor mehr als ein Jahr

    Ein Gespräch ist es nicht. Diese vorformulierten, abgelesenen, wohlfeilen Zwischentexte von Burckhardt sind irgendwie unangenehm. Er reagiert auf nichts. Er nutzt Bojanowski zur Bestätigung seiner Agenda - genau nach Plan. Letzterer wirkt teilweise auch irritiert davon.

    Die beiden berichten davon, wie ein unspezifisches Problem, nämlich mediale Hysterie, Katastrophenjournalismus und Aufmerksamkeitsökonomie spezifisch wirkt - nämlich im Kontext mit der Klimakatastrophe. Gut soweit. Teilweise sehr richtig beobachtet und interessant. Aber was ist die Pointe? Alles nicht so schlimm? Bojanowski kritisiert schon ganz zu beginn, dass in jeder Nachrichtensendung Wetterereignisse als politisch bedeutsam präsentiert werden. Er findet also scheinbar, dass sie es nicht sind? Und das wäre dann die Streitfrage. Alles Quatsch, was berichtet wird über plötzliche Meereserwärmung, ständig mehr Waldbrand, Hitzerekorde, auftauende Permafrostböden usw? Oder zumindest alles total übertrieben in seiner Relevanz? Das mit dem Waldsterben hat nicht gestimmt, also stimmt das mit der Klimakatastrophe auch nicht? Reißerische Medien und daran "anschlussfähige" Wissenschaft sind das Problem und nicht die Klimakatastrophe?

    Ich finde die beiden schlimm. Letztlich haben sie, glaube ich, einfach Angst vor machtvoller, disruptiver Veränderung. Hab ich auch, aber ich biege mir deshalb nicht alles hin auf "böse Medien" und "schlechte Wissenschaftler". Klimakatastrophe ist bei ihnen Relotius und die "Rückkehr des Märchens" und sogar "Relativitätsverlust"- in dem Teil gleiten die beiden echt ab ins "Querdenkerhafte" oder Verschwörerische - freilich ohne irgendeine Beweisführung oder eine Theorie dazu, was diesen globalen Prozess der Anerkennung der Klimakatastrophe ausgelöst hat und jetzt den Wandel trägt.

    Für die beiden ist alles "gesellschaftliche Psychose statt Analyse". Heißt das jetzt, dass es die Analyse nicht gibt? Oder dass sie als Ganzes falsch ist? Also leugnen sie doch die Klimakatastrophe? ...natürlich keine Antwort dazu. Die beiden kommen mir vor, wie eine Fussballmannschaft, die an der Seitenlinie steht und eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters diskutieren. Das Spiel läuft aber längst weiter und gerade ist das 10:0 für die andere Mannschaft gefallen.

    Ich bin allerdings bei etwa Minute 40 ausgestiegen - da erklärt Bojanowski gerade erneut, was das für einen tollen, gesellschaftlichen Status es mit sich bringt, wenn man Klimaaktivist wird... wtf?

    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr · bearbeitet vor mehr als ein Jahr

      Bojanowski hat eigentlich den Medien etwas ganz anderes vorgeworfen. Dass diese nicht die komplexe Debatte in der Wissenschaft wiedergeben sondern sich die krassesten Meinungen heraussuchen und dann verbreiten. Und damit ihre Funktion verfehlen. Nein, nicht Klimakathastrophe ist Relotius, die Medien sind es, die all zu oft zu Relotius neigen. Oder meinst Du ernsthaft, dass es gerade beim Klima anders ist? Jeder, der selbst mal in die ICCP Berichte schaut ahnt das. Ja, Analysen finden statt, aber eben weniger in den Medien, die lieber die krassesten Szenarien oder Projektionen als Gewißheiten darstellen. Und die Medien treiben die Politik. Natürlich ist nicht jeder Waldbrand etc. politisch bedeutsam. Oder es ist anders herum wie im Ahrtal. Da war politisches und staatliches Versagen der Grund für die immensen Scäden und Opfer. Und man versucht es als Folge der Klimakatastrophe hinzustellen.

      Bedeutsam wären lange statistische Zeitreihen etwa über Brände, Opfer, Kosten, wie sie z.B. Bojanowski immer bringt. Oder eine Wertung der verschiedenen Klimamodelle, ihrer Ergebnisse und Szenarienvergleiche. Die aber sind eben großteils nicht so katastrophal und eindeutig.

      Und es geht nicht darum irgendwie machtvolle disruptive Veränderungen durchzudrücken. Sondern sinnvolle und realistische. Die einerseits die soziale und wirtschaftliche Existenz der eigenen Bevölkerung sichern und andererseits auf die Herausforderungen der globalen Erwärmung etc. reagieren. Das ist eben die Pointe. Nicht wie in D, wo man mit der einen Hysterie aus der Kernkraft aussteigt und mit der anderen jedes Kilo CO2 als zu viel erklärt.

      Also ich verstehe nicht von welchem Fußballspiel Du sprichst? Und wer da 10:0 führen soll. Etwa die Energiewende in D? Oder den global wachsenden CO2-Ausstoß?

    2. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als ein Jahr

      @Thomas Wahl ich schrieb: " Die beiden berichten davon, wie ein unspezifisches Problem, nämlich mediale Hysterie, Katastrophenjournalismus und Aufmerksamkeitsökonomie spezifisch wirkt - nämlich im Kontext mit der Klimakatastrophe." Also warum fragst du mich, ob ich "ernsthaft meine, dass das beim Klima anders" wäre?

      Du sagst jetzt, dass nicht die Klimakatastrophe, sondern nur der Journalismus Relotius ist. Die zwei Vögel da reden aber zumindest die ersten 40 Minuten nur (!) darüber, wie falsch und wie übertrieben alles ist. Kein Wort über die Relevanz der tatsächlichen Katastrophe, kein Wort über die enorme Energie mit der diese Katastrophe geleugnet und verdrängt wurde. Du nennst eine Pointe - die zwei nicht.

      Nein, für mich ist das sozusagen die nächste Evolutionsstufe des Klimakatastrophe-Leugnens: "ok, es passiert, aber es ist alles furchtbar übertrieben." Unser Problem sind aber nicht schlechter Journalismus oder irgendwie gefällige Wissenschaft, sondern katastrophale Realitäten, die aktuell eben leider auch noch viel schneller eintreten, als die Wissenschaft dachte. Das meine ich mit dem Bild des Fussballspiels. Die andere Mannschaft ist die Klimakatastrophe. Und die schiesst ein Tor nach dem anderen, während Bojanowski, Burckhardt und du darüber diskutieren, ob das eine oder andere Tor vorher nicht gegeben hätte werden dürfen.

      Die, wie gesagt nicht spezifische, Hysterie der Medien, gilt eben über alle Themen hinweg. Auch z.B. für das Thema "Deindustrialisierung" oder "internationale Wettbewerbsfähigkeit". War schon immer so - sobald politisch irgendetwas passiert, was nicht sofort auf quantitatives Wachstum einzahlt, rennen Scharen von Lobbyisten und Politikern an die Mikros und prophezeien das Ende von Markt und Wohlstand. Wissend, dass mindestens die BILD diese Angstnarrative sofort aufgreift, verstärkt und ins letzte Loch brüllt.

      Ich glaube, dass Politik im Sinne des nächsten Quartalsbericht uns ruiniert. Ich bin immer noch froh über den Atomausstieg, weil nur so Platz und Geld frei wurde für neue Technologie und bessere Alternative. Ich halte den Kampf um die Vermeidung von jedem Kilo CO2 für alternativlos, genauso wie ich es für alternativlos halte, dass er nicht bei jedem Kilo gewonnen werden kann.

    3. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr

      @Marcus von Jordan Leider hat keiner von uns ein Sensorium, die Welt als Ganzes, als Realität direkt und unmittelbar zu erkennen und zu durchschauen. Wir sehen nur was wir selbst in unserer begrenzten Umwelt erleben und dann, was die Medienleute/Wissenschaftler berichten. Eine Kritik an den Medien damit zu relativieren, das ja die Realität Beweise wie schlimm es wirklich ist, ist dann schon ein starkes Stück. Und wer das skeptisch sieht, ist dann ein Realitätsleugner? Woher willst Du das wissen, außer von den Medien? Bist Du ein Mediengläubiger? Das dreht sich doch im Kreise. Wenn Du allerdings vor Angst und Hysterie in den Medien warnst, dann sind wir uns einig. Sogar mit Bojanowski …… Diese Angst wirkt in der Tat in fast allen Themenfeldern - von der Kernkraft über die Gentechnik bis zum Kapitalismus. Und sie lässt sich nur überwinden, wenn man kritisch, mit viel Sachverstand diskutiert und dann probiert.

      In dem Sinne ist es harte Arbeit sich auch aus eigenen Erfahrungen und Wissen eine Meinung zu bilden. Was einem keiner abnehmen kann.

    4. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als ein Jahr

      @Thomas Wahl ...ich relativiere nicht die Kritik an den Medien, ich bemängle, dass das alleine steht in dem Kontext. So entsteht der nachhaltige Eindruck, dass es nicht um Medienkritik geht, sondern um Verharmlosung. Die Medienkritik soll also die Katastrophe relativieren.

      Egal wie destruktiv, schlecht und alarmistisch vielleicht Teile der Berichterstattung sind, Stand jetzt kommt die Katastrophe schneller und krasser als die Wissenschaft prognostiziert hat.

      Sehr bizarr übrigens diese Idee/ Vorwurf, dass es irgendwie gesellschaftlich oder persönlich förderlich sein könnte, Klimaaktivist zu werden oder über die Klimakatastrophe zu berichten, weil das irgendwie en vogue wäre oder so was...Frag mal die Betroffenen. Aktivisten werden geächtet und kriminalisiert und erfahren nichts als Nachteile. Klimajournalist'innen müssen schon ihre eigene dystopische Arbeit psychisch ertragen, dann wie ihre Arbeit seit Jahrzehnten ignoriert wurde und jetzt wie alles eintritt wie prognostiziert, nur schneller. Dafür gab es außerhalb der Bubble nur Hate und Ablehnung und dann muss man auch noch solche Verdrängungsgefechte ertragen, wie das hier empfohlene. Ich kenne das privat - es ist erstaunlich was du an Aggressionen erzeugen kannst, nur weil du erwähnst, dass du dir bewusst ein flugfreies Urlaubsziel ausgesucht hast. Also zum Lustgewinn hat sich da noch niemand engagiert.

    5. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr · bearbeitet vor mehr als ein Jahr

      @Marcus von Jordan Aber was soll das, eine Diskussion damit zu kritisieren, dass sie nicht gleich die ganze Welt diskutiert sondern nur einen Ausschnitt? Und dabei nicht ständig betont, wie schlimm alles ist.

      Was meinst Du, was ich für Aggressionen erzeugt habe, etwa für Angriffe, wenn ich in Chatgruppen z.B. linke Stereotype in frage gestellt habe. Ich kenne das. Es ist in der Tat eine sehr ungute Entwicklung. Ist ja das Gute hier bei piqd ….

      Bei Aktivisten aller Couleur kommt die Bestätigung immer aus der eigenen Bubble und den entsprechenden Sympathisanten. Genau das ist doch das Hochgefühl der eigenen Besonderheit, wenn man meint die Welt exklusiv zu erkennen und zu retten. Und dabei auch kräftig austeilt gegen die Bösewichter …..

    6. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als ein Jahr

      @Thomas Wahl kann dir jetzt nicht ganz folgen glaube ich...

      1. Absatz - nochmal: den beiden gehts nicht um die Medienkritik, sondern um Relativierung. Sonst hätten sie den Kontext eben mal hergestellt, mal erwähnt, dass das eben die Katastrophe nicht relativiert, aber besserer, konstruktiverer Journalismus helfen könnte, besser zu reagieren.
      Ich glaube übrigens, dass es dir auch um das Relativieren der Katastrophe geht - soll bitte kein Angriff sein, aber du sprichst in der Verteidigung dieses Gespräch eben auch höchst erwartbar wieder davon, dass es nicht "so eindeutig und nicht so katastrophal" ist. Wie katastrophal und eindeutig solls denn noch werden?

      2. Absatz - ich sage das nicht, sondern die beiden machen das zweimal, dass sie Klimaaktivismus oder Engagement in den Verdacht stellen, dass das sozusagen ein Lifestyle Assessoire wäre... absurd und merkwürdig aggressiv!

      3. Absatz - ja, aber ich begreife den Bezug auf meine Kritik nicht.

    7. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr

      @Marcus von Jordan Also, Du Antwortest jetzt wieder als der Richter, der den absoluten und genauen Charakter der Katastrophe zu kennen meint. Und alle, die dem nicht zustimmen, es nicht ständig genau so betonen als Relativierer sieht. Du weißt, worum es den beiden geht. Das ist genau das, worüber die beiden kritisch Gesprochen haben. Das ist natürlich dein gutes Recht als Bürger. Aber als Journalist wäre das problematisch.

      Konkret habe ich übrigens gesagt:

      "Oder eine Wertung der verschiedenen Klimamodelle, ihrer Ergebnisse und Szenarienvergleiche. Die aber sind eben großteils nicht so katastrophal und eindeutig." Ich weiß nicht, ob Du die verschiedenen Klimamodelle und ihre Diskussion unter den Klimawissenschaftlern wahrgenommen hast? Oder die IPCC-Berichte wirklich gelesen hast? Ich hatte ja in einigen meiner Kommentare mal versucht diese Diskussionen hier darzustellen. Wohl ergebnislos, da sind die Grenzen des Verstehens sehr hermetisch. Egal, nein mir geht es nicht um Relativieren, genau so wenig wie es dir wohl um Hysterie geht. Aber ich möchte schon verstehen, wie alles zusammenhängt - die Medienberichte, die Diskussionen in der Klimaforschung und auch das unterschiedliche Handeln oder Nichthandeln verschiedener Staaten und der Potentiale sowie Folgen daraus. Ja, dabei scheint mir die Verstärkung des Framings der medialen Berichterstattung vom Klimawandel und der Erderwärmung hin zur Erderhitzung nicht hilfreich. Und da bin ich nicht allein.

      Und ganz ehrlich, Du richtest hier über Relativierer und erklärst gleichzeitig:
      "Ich bin immer noch froh über den Atomausstieg, weil nur so Platz und Geld frei wurde für neue Technologie und bessere Alternative." Das krieg ich nun wieder inhaltlich überhaupt nicht mehr zusammen. Aus meiner Sicht ist die Schließung der noch laufenden KKW (allerdings auch der Verzicht auf Modernere) eine reale Erhöhung der Gefahr aus Klimawandel und Deindustrialisierung. Es bringt natürlich jetzt nichts, sich gegenseitig Relativierertum oder so vorzuwerfen. Aber vielleicht sollten wir auch die Möglichkeit des eigenen Fehlurteils einkalkulieren? Alles was wir als Gesellschaft ist hier ein Balanceakt auf einem schmalen Grad…..

    8. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als ein Jahr

      @Thomas Wahl Ich habe viel alarmistischen Journalismus gesehen im Laufe der Jahre und das über alle Themen hinweg. Und ich habe, gerade auch hier auf piqd, viel gelesen von meiner Ansicht nach hoch seriösen, sehr sachlichen Journalist'innen und aus Quellen um die ganze Welt und über alle ideologischen, politischen und klimatischen Grenzen hinweg, die sagen, völlig unalarmistisch seit Jahren und Jahren "wir steuern in eine Katastrophe". Und ich habe gelesen, wie aufgedeckt wurde, mit welcher Macht und wieviel Geld diese Erkenntnisse in der Öffentlichkeit und in der Politik blockiert wurden. Und ich erlebe, wie die Folgen exakt wie prognostiziert, nur viel schneller passieren. Und ja - ich habe leider (!) keine Anhaltspunkte, um an der real existierenden Katastrophe zu zweifeln. Das heißt nicht, dass ich den genauen "Charakter" kenne, aber dass "es" passiert, daran zweifle ich nicht. Und ja - Burckhardt und Bojanowski halte ich für Relativierer. Und sie bringen es noch nicht mal fertig zu sagen "glauben wir alles nicht." Lieber kommen sie mit so einem medienkritischen Deckmäntelchen. Dabei geht es doch nicht darum, wer etwas wie betont. Das wollen sie suggerieren, aber eigentlich sagen sie "alles Hysterie, wird schon nicht so schlimm." Würden sie es so sagen, fände ich es fast schon wieder ok. Dann könnte man nachfragen, wie sie zu dem Urteil kommen. So kommt mir das vor.

      Atomkraft? Relativieren? ...versteh ich nicht gleich sry. Ich meine: der Vorteil, das Thema AKK abzuhaken und Platz und Ressourcen zu schaffen für Neues, überwiegt locker die paar Probleme in CO2, die das in Deutschland jetzt noch verursacht. Die deutsche AKK war auch einfach zu Tode subventioniert, veraltet und marktfern und deshalb innovationsfrei. Vielleicht kommt eine neue, bessere (Frankreich) - ich wäre offen dafür.

    9. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr · bearbeitet vor mehr als ein Jahr

      @Marcus von Jordan Ich verstehe ja deine Sicht. Ob das was heute ist, schon die Katastrophe ist, das glaube ich zwar nicht. Sicher ist, wenn der weltweite CO2-Ausstoß nicht schnell genug sinkt, keine Anpassung erfolgt, dann laufen wir in eine hinein. Völlig unabhängig was wir in D tun. Und wenn wir hier so weitermachen werden wir darauf nicht vorbereitet sein.

      Dabei so leichtfertig und auch inhaltlich nicht unterlegt über Atomkraft zu urteilen und gleichzeitig fest an die kommende Katastrophe zu glauben, dass verunsichert mich zutiefst. Die deutschen KKW waren weder besonders subventioniert, noch besonders veraltet noch besonders marktfern. Im Gegenteil, sie lieferten ziemlich zuverlässig CO2-freien Strom. Vor Beginn des Abbaus ein Drittel. Damit wären wir heute elektrisch CO2-frei. Dafür auf "etwas. Neues" zu setzen, dass weder erprobt geschweige denn verfügbar ist, das halte ich für verrückt. Ja, so steuern wir als Land u.U. in die Katastrophe. Aus Angst vor dem Tod begehen wir evtl. Selbstmord. Ok, aber da kommen wir sicher nicht unter einen Hut.

    10. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als ein Jahr

      @Thomas Wahl Ganz kurz AKW, weil das ist nicht interessant genug: die deutschen AKWs waren sicher und technisch fast völlig unverändert seit Urzeiten - so meine Info. Mit dem Müllproblem mussten sie sich nicht sehr befassen. Ihr Lobbyaufwand war exorbitant, zuletzt bröckelte die politische Front trotzdem, durch alle Parteien hindurch und zuletzt bei den Betreibern selber. Ich erlebe jetzt dauernd Menschen, die so tun, als ob das ein grüner Schnellschuss und Alleingang war - geschenkt. Warum sind sie in Frankreich so viel weiter? Ja da kommen wir nicht zusammen. Vielleicht lieg ich auch falsch.

      Ob das nun schon die Katastrophe ist, oder wie viel davon, oder wann genau was zu erwarten ist und was überhaupt noch aufzuhalten ist - da ist sicher Vorsicht in der Festlegung gefragt und ich habe viel über Wissenschaft gelesen, die ganz offen damit umgeht, dass es anders läuft, als sie dachten. Nur leider halt in der für uns denkbar ungünstigsten Weise. Nimmt man mal nur die Temperaturentwicklung, so sieht es wirklich schlimm aus oder?
      Dabei hat sich meine Idee von der nötigen, politischen Reaktion auch insofern verändert, dass ich glaube, es muss auch um den Umgang mit und nicht nur um die Verhinderung der Katastrophe gehen. Dafür ist es vermutlich zu spät. Und wir können es nicht mehr durchgehen lassen, dass so getan wird, als ob individuelle Verantwortung und individuelles Verhalten eine Lösung wären. Es geht nur über ziemlich grundsätzliche, strukturelle Anpassungen, die international politisch gewollt werden müssen und regulativ durchgesetzt werden müssen.

      So und da kommen wir vielleicht darauf, warum B&B hier so ein Stück aufführen. Wie gesagt - ich glaube ihnen keinesfalls, dass es ihnen einfach um eine Medienkritik geht. Ich glaube sie haben Angst. Und zwar nicht vor der Klimakatastrophe, sondern vor dem, was die gesellschaftspolitisch bedeuten könnte. Vor der Veränderung. Davor, dass sich vertraute Maximen als Irrtum herausstellen könnten. Davor dass Staat vielleicht zu regulativ wird in diesem Kontext. Dass individuelle Freiheit eingeschränkt wird. Dass Konsum generell auf den Prüfstand kommt. Dass die heilige Regel vom "alles, was mehr wird, ist gut" unter die Räder kommt. Dass vielleicht sogar bestimmte Privilegien nicht mehr haltbar sind?Teilweise kann ich das verstehen, mindestens ist es relevant, sich darüber Gedanken zu machen. Machen B&B ja aber gar nicht, sondern sie versuchen lieber zu relativieren.

      Jetzt ist es ja so, dass nichts die Menschen so zornig macht, wie wenn ihre Ängste nicht ernstgenommen werden. Deshalb triggern mich die beiden ja auch so. Andersrum sehr ich, dass es B&B vielleicht auch so geht? Dass niemand auf ihre Ängste schaut, weil alle nur über die Hitze reden? Aber da müssten sie sich vielleicht selber erstmal klar werden.

    11. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr · bearbeitet vor mehr als ein Jahr

      @Marcus von Jordan Ich weiß nicht, ob die Temperaturentwicklung wirklich schon so schlimm ist. Teilweise war es sehr heiß diesen Sommer, teilweise sehr kühl und feucht. Die Natur hat sich gefreut hier. Und die Meldungen der Medien über globale Hitzerekorde häufen sich.

      Ich sehe aber auch das vor der "Erhitzung" viel Angst gemacht wird. Wie vor der Kernkraft (deine Darstellung halte ich für komplett verdreht - sorry), vor der Gentechnik, dem Kapitalismus usw.. Ansonsten entspricht die Entwicklung wohl den Projektionen, geht evtl. etwas schneller. Das ist gefährlich - stimmt. Mindestens genau so gefährlich ist, dass mit dieser Angstpolitik politische Ziele durchgesetzt werden sollen, um eine nach den Vorstellungen von Aktivisten kontrollierte Gesellschaft zu errichten. Mit so Parolen, es würde jetzt gelten, "alles, was mehr wird, ist gut" und das muß jetzt sofort beendet werden. Der Konsum muß/ist mehr oder weniger immer auf den Prüfstand, klar - die Frage ist nur, wer der Prüfstand sein soll. Und es sollte nicht durch unnötige Verknappung von Energie wie in der deutschen Energiewende geschehen. Zumal es Wege gibt genügend Energie zu erzeugen.

      Das ganze hat doch wirklich die Gefahr sich zu einer veritablen sozialen und wirtschaftlichen Krisen zu entwickeln. Mit mindestens ebenso brutalen inhumanen Folgen wie die Klimaentwicklung. Die Demokratie würde ein solches Experiment wohl nicht überleben.

      Ja, wir müssen mit der Erwärmung umgehen. Das sagt Bojanowski in all seinen Artikeln.

      https://axelbojanowski...

      Ebenso, dass es Chancen gibt die Erwärmung zu begrenzen. Aber eben nicht hau ruck und nicht allein in Deutschland. Das Pariser Abkommen mit den 1,5 Grad war (besonders in D?) wahrscheinlich immer eine Illusion. Aber viele wollten daran glauben. Wir neigen ja alle zur Autosuggestion. Wir übersehen in unseren Moraldialogen die knallharte Interessenpolitik in einer multipolaren Welt ….

      Die Klimawende in einem Land ist genau so unmöglich wie der Sozialismus in einem Land. Also umschauen, was passiert in der Welt und was können wir tun in unserem Land. Da hat die Ampel gerade keinen guten Lauf, die deutsche Politik schon länger. Und offensichtlich haben viele Menschen hier vor den Klimaaktivisten und ihrem Umfeld mehr Angst als vorm Klima?

    12. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als ein Jahr

      @Thomas Wahl ja dann lasst uns darüber reden - und nicht die Katastrophe relativieren, in dem wir so tun, als ob dafür der destruktive Journalismus erfunden worden wäre.

    13. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr

      @Marcus von Jordan Der Journalismus wurde ja nicht erfunden, er hat sich entwickelt. Als wichtiger Bestandteil mit großem Einfluß. Er ist nun mal ein substanzielles Tor zur Weltsicht. Und deswegen muß man über ihn auch reden. Nicht allein, aber das wollte auch niemand.

    14. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als ein Jahr

      @Thomas Wahl da kann ich wirklich nur noch sagen: siehe oben.
      :)

    15. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr

      @Marcus von Jordan Ja, guter Abschluß …..

    16. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr

      Was ich noch sagen/fragen wollte - was bedeutet irgendwie unangenehm für den Erkenntnisgewinn? Ich fand das eigentlich anregend. Und Bojanowski kam mir auch nicht irritiert vor. Aber das ist alles wohl eher subjektiv.

    17. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als ein Jahr

      @Thomas Wahl Ja klar subjektiv.
      Ich finde das eitel und journalistisch fragwürdig, wie Burckhardt sich da ablesender Weise profiliert, statt wirklich zur reagieren auf einen Gesprächspartner , oder noch besser, ihn zu fordern.
      Und an zwei stellen hatte ich den Eindruck, dass B. überfordert war von diesen druckreifen Zwischenrufen und dann halt seinerseits weiter pamphletiert.

    18. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr

      @Marcus von Jordan Ja, man kann das so sehen.

  2. Marcus von Jordan
    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr

      Ja, krasser Gegensatz.

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