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Pop und Kultur

Kleidungsbasierter Rassismus

Malcolm Ohanwe
Journalist (Hörfunk, Fernsehen & Online)
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Malcolm OhanweMittwoch, 23.09.2020

Dass Frauen mit islamischen Kopftuch herbe Diskriminierung erleben, darüber haben wir wahrscheinlich schon das ein oder andere gelesen. Auch Männer, die sich modisch ausleben wollen und mit weißen westlichen Konventionen oder Vorurteilen brechen, können krasse Anfeindungen erfahren.

Ich zum Beispiel bin sehr oft zum Bayerischen Rundfunk in die Arbeit in nigerianischen oder palästinensischen Gewändern gekommen. Explizit diskriminiert wurde ich nicht, aber schon des öfteren belächelt, als würde ich eine Art Faschings-Kostüm tragen. Einmal nannte mich ein Auszubildender sarkastisch einen "afrikanischen Prinzen" und auch unter den Kommentaren meiner Reportage über bulgarische Wanderarbeiter*innen am Münchener Hauptbahnhof (die ich übrigens auch mal gepiqd habe), finden sich einige hämische Kommentare wegen der Jalabiya, die ich trage. Ein Gewand, das ich in Nigeria gekauft habe, was viele Leute dort und vielen anderen Regionen wegen der Hitze tragen. (Es sollte sich dringend für die Sommer auch als Mode in Deutschland durchsetzen.) 

Ich bin mir jedenfalls sicher bei einem italienischen Designer-Shirt, hätte es keine Kommentierung gegeben, vielleicht aber auch bei bayerischer Tracht. Über dieses Phänomen, der Abwertung von traditioneller, "ethnischer" Tracht, aber in besonderer Kombination mit einer dir zugeschriebenen fremden Kultur oder Religion, schreibt der Piqd-Kollege Emran Feroz für den Fluter. 

Es geht besonders um als muslimisch gelesene Männer wie ihn, also solche, denen  wegen des Barts oder der Hautfarbe eine muslimische Kultur oder Spiritualität zugeordnet wird. Auch mich trifft diese muslimische Markierung wegen meines Phänotyps, obwohl ich durch beide Eltern eine christliche Prägung habe. 

Der Text glänzt auch durch lässige Fotos von Feroz und zeigt auch auf, dass du es selbst als "gut" bzw. "westlich-edel" gekleideter Schwarzkopf, für viele immer noch falsch machst. 

Kleidungsbasierter Rassismus

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Kommentare 27
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 4 Jahren

    Vielleicht ist der Autor nur etwas unsicher, bezieht alles auf sich selbst und dann auch noch negativ?

    1. Malcolm Ohanwe
      Malcolm Ohanwe · vor 4 Jahren

      Nein.

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 4 Jahren · bearbeitet vor 4 Jahren

      @Malcolm Ohanwe Aha, zumindest ist dies das Selbstbild? 😏

  2. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor 4 Jahren

    Bei der Rassismus-Definition halte ich mich an den Klassiker Albert Memmi:

    "Der Rassismus ist die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher und fiktiver Unterschiede zum Vorteil des Anklägers und zum Nachteil seines Opfers, mit der seine Privilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen."

    Und da wären viele der Beispiele oben nicht automatisch rassistisch.

    Freilich, ich kenne nicht jede Frau mit Hidschab, die ich in Berlin oder anderswo sehe, aber ich habe weder in London noch Istanbul oder anderswo eine Frau mit Hidschab getroffen, die nicht muslimisch war.

    Manche waren konservativ, manche sahen sich als Feministinnen, aber eine nichtmuslimische Hidschab-Trägerin traf ich noch nicht.

    Gibt es so etwas in freier Wildbahn?

    1. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor 4 Jahren · bearbeitet vor 4 Jahren

      Ich verstehe den Einwand nicht. Der Rassismus liegt dabei doch in der Vornahme einer Wertung. Ob der Unterschied nun fiktiv oder existent ist, ist dabei doch egal. Will sagen: nur weil der Unterschied tatsächlich existent ist, macht das doch die Wertzuschreibung nicht un-rassistisch.

    2. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 4 Jahren

      (in Antwort auf gelöschten Kommentar) Ihr Kommentar macht den Rassismus-Begriff beliebig, so kann man ihn nicht mehr sinnvoll gebrauchen.

    3. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor 4 Jahren · bearbeitet vor 4 Jahren

      @Achim Engelberg Jetzt stehe ich vollends auf dem Schlauch. Können Sie bitte kurz erklären, wie Sie das meinen?

      Nur damit wir nicht aneinander vorbeireden: die Definition von Memmi klingt mir einleuchtend. Was mir nicht eingeleuchtet hat, war die Sache mit dem Hijab. Warum sollte es nicht rassistisch sein, sich in Annahme eigener kultureller Überlegenheit intuitiv abwertend über diesen zu äußern, nur weil die Trägerin in aller Regel Muslimin ist?

      Ich sehe jetzt nicht den Punkt, dass dafür erst einmal nachgewiesen werden müsste, dass die Äußerung auch rassistisch gemeint war. Denn die Hijab-Trägerin hat im Einzelfall ja vor Tätigung der Äußerung in der Regel auch keiner gefragt, warum sie diesen trägt.

    4. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 4 Jahren

      (in Antwort auf gelöschten Kommentar) Woher kommt denn die Annahme, das dies aus kultureller Überlegenheit geschieht und nicht als Ablehnung eines Symbols der Unterdrückung von Frauen? Haben wir es mit dieser Unterstellung dann auch mit Rassismus zu tun - von muslimischer Seite? Diese ganze Diskussion ist doch völlig unproduktiv .....

    5. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor 4 Jahren

      @Thomas Wahl Ich war wieder zu schnell beim Absenden. Den Punkt hatte ich gerade nachgeschoben.

    6. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor 4 Jahren

      @Thomas Wahl "Haben wir es mit dieser Unterstellung dann auch mit Rassismus zu tun - von muslimischer Seite?"

      Ich denke, das hält sich in etwa die Waage.

    7. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor 4 Jahren

      (in Antwort auf gelöschten Kommentar) ... macht ersteres aber nicht weniger schlimm.

    8. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 4 Jahren · bearbeitet vor 4 Jahren

      (in Antwort auf gelöschten Kommentar) Ist das wirklich schlimm? Ich finde es schlimm, jede flapsige oder etwas dusselige Bemerkung, jeden Blick, jede Frage nach der Herkunft etc. als rassistisch einzuordnen. Das ist eine Verharmlosung des wirklichen Rassismus, wo es um konkrete Unterdrückung/Benachteiligung geht .... Da hat Achim m.E. völlig recht.

    9. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor 4 Jahren · bearbeitet vor 4 Jahren

      @Thomas Wahl Natürlich nicht jede. Manches kann freilich auf Neugier beruhen und versehentlich falsch rüberkommen. Wir sind ja alle nur Menschen. Aber im Gegenzug muss man den Betroffenen dann doch auch zugestehen, dass nicht alles auf Überempfindlichkeiten zurückzuführen ist. Wenn einem so etwas ständig passiert, ist ein "Hab Dich doch nicht so!" nicht unbedingt der angemessene Rat.

      Mit einer Verharmlosung "echten" Rassismus' hat das m.E. nichts zu tun. Ab welcher Schwelle ist Rassismus denn bitte "echt"?

      Rassismus nur dann als Rassismus zu bezeichnen, wenn auch die Machtposition zur bewussten oder strukturellen Benachteiligung gegeben ist, halte ich für bedenklich. Es ist damit ja auch eine Kultur des gesellschaftlichen Umgangs verbunden, der bekanntlich auch in den politischen Raum abfärbt und in dem viele Facetten diskriminierenden Handelns und Strukturen nebeneinander existieren und eben erst durch gesellschaftliche Wahrnehmung, Bewusstwerdung und Diskussion verändert werden können. Eine strikte Reduktion des Begriffs auf "echten" Rassismus verleitet doch zum Wegsehen und Verharmlosen. Oder sehe ich das falsch?

    10. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 4 Jahren

      (in Antwort auf gelöschten Kommentar) Ich sehe das eigentlich genau umgekehrt. Was soll das für ein gesellschaftliches Klima werden, wenn jeder Angst hat, sich etwas falsch auszudrücken. Und auf der anderen Seite jeder nur darauf achtet, für sein Verständnis, nicht irgendwie unpassend angesprochen zu werden. Das wäre für mich ein Horror. Wir sollten uns doch erst mal gegenseitig unterstellen es gut zu meinen, also ein gewisses Grundvertrauen haben. Eine Society der Mimosen endet evtl. schnell im Bürgerkrieg. Und die Charakterisierung als Rassist sollte man für schwere Fälle reservieren. Na klar, Kommunikation bleibt immer schwierig. Und die Abgrenzung ist komplex.

    11. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor 4 Jahren

      @Thomas Wahl Ja, ich verstehe den Punkt grundsätzlich. Wir sollten uns nicht mimosenhaft verhalten. Aber genau das will ich Emran und Malcom eben nicht unterstellen.

      Der Vergleich hinkt zwar deutlich, weil ich einerseits von Anfang an immer die Perspektive hatte, nicht dauerhaft in der dortigen Gesellschaft leben zu müssen, also wusste, dass ich irgendwann einfach nach Hause fahren kann und "gut ist", andererseits aufgrund meines von Anfang an begrenzten Status weder Grund hatte, noch Motivation aufbringen musste gegen strukturelle Diskriminierungen ankämpfen zu müssen, aber ich habe eine ganze Weile im nicht-westlichen Ausland gelebt und gearbeitet und kann das daher glaube ich etwas nachfühlen. Man bekommt einen ganz guten Riecher dafür, was nur unbeholfene Neugier oder ein unbedachter Spruch zu falschen Zeit oder eben deutlich ausgedrückte Ablehnung, bzw. Essenz eines nicht reflektierten Vorurteils einfach aufgrund des Andersseins ist. Oft kann man das wegdrücken oder überspielen aber oft nervt es eben auch einfach und man bekommt einen Brass auf die dortige Mehrheitsgesellschaft. Ging zumindest mir so.

      Was ich damit sagen will: es braucht nicht unbedingt schwere Fälle, um ein ehrliches und begründetes Gefühl des Abgelehntseins zu erzeugen. Dafür muss dem Gegenüber seine spezifische Haltung nicht einmal bewusst sein.

    12. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 4 Jahren · bearbeitet vor 4 Jahren

      (in Antwort auf gelöschten Kommentar) Aber das ist ja das Problem. Wir werden die Grundkonstellation der menschlichen Gefühlswelt und des Bewußtseins nicht verändern. Luhmann hat ja mal gesagt, menschliche Kommunikation gelingt nur ausnahmsweise. Bzw. nur durch dauernde Wiederholung, Nachfragen, Vergewisserung. Das mag in dauerhaften Beziehungen und Netzwerken praktikabel sein. Aber nicht im flüchtigen Alltag. Also wir sollten uns schon fragen, was wir wirklich erwarten können. Das Gefühl mag "ehrlich" sein, im Sinne von "ich habe dieses Gefühl". Ob es begründet ist kann eine Seite des Kommunikatiosprozesses eigentlich nur in drastischen Fällen entscheiden. Denk ich ..... und wenn ich mir so die Ehestreite vorstelle, da werd ich fast sicher. Da prallen ganz ehrliche Gefühle aufeinander.

    13. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor 4 Jahren

      @Thomas Wahl Das Begründetsein resultiert dann vermutlich aus der Vielzahl alltäglicher Eindrücke aber das ist, wie gesagt, auch nur eine Vermutung. Bei der Frage, was wir wirklich erwarten können gehe ich mit. Die Grundkonstellation können wir nicht ändern, wir können uns immer nur bemühen.

    14. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 4 Jahren

      (in Antwort auf gelöschten Kommentar) So ist es wohl .... Gruß

    15. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 4 Jahren

      (in Antwort auf gelöschten Kommentar) Ja, gern.

      Wenn ich eine Frau mit Hijab sehe, weiß ich aus vielen Begegnungen, sie ist eine Muslima. Das ist nicht rassistisch und ob ich ihr kulturell über- oder unterlegen bin, kann ich erst sagen, falls ich sie kennenlerne.

      Wer schon einmal in Istanbul war, die einzige Metropole die Zentrum des Christentums wie des Islams war, weiß, dass es eine allgemeine kulturelle Hegemonie nicht gibt.

    16. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor 4 Jahren · bearbeitet vor 4 Jahren

      @Achim Engelberg Das verstehe ich. Aber wenn sie nun allein wegen ihrer äußeren Erscheinung beleidigt oder angegangen wird? Was ist das dann?

    17. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 4 Jahren

      (in Antwort auf gelöschten Kommentar) Dann kann es rassistisch sein.

      Es kann aber auch eine innertürkische Auseinandersetzung sein.

    18. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor 4 Jahren

      @Achim Engelberg Gut, das ist klar. Der Kontext war in meiner Replik natürlich vorausgesetzt.

    19. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 4 Jahren

      @Achim Engelberg Auch innertürkische Auseinandersetzungen können rassistisch sein, oder?

    20. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 4 Jahren

      @Thomas Wahl Ja, aber der Kopftuchstreit ist in der Türkei, aber auch bei Türken in Deutschland anders geprägt.

      Es war ein Politikum als Erdogan das Kopftuchverbot in staatlichen Universitäten aufhob. Am Beginn seiner Herrschaft konnte er das nicht und es gilt erst seit genau 10 Jahre: seit Oktober 2010.

    21. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 4 Jahren

      (in Antwort auf gelöschten Kommentar) Also in meiner Jugend wurde ich wegen meiner langen Haare und den alten Jeans angemacht. Gammler war noch freundlich. Sicher ein böses Vorurteil - aber das ist menschlich ....

  3. Emran Feroz
    Emran Feroz · vor 4 Jahren

    Cool, dass ich hier auch gepiqt werde. Danke dafür, lieber Malcolm. Der Beitrag ist sehr zufällig entstanden, allerdings war er mir dann doch sehr wichtig. Die Reaktionen haben mir nämlich verdeutlicht, dass viele Menschen ähnliche Erfahrungen machen.

    1. Malcolm Ohanwe
      Malcolm Ohanwe · vor 4 Jahren

      ❤️

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