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Kurator'in für: Technologie und Gesellschaft Fundstücke
In Hohenlimburg geboren und in Berlin lebend. Recherchen in knapp vierzig Ländern für Feature-Redaktionen des Deutschlandfunks, verschiedener ARD-Sender sowie u.a. auch DIE ZEIT und FAS, einige Auszeichnungen, Bücher zu den Themen MENSCHENWERTBERECHNUNG, DEMENZ und HEIMAT, zuletzt vorwiegend Theaterstücke mit Uraufführungen an den Staatstheatern Karlsruhe, Nürnberg und Weimar.
Schon 2020 will China sein System der digitalen Sozialkontrolle landesweit einführen. Das betrifft ca. 1,4 Milliarden Menschen, ein gutes Sechstel oder knappes Fünftel der Weltbevölkerung. In ihrer Reihe „Asien in Zahlen“ bietet die FAZ dazu aufgrund der bisher vorliegenden Informationen – viele Details sind noch unbekannt – ein paar anschauliche Infografiken.
Zur Berechnung des Scores zieht das System riesige Datenmengen aus allen Quellen, die der Regierung zur Verfügung stehen. Das sind einerseits traditionelle Quellen: Kreditbewertungen, Strafregister, Meldedaten, Schulzeugnisse.
Jeder Bürger startet mit 1.000 Punkten wobei es auf maximal 1.300 rauf oder 600 Punkte runter gehen kann.
Ebenso fließen aber auch Daten aus digitalen Quellen ein – zum Beispiel die Suchbegriffe, welche die Person im Internet eingegeben hat, ihre Shopping-Vorlieben in Internetläden oder die Kommentare, die sie in Sozialen Medien hinterlassen hat.
Wer in den Miesen steckt, weil er sich etwa regierungskritisch in sozialen Medien äußert, „Gerüchte“ im Internet verbreitet oder seine Eltern nicht regelmäßig besucht, muss beispielsweise mit einem eingeschränkten Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen oder dem Ausschluss von der Buchung von Flügen oder Schnellzügen rechnen.
Außerdem wird ein großer Teil des öffentlichen Raums in China kameraüberwacht. Mithilfe von Gesichtserkennung können etwa Verkehrssünder auf diese Weise identifiziert – und ihre Sozialkredite abgewertet werden.
Wer hingegen Blut spendet und die Regierung in sozialen Medien lobt, wird im Krankenhaus schneller behandelt, bekommt leichter einen Job oder zahlt weniger Steuern.
Eine künstliche Intelligenz verarbeitet die immensen Datenströme und berechnet für jede Chinesin und jeden Chinesen einen Punktestand.
Laut einer repräsentativen Befragung sollen 80% der Chinesen das neue System begrüßen.
Puh.
Anschauenswert.
Quelle: BASTIAN BENRATH und BERNHARD BARTSCH faz.net
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Und gerade erst gesehen: "Gute Bewertung deiner Community-Piqs" scort hier auch ganz gut ;)
Das Seltsamste ist das völlige Durcheinander bei den Score-Events. Es reicht vom Intimen ("Eltern besuchen") über politisches Wohlverhalten bis zu solchen Nebensächlichkeiten wie "Betrügen bei Onlinespielen". Vermutlich ist dieser Katalog bewusst gestaltet. Er wurde so um beliebte Punkte angereichert, dass die Akzeptanz steigt und die kritischen Aspekte problemlos mitverkauft werden. Sich für die Nachbarschaft einsetzen, Blut spenden - wieso das nicht belohnen?
Ich könnte mir vorstellen, wenn man die Kriterien an die deutsche Mentalität anpasste, würde man hier auch hohe Zustimmungsraten erhalten. Das ginge vielleicht sogar mit liberalen Werten: "Schlägt seine Kinder" - Abzug. "Verbreitet Hetzpropaganda im Netz" - Abzug. "Parkt auf dem Radweg" - Abzug. "Erklärt gut anderen im Internet die Politik der Regierung" - Pluspunkt. "Organspendeausweis" - Pluspunkt. Etc.
Und eine weitere Black Mirror Folge, die Realität wird.
Wie schön war das, als wir uns in der Schule über die Orwellschen "Dystopien" ereifern durften...
Äußerst originell in diesem Kontext finde ich aber, dass eine "repräsentative Befragung von 2200 Chinesen durch die Freie Universität Berlin" zu diesem Thema durchgeführt wurde... repräsentativ ist statistisch gemeint, klar, aber nach der Lektüre des Artikels scheint es doch nicht unwahrscheinlich, dass die Befragten befürchten mussten, ihre Antworten würden sich ggfs negativ auf ihren Score auswirken...