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Flucht und Einwanderung

Gestern & Heute: Berlin, die Stiefmutter der russischen Städte

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergMontag, 05.08.2024

Aufgrund des Gefangenenaustauschs ist das russische Exil wieder in den Blick geraten, ohne dass es tiefgründig verstanden wird.

Zu den Ausgetauschten der vergangenen Woche gehört Vladimir Kara-Murza, der zu 25 Jahren Lagerhaft verurteilt worden ist. Hier seine letzte beeindruckende Rede vor Gericht.

Nun aber Einblicke in das russische, sowjetische Exil, das in Berlin wieder seine Hauptstadt gefunden hat.

Eigentlich wollte die russischsprachige Swetlana Alexijewitsch, Nobelpreisträgerin von 2015, nach dem großartigen Secondhand-Zeit keine weiteren Bücher über Aufstieg und Fall der Sowjetunion schreiben. Sie arbeitete an Manuskripten über die Liebe und das Altern.

Doch die Geschichte und die Politik holten sie ein; heute lebt sie im Exil in Berlin und will herausfinden, wie es normalen Menschen unter Putins imperialen Ambitionen geht. Darüber sprach sie mit Philine Bickhardt von der Schweizer Republik.

Die deutsche Hauptstadt wird wie in den 1920er Jahren zur „Stiefmutter der russischen Städte“ (Wladislaw Chodasewitsch). So stieg die Zahl der russischen Staatsbürger in Deutschland auf über 310.000 an. Dazu kommen Migranten aus anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion und eingebürgerte Flüchtlinge. Viele Russen kamen nach der Annexion der Krim und der Invasion in die Ukraine und fürchten politische Verfolgung.

Berlin ist gleichsam die neue Exilhauptstadt der russischen Opposition. Spanien zählt die zweitgrößte Gruppe dieser Exilanten, aber es sind weniger als die Hälfte der Gruppe in Deutschland.

Rückblende: Als Berlin schon mal „Stiefmutter der russischen Städte“ war, da gab es ein reiches russisches Leben. Hier geht ein fluter-Film auf Spurensuche in Filmarchiven.

Immer, wenn das russische Imperium sich so ausgedehnt hatte, dass es implodierte oder, wenn es sich wieder aufrichtete, kamen viele nach Berlin, sodass für viele Charlottenburg oft Charlottograd hieß.

Darüber schrieb nun die exilrussische Schriftstellerin Alisa Ganieva im Berliner Wissenschaftskolleg. Sie stammt aus Dagestan und zeigt die russische koloniale Ausbeutung dieser kleinen Region im großen Kaukasus, die Mittel für die Rekrutierung von Soldaten für den Ukrainekrieg erhält. Sie ist sich sicher: Das Imperium muss zerfallen.

Natürlich sind die Möglichkeiten der Menschen im Exil begrenzt, aber sie sind Teil des Kampfes um die Erinnerung, die nicht nur in Russland, nicht nur in Nachfolgestaaten der Sowjetunion ein Kampf um die Zukunft ist.

Dazu ein Beitrag aus der Berliner Gazette.

Während dekoloniale Bewegungen weltweit die Präsenz kolonialer Statuen im öffentlichen Raum in Frage stellen und ihre Entfernung fordern, nutzen Regierungen unbeirrt Denkmäler weiterhin, um das kollektive Gedächtnis zu formen und historische Narrative zu produzieren. Die Aktivistin, Kuratorin und Forscherin Elena Ishchenko untersucht den Fall Russlands und zeigt, wie eine repressive Erinnerungspolitik dem Kreml dabei hilft, seine Souveränität zu demonstrieren und seine anhaltende koloniale Expansion und Kriege zu rechtfertigen.
Gestern & Heute: Berlin, die Stiefmutter der russischen Städte

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Kommentare 2
  1. Jamiel Kerniol
    Jamiel Kerniol · vor 12 Tagen

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  2. nelson paul
    nelson paul · vor 4 Monaten

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