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Sachbuchautor über Romane in Berlin. Letzte Veröffentlichung: "Mein Leben als Tennisroman" (Blumenbar). Kolumne "Bad Reading" im Freitag (das meinungsmedium).
Kleiner Transparenz-Hinweis vorweg: Mit beiden Büchern bin ich mehr oder weniger befreundet. Moritz von Uslar kenne ich von einem Interview-Porträt für die taz und vom Zunicken auf Andreas Bernards letzter Lesung. Und mit Michael Kröchert bin ich so eng, dass sich hier eigentlich jedes weitere Wort erübrigt: Er blockt als athletischster Spieler der Autonama ungefähr 70 % der Bälle, die sonst voll aufs Tor kämen, und wenn es mal schlecht läuft, feuern wir uns mit Rainald-Goetz-Zitaten an. (End of Buddy-Schiene, female readers bitte weiterlesen!)
Auf ihre beiden neuen Bücher "Nochmal Deutschboden" (KiWi) und "Autobahn – Ein Jahr zwischen Mythos und Alptraum" (Tropen) zusammen hinzuweisen macht schon allein wegen der Spitzen-Überschrift Sinn. Davon abgesehen lese ich sie tatsächlich gerade parallel: Abends abwechselnd vor dem Einschlafen, weil sie beide von draußen kommen (oder handeln), somit perfekte Heilmittel gegen den Wohnungs-Blues dieser Tage sind.
Große Literatur (alle guten Romane handeln ja auch nur noch vom Scheitern am "Roman") allein schon, wie gut beide mit ihrem Scheitern als Reporter umgehen: Uslar beim Interview mit der AfD und im Gespräch mit den immer rechter gewordenen Rechten in der brandenburgischen Provinz, die er vor 10 Jahren mit seinem Erstling "Deutschboden" ein bisschen berühmt gemacht hat. Und der tapfer in den härtesten Stau von NRW reinfahrende Kröchert steigt mitten auf der Autobahn einfach aus, um andere Fahrer zu interviewen und erntet überwiegend hochgelassene Fenster wie im Video von REM.
Genau damit holen einem beide so viel Welt wie möglich auf die erzählenden Sachbuchseiten – genialerweise mit vollkommen verschiedenen Herangehensweisen (ab und zu ertappt man sich bei dem Gedanken, dass es auch reizvoll gewesen wäre, wenn Uslar die Autobahn abgefeiert und Kröchert in Zehdenick was aufs Maul bekommen hätte):
In einer angenehm schnörkellosen Sprache nähert sich Kröchert eher skrupulös und auf die spezielle Autobahn-Kenntnis erhöhenden Umwegen seinem Thema (in keiner Sekunde gibt er den Ulf-Poschardt-Petrolhead). Er hängt lieber bei den Hambi-Protestlern im Baum, fährt bei Autobahnbullen und Truckern mit und problematisiert mit den lärmbelästigtsten Dörflern die ganze Autoscheiße, die Deutschland eben auch ist. Oder wandert in Gedanken bei Jörg Fauser über die noch nicht wieder eröffnete Todes-A94.
Uslar dagegen bemüht sich mit irrem Freundschafts-Bedürfnis und dem alten Affirmations-Trick des Pop, auch noch den einsamsten, verlorensten Momenten etwas Umwertendes abzugewinnen (wenn er vormittags in der Säuferkneipe, nachmittags von der schönen Bäckersfrau oder abends vom Späti-Typen mal wieder besonders hart eingeschenkt bekommt). Mit dem hierfür verwendeten Superwort "super" erinnert er mich dabei an Detlef Kuhlbrodt, der auch immer aus Selbstschutz so schön "super" sagte, wenn die Dinge schlimm lagen (leider ewig nichts mehr gehört, muss mich dringend melden!).
Paradebeispiel, wenn Uslar aus seinem Zehdenicker Hotelfenster guckt:Schaute ich die Kratzputzwand im Hof gegenüber länger als zwanzig Sekunden an, ohne dass ich in meinem Inneren eine extrem robuste, optimistische, menschenfreundliche Gegenerzählung dazu aufgebaut hatte, bekam ich auf der Stelle einen Panikanfall (mit komplettem Schweißausbruch und allem, was dazu gehörte). Ich schickte Fotos von meinem Bett mit der groß geblümten Bettwäsche an die vier, fünf Frauen in Berlin, die ich toll fand, schrieb: "Guckt mal, mein Hotel in Brandenburg, eine Stunde von Berlin-Mitte entfernt." Keine Antwort.
Um solche "extrem robusten, optimistischen, menschenfreundlichen Gegenerzählungen" handelt es sich letztlich bei beiden Büchern. Auch wenn sie natürlich den Finger in die Wunde "Hey hey, super Germany" (Überschrift des Zitat-Abschnitts eben) legen: das Rechthaberische, Ängstliche, Schlechtgelaunte, Führerbedürftige der Deutschen. Zuletzt zu besichtigen in Facebook-Posts mit dem Tenor Alle zu dumm, Ausgangssperre now – von Autorenkollegen, die auch mal Söder spielen wollen.
Vielleicht steht es aber auch insgesamt noch nicht zu schlimm um Deutschboden-Autobahnland, solange es solche sensiblen, eigensinnigen Bücher zum Freund hat. Lest sie jetzt zu zweit – und geht danach alleine raus: Sonne scheint, Welt wagen, gesund bleiben.
Dann wieder rein, Song der Stunde auf Single Repeat – siehe unten!
PS: ... letzte Status-Meldung für Drinbleiber aus dem Homeoffice von Uslar.
Quelle: Courtney Barnett Bild: privat EN youtube.com
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