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Sachbuchautor über Romane in Berlin. Letzte Veröffentlichung: "Mein Leben als Tennisroman" (Blumenbar). Kolumne "Bad Reading" im Freitag (das meinungsmedium).
Gestern seit Ewigkeiten mal wieder kein Buch gelesen, sondern im Kino gewesen. Ich glaube, zuletzt war ich mit meinem Kinogeher-Freund - "dem listigen Browntown" (Uli Hannemann) - in "Burning", diesmal wollten wir "Joker" gucken, das vieldiskutierte "Batman"-Prequel von Todd Phillips.
Der schönste Teil des Abends war die Anreise mit dem Rad: da ich die Bauarbeiten und Absperrungen an der Karl-Marx-Allee vermeiden wollte, landete ich in irgendwelchen Seitenstraßen hinter dem Alexanderplatz, wo auf einmal riesige Wohntürme mit neu illuminierten Luxus-Apartments in der kalten Nacht aufragten, wodurch sich die Stadt nur ein paar Meter abseits der eigenen Trampelpfade plötzlich selbst ein wenig wie Gotham City anfühlte.
Aber ich schaffte es trotzdem noch pünktlich ins Kino International, wo wir uns eine halbe Stunde vor Filmbeginn verabredet hatten, um noch im schönen Foyer den Ausblick aufs Café Moskau zu genießen, die verdammte 2. DFB-Pokalrunde zu besprechen und uns auf den Film einzustimmen.
Mich interessierten vor allem die Produktionsbedingungen: Joaquin Phoenix hatte seine Zusage offenbar damit verknüpft, ob er die Lache des Jokers hinbekommt. So hatte er sich eines Nachmittags mit dem Regisseur Todd Philips ("Hangover") verabredet, um ihm in seinem Wohnzimmer in Los Angeles diese Lache zu präsentieren, was wohl nicht so gut klappte. Außerdem soll es Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden darüber gegeben haben, ob Phoenix den "Joker" dick (wie beispielsweise in "I'm still here") oder dünn (wie beispielsweise in "The Master") spielen müsste. Joaquin Phoenix fand, er könnte die Rolle auch gut dick spielen - weil er keinen Bock hatte, extra abzunehmen ("losing weight is such a miserable life").
Aber Tod Phillips bestand darauf, dass er für den Joker 25 Kilo abnehmen musste, und es kam dann irgendwie trotzdem zur Zusammenarbeit. Das Ergebnis gewann in Venedig den "Goldenen Löwen" und vielleicht auch wegen dieser Vorschusslorbeeren beim regulären Filmstart eher vernichtende Kritiken: "An empty, foggy exercise in second-hand style and second-rate philosophizing", schrieb A.O. Scott in der New York Times (die Joaquin Phoenix vorher noch für sein Spiel in einem langen Magazin-Portrait abgefeiert hatte).
Der Film selbst war dann besser als befürchtet und gleichzeitig zu unpersönlich, um groß in Erinnerung zu bleiben. Erzählt wird die Geschichte des Clowns Arthur Fleck im düsteren Gotham/New York City der 80er, der als Comedian mit (oder an) seiner manischen Lache scheitert, um dann Batmans fieser Gegenspieler, der Joker, zu werden. Joaquin Phoenix Lachen und sein ausgemergelter Körper sind tatsächlich hörens- bzw. sehenswert, es gibt viele Referenzen an New Hollywood, Martin Scorseses Filme "Taxi Driver" und vor allem "King of Comedy". Robert de Niro spielt auch im "Joker" mit, und zwar den Lateshow-Moderator Murray Franklin, Arthur Flecks großes Vorbild. Am Ende wird Arthur tatsächlich als Freak in die Show von Murray Franklin eingeladen und es kommt zum Showdown zwischen den beiden Darstellern, vielleicht die beste Szene des Films.
Anschließend standen Browntown und ich noch rauchend vorm Kino. Browntown, der angeblich schon mit fünf Jahren die Batman-Comics seines Bruders gelesen haben will, fand den Film gar nicht so schlecht. Da er so ein irrer Blockbuster-Erfolg ist, einigten wir uns darauf, dass er vermutlich gerade so etwas wie den state of the art verkörpert, was einem Mainstream-Publikum an "Nihilismus" und "verstörender Sozialkritik" zugemutet werden kann - natürlich ohne selbst wirklich andere Haltungen zu riskieren als: Alles geht den Bach runter (Amerika), die Reichen sind genauso fies wie die Ausgebeuteten, Humor ist "subjektiv" undsoweiter.
Heute Morgen las ich zum Frühstück den Zeitungsartikel von A.O. Scott in der New York Times (Link s. o.), die ich mir vor vier Wochen extra noch in den USA als Printausgabe besorgt hatte, um sie mir für nach dem Film aufzusparen. Beim Lesen merkte ich, dass ich A.O. Scotts Meinung weitgehend teilte, sie aber gleichzeitig - vor allem gegenüber Browntown gestern - ein bisschen cineastisch, von oben herab fand.
Bessere Laune bekam ich dann mit dem unten verlinkten Video "Jogging" zum neuen Song von Richard Dawson. Es zeigt einen Mann, der zu Gitarrenrock und eigenen Gedanken sein Tempo gefunden hat! Beim Gucken musste ich an meinen alten Kumpel Schmiddy denken, den ich ebenfalls seit Ewigkeiten nicht gesehen, aber letztens in der FAS gelesen hatte: mit einer schönen Anti-Fernseh-Kolumne über den Zwei-Stunden-Rekordmarathon von Eliud Kipchoge und sein eigenes, langsameres Laufen, mit dem er sich fremde Städte weltweit erschließt.
Quelle: Domino Recording Co. Bild: Domino Recording Co. EN youtube.com
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