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Volk und Wirtschaft

Was müsste guter Journalismus kosten – und wie kommen wir da hin?

Antje Schrupp
Politikwissenschaftlerin, Journalistin
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Antje SchruppSamstag, 10.04.2021

Inzwischen ist es Jahrzehnte her, dass das traditionelle Finanzierungssystem für journalistische Texte - nämlich ihre Quersubventionierung durch Anzeigenverkäufe - durch die Digitalisierung zusammengebrochen ist. Aber ein neues ist immer noch nicht in Sicht. Stattdessen bauen alle darauf, dass journalistische Texte sich irgendwie von selbst schreiben oder jedenfalls immer kostengünstiger. Da die Arbeit daran nicht mehr gut bezahlt wird, werden sie in der Folge schlechter, was wiederum dazu führt, dass man erst recht nicht mehr gerne dafür bezahlt. 

Dieser Text zeigt noch einmal den soziohistorischen Hintergrund des Dilemmas auf: Es gibt kein Gespür für den Wert geistiger Arbeit. Denn es ist ja leicht, sich über schlampig recherchierte Texte aufzuregen, wenn gleichzeitig die Autorin objektiv nicht genügend Zeit hatte, sie sorgfältig zu recherchieren. Tatsächlich ist es notwendig, das Thema als eines von gesellschaftlicher Tragweite zu verstehen und nicht als individuelles Problem einzelner Journalist:innen und Verlagshäuser.  

Zusätzlich zu den im Text genannten Aspekten gibt es zwei weitere, die ich in dem Zusammenhang wichtig finde.

Das erste ist der Hinweis darauf, dass diese Aufgabe, über den Wert dieser Arbeit nachzudenken, sich nicht nur dem Publikum stellt, sondern auch den Schreibenden selbst: Viele Journalist:innen bringen so viel intrinsische Motivation mit, dass sie oft bereit sind, praktisch für Aufwandsentschädigungen zu schreiben. Das erhebende Gefühl, den eigenen Artikel in guter Umgebung publiziert zu sehen, lässt sie betriebswirtschaftliche Kalkulationen hinten anstellen. Das führt leider auch zu einer Sozialauswahl bei den Schreibenden selbst: Man muss sich die vielen unbezahlten Praktika und Witz-Honorare erst einmal leisten können. Wer aber wirklich Geld verdienen muss, wird sich gezwungenermaßen einen anderen Job suchen - und ist aus dem Journalismus damit raus. 

Der zweite Punkt ist die Weigerung der Verlagshäuser, sich praktikable und datenarme Finanzierungsmodelle zu überlegen. Denn viele Leser:innen würden schon 50 Cent für einen Artikel bezahlen, aber nicht, wenn sie vorher alle möglichen Daten in massenweise Felder eintippen und alle möglichen Informationen über sich selbst dalassen müssen. 

 

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