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Kurator'in für: Kopf und Körper Fundstücke
Geboren 1984 in Zwickau, Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in Jena und Perugia. Volontariat bei der Tageszeitung Freie Presse, anschließend zweieinhalb Jahre als Redakteur in Zwickau. Lebt als freier Autor in Leipzig und Bukarest. Quoten-Ossi bei Krautreporter.
Burkhard Bilgers Eltern sind in den 1960er-Jahren aus dem Schwarzwald in die USA ausgewandert. “Familiengeschichte”, schreibt er in dieser düsteren Reportage, “ist eine schwierige Angelegenheit für einen Deutsch-Amerikaner.” Die Frage, was die Eltern zwischen 1939 und 1945 so gemacht haben, schwinge immer in der Luft, wenn es um seine Herkunft geht.
Ganz neutral betrachtet ist das natürlich auch eine naheliegende Frage, aber als soziale Wesen betrachten wir solche Fragen nun mal nicht neutral. So gesehen stellen die amerikanischen Freunde die Frage nach dem Nazi im Keller wahrscheinlich ein paar Mal zu oft - und die Deutschen ein paar Mal zu wenig.
Um Schuldfragen geht es hier aber nur indirekt. Düster ist der Artikel deshalb, weil er den Versuch beschreibt, Geister einzufangen: Die Geister der Verstorbenen und ihrer möglichen Verbrechen. Bilger beschreibt, dass die Kriegserfahrung auch bei nachfolgenden Generationen psychische Folgen zeitigt:
“Germans now suffer post-traumatic stress at more than three times the rate of the Swiss across the border, and many Kriegskinder have “limited psychic latitude,” as German psychologists put it. They avoid change and hold tight to their security. It’s an instinct passed down for more than four centuries in Germany—an unbroken chain of fear and remembrance. Hardly a generation has been untouched by conflict since the Thirty Years War, when more than half the population was killed by marauding armies. “That is the ur-trauma of the German people,” Curt Hondrich told me. “That is when the German character was formed.”
Das mit den Geister einfangen war übrigens nicht einfach eine miese Metapher. Bilger nahm an einer sogenannten Famillienaufstellung teil, eine Mischung aus Gruppentherapie, Laientheater und Séance, die von Bert Hellinger, einem Psychotherapeuten und ehemaligen katholischen Priester entwickelt wurde. Die Methode erlebte einen Boom, half Tausenden über ihre Komplexe - ihr fielen aber auch Menschen zum Opfer.
Quelle: Burkhard Bilger Bild: Miguel Porlan EN newyorker.com
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Was für ein großartiger erster Absatz.