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Kurator'in für: Fundstücke Pop und Kultur
Geboren in Frankfurt, heute wieder dort lebend und arbeitend - hauptberuflich für einen Sachbuch- und Wissenschaftsverlag, daneben als freie Autorin für Magazine wie Spex, Missy Magazine, Konkret, Die Anschläge, kaput-magazine.com, melodiva.de, culturmag.de.
Wer mit Teenagern unter einem Dach lebt, weiß um die Macht von TikTok: Keine Social-Media-App ist so beliebt, wird von so vielen (überwiegend) Jugendlichen bzw. Generation-Z'lern genutzt, besucht und bespielt. Die Reichweite der chinesischen Plattform (die u. a. von Goldman Sachs finanziert wird) ist enorm: Mehr als 700 Millionen monatliche User verzeichnet das Portal, Tendenz steigend. Unzählige der halbminütigen Clips sind mit (Pop-)Songs unterlegt, TikTok ist also für Musikschaffende von großer Bedeutung. Kürzlich lief auf 3sat eine Sendung, in der erklärt wurde, wie TikTok funktioniert, wie Beiträge beschaffen sein müssen, um möglichst große Reichweite zu erlangen UND nicht zensiert zu werden (TikTok ist z. B. sehr streng in Bezug auf das Zeigen nackter Haut, aber das ist ein Thema für sich). Um die Rechte und Verdienstmöglichkeiten von Komponist:innen und Künstler:innen ging es dabei nur am Rande. Wie stark TikTok die Hörgewohnheiten der User:innen und damit auch die Arbeitsweise von Musikproduzent:innen beeinflusst – oder besser: formt –, beleuchtet Groove-Autor Kristoffer Cornils in seinem unten verlinkten Artikel für Die Zeit. Cornils erklärt das Phänomen TikTok und seine Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Musik entsteht:
Mittlerweile bröckelt die Integrität des Songs. Die Art und Weise, wie heutzutage Lieder geschrieben werden, passt sich dem ewigen Flow von Videos an, die in der Regel zwischen 15 und 30 Sekunden lang sind.
Das klingt einigermaßen pessimistisch, zeigt aber die längst Realität gewordene Praxis auf, denn:
Wer an einem Tag bei TikTok viral geht, dessen Spotify-Plays stehen am Morgen danach im neunstelligen Bereich. Dementsprechend lassen sich immer mehr Musiker in ihren Arbeitsprozessen von den Dynamiken der App inspirieren.
Musikjournalist Cornils ist nicht daran gelegen, TikTok und vergleichbare Player zu verdammen – schließlich verändert sich die Musikbranche permanent, Veränderung ist die genuine Aufgabe der Popkultur. Doch es stellen sich viele Fragen, zum Beispiel, wie stark es auf Kosten der Kompositionen geht, wenn zur Untermalung kurzer Personality-Videos hauptsächlich emotionsunterstützende Soundsnippets gefragt sind. Oder ob die Einführung neuer Features, die Usern ermöglichen, eigene Remixe zu erstellen, die Position von Urheber:innen schwächt. Cornils schreibt:
Vielleicht ließe sich das als ultimative Utopie verstehen, in der Musikkomposition zu einer kollektiven Praxis wird. Oder aber als Dystopie für all jene, die mit ihrer Musik ihre Miete zahlen wollen.
Bleibt zu hoffen, dass Musikschaffende künftig nicht nur als Content-Producer gesehen werden.
Quelle: Kristoffer Cornils Bild: (c) Zac Bromell /... Artikel kostenpflichtig www.zeit.de
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