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An Literatur interessiert mich besonders, wie Mentalitäten und soziale Mechanismen sichtbar werden. Für das BÜCHERmagazin schreibe ich vor allem über Comics, Phantastik und digitale Literatur. Ich mag Konflikte, Tentakel und sprachliche Schönheit.
Ich habe hier in fünf Jahren nie mit jemandem gesprochen. Die erhabene Gleichgültigkeit der Hauptstadt existiert hier in konzentrierter Form. Die Linien auf dem Boden des Schwimmbeckens nehmen einem jede Entscheidung ab. Hin, zurück, ein Zug, dann der nächste, immer der nächste. Vor mir verschwommen die Körper der anderen, bleich und braun, fett, faltig, knochig, haarig, muskulös. Sobald ich vorbei bin, hören sie auf zu existieren. An Tagen, an denen das Becken fast leer ist, stürzen sich Fliegen in die Wellen, kleben einen Wimpernschlag lang am Wasser und lösen sich wieder. Das kickt sie, die Fliegen. Der Ort ist gut und nie zu gut für mich. Verlöre ich nicht sämtliche Auftraggeber, wenn ich nicht ab und zu etwas schriebe, würde ich nie nach Hause gehen. Verließe ich nicht in einer Woche dauerhaft die Stadt, ich käme jahrzehntelang immer wieder. Ich hab hier niemandem Erinnerungen gemacht. Der Alte, der vor mir schwimmt, dreht Richtung Leiter ab und steigt auf die zweite Stufe. Er dreht sich langsam um und sieht mich, an, Chlorwasser trieft aus seinem Bauchhaar, und ohne den Augenkontakt zu unterbrechen, spuckt er ins Wasser.
Das Format heißt "Fehl am Platz". Die Idee: Einer unserer Reporter sucht einen Ort auf, für den er die falschen Ideale, die falsche Hautfarbe, die falsche Schamgrenze besitzt. Für den einen ist das die NPD-Mitgliederversammlung, für den anderen das Masturbationsseminar, für den nächsten ein Restaurant, in dem man mit Messer und Gabel gleichzeitig essen muss. Das Format enthält Spuren von Sadismus. Und es ist indiskret. Der Autor gibt unweigerlich zu viel von sich preis. Für den Probelauf haben wir uns zunutze gemacht, dass es Menschen gibt, die fast überall fehl am Platz sind.
Quelle: Elisabeth Dietz rustyspoons.de
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Well Done Eli!
Passend zum unpassenden Ort, schießt mir gleich das Wasser in die Augen - so schön ist das geschrieben.
Grandios! was für ein wunderschöner, unerfreulicher Text!