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Kurator'in für: Feminismen Medien und Gesellschaft Volk und Wirtschaft Zeit und Geschichte
Ich studiere Sinologie im Master und schreibe hier über Gesellschaft, Politik und China.
Außerdem schreibe ich den Newsletter "How to China", mit dem du besser verstehst, wie China sich versteht.
Im 21. Jahrhundert ist die Weltbevölkerung so wohlhabend, wie sie das vielleicht noch nie war. Gerecht verteilt ist dieser Wohlstand nicht. Warum? Hier sind ein paar Beispiele:
Laut dem World Inequality Report der Weltbank von 2022 ist Wohlstand heute ungefähr genauso ungleich verteilt wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts, auf dem Höhepunkt des westlichen Imperialismus.
Burundi, der Südsudan, Mosambik oder die Demokratische Republik Kongo: Fast alle der ärmsten Länder der Welt sind ehemalige Kolonien. Die USA, Deutschland, Frankreich oder Großbritannien: Fast alle der reichsten Länder der Welt sind ehemalige Kolonialmächte.
Im Juni 2021 hatten die reicheren Länder 44% aller weltweit produzierten COVID-19-Impfstoffe erworben, obwohl sie nur etwa 16% der Weltbevölkerung ausmachen. Im Gegensatz dazu hatten ärmere Länder im selben Zeitraum weniger als 1% des weltweiten Impfstoffangebots erhalten.
Auch wenn man die Welt nicht erklären kann, indem man sie einfach in Unterdrücker und Unterdrückte einteilt: Das sind gute Gründe, die Glaubwürdigkeit westlicher Werte wie Demokratie, Gleichheit und Freiheit anzuzweifeln. Es gibt ein Land, das diese Unglaubwürdigkeit schamlos ausnutzt: China.
Als Xi Jinping 2012 antrat, entschied er: China hat der Welt eine Geschichte zu erzählen. Und die braucht unbedingt ein besseres Marketing. Xi rief “Chinas Geschichte gut erzählen” ins Leben, eine Art Marketing-Strategie, die die Soft Power seines Landes auf ein neues Level heben sollte.
Und was genau meint Xi Jinping mit der “China Story”?
Diese Geschichte ist simpel: China hat es innerhalb weniger Jahrzehnte aus bitterer Armut und eigener Kraft zu einem wohlhabenden, mächtigen Land geschafft. Die “China Story” ist subversiv: Sie bietet Nicht-Einmischung statt Belehrung. Wirtschaftliche Entwicklung statt Entwicklungshilfe. Vom Staat gelenkte Rechte statt allgemeiner Rechte. Und sie hat einen Kern: Die Kommunistische Partei, deren Kompetenz ein Vorbild für andere Länder ist.
Die “China Story” ist ein von der Kommunistischen Partei kontrolliertes Narrativ. Es ist weder wasserdicht noch realitätsgetreu. Trotzdem ist sie eine Erfolgsgeschichte. Und hat einen unbezahlbaren Vorteil: Sie kommt nicht aus dem Westen. Der Kick an der “China Story”? Das kannst du auch schaffen.
China will seine eigene Geschichte neu erzählen - Wie genau das funktioniert, und ob China damit bisher erfolgreich war, erkläre ich in diesem Text. Der Text ist aus einer Reihe meines Newsletters "How to China" zur Frage: Warum will China eine Sonderrolle, wenn es um Menschenrechte geht?
Quelle: Emily Kossak Bild: Screenshot von de... steadyhq.com
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Stimmt, die Story als Narrativ kommt nicht aus dem Westen. Aber der wirtschaftliche Erfolg zum Teil schon. Ohne westliche Investitionen, ohne Know-How-Transfer und ohne Handel mit dem Westen hätte es China nicht so schnell geschafft. Im Bündnis mit der Sowjetunion jedenfalls ist der große Sprung gescheitert ……
Auch ist der Zusammenhang zwischen Wohlstand und Kolonialmacht nicht so klar. Finnland, Norwegen, Dänemark, Schweden, die Schweiz, die Tschechoslowakei waren m.W. keine Kolonialmächte. Litauen, Estland und Lettland waren Kolonien im russischen Imperium und sind in den Zeiten der Unabhängigkeit von Rußland wirtschaftlich erblüht. Südkorea war japanische Kolonie. Portugal und Spanien sind verarmt aus ihrer Zeit als Kolonialmacht hervorgegangen. Siehe Liste der Länder nach BIP pro Kopf: https://de.wikipedia.o...
Die ehemaligen Kolonialmächte Deutschland, Österreich oder Japan waren nach dem zweiten WK total zerstört und sind ohne Kolonien wieder erblüht. Es sind die Institutionen, die Organisation von Wirtschaft und Gesellschaft, die Kulturen, die zum Erfolg führen oder nicht. Und auch da hat China eine Menge vom Westen übernommen.Siehe https://forum.eu/users...
Viele Dank für diesen Beitrag der hilft, die chinesische Perspektive zu verstehen. Ich persönlich glaube, es würde helfen, wenn wir die Strategie Chinas und seine Denkweise nicht als etwas per se negatives betrachteten. Mit etwas Demut und einem gedanklichen Schritt zurück von unseren verinnerlichten Positionen und Werten (die für uns wohl richtig sind) können wir mit einer neutraleren Herangehensweise vielleicht sehen, ob wir etwas lernen können.
Vielen Dank für eine neue, interessante Perspektive.
Kleine Anmerkung: "billions" sind Milliarden, nicht Billionen.