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Freier Autor mit Schwerpunkt Wirtschaft und Technologie. Zuvor Senior Editor bei WIRED Germany in Berlin. Von 1998 bis 2014 Korrespondent in San Francisco. Beschäftigt sich seit langem mit Themen wie Innovation, Künstliche Intelligenz und „Wie werden wir morgen leben?“ Hätte nichts gegen schlaue Maschinen, die seine Arbeit erledigen – solange der Frühstückskaffee gesichert bleibt.
Jeff Bezos, Gründer und Chef von Amazon, hat einen großen Preis zu vergeben: Sein Unternehmen braucht mehr Platz zum Wachsen, eine zweite Firmenzentrale soll her – und statt im Stillen mit Gemeinden zu verhandeln, die in Frage kommen, hat er die Suche in einen öffentlichen Schönheitswettbewerb verwandelt. Eine Art Reality-TV-Show, die „Amazon sucht die Superstadt“ heißen könnte; mit dem Ziel natürlich, möglichst hohe Konzessionen herauszuschlagen.
Und es funktioniert. Stadtherren (es sind ja meistens Herren) überschlagen sich mit Offerten, die bisweilen bizarre Züge annehmen: Atlanta etwa bot an, dem Online-Händler eine eigene Satelliten-Stadt zu bauen. Namens Amazon, klar. Tucson schickte einen Kaktus. Die meisten anderen setzten auf Geld – vor allem in Form von Steuerersparnissen in Milliardenhöhe.
Amazon ist nur das jüngste, bisher dramatischste Beispiel dafür, wie sehr sich der Wettbewerb um Arbeitgeber zugespitzt hat. Natürlich buhlen Kommunen seit Jahrzehnten um Unternehmen. Je mehr aber Globalisierung und Digitalisierung die Wirtschaftswelt in Gewinner und Verlierer teilen, um so größer werden die Preise, die zu vergeben sind.
Dieser New-York-Times-Artikel beschreibt, wie beinahe verzweifelt US-Städte versuchen, Amazon in ihre Nähe zu holen – aber auch, wie viele Nachteile das mit sich bringt. Die Milliarden, die dem Online-Giganten hinterher geschmissen werden, könnten zum Beispiel in Bildung und Infrastruktur fließen oder in Förderprojekte für Gründer aus der Region.
Solche Initiativen aber brauchen Jahre, um Kapital abzuwerfen, wirtschaftlich wie politisch, und sie bringen den Stadtherren weit weniger Schlagzeilen ein als das Mitmachen bei der Amazon-Show. Am Ende, muss man wohl fürchten, wird es nur einen Gewinner geben: Jeff Bezos, der Milliarden kassiert, während überall dort, wo Amazon nicht hinzieht, sich wieder Lethargie breitmacht.
Quelle: Ben Casselman Bild: Jackie Ferrentino EN mobile.nytimes.com
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