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Soleimani: Ein schlechter Stratege

Lars Hauch
Researcher. Schwerpunkte: Mittlerer Osten, insbesondere Syrien.
Zum Kurator'innen-Profil
Lars HauchMontag, 06.01.2020

Anlässlich der Tötung von Qassem Soleimani gibt es einen Haufen von Berichterstattung, die den General als Schattenkrieger, Phantom oder auch diabolisches Mastermind präsentieren. Darum an dieser Stelle eine Gegenstimme.

Soleimani war ein charismatischer Mann von hoher Intelligenz, doch war sein Wirken letztlich wirklich im Sinn des Regimes in Teheran? 

Thomas L. Friedman nennt Soleimani in der hier verlinkten Kolumne plakativ den "überschätztesten Krieger Irans". 

So habe letztlich Soleimani den Atomdeal für die Iraner an die Wand gefahren. Der 2015 verhandelte Deal sei ein diplomatischer Gewinn für den Iran gewesen. Die Mehrheit der US- und EU-Sanktionen seien eingestampft worden, Teheran das Recht auf zivile Nutzung von Kernenergie zugestanden. Die iranische Wirtschaft sei im Folgejahr um 12 Prozent gewachsen. 

Doch Soleimani baute sein Netzwerk von Milizen außerhalb des Irans weiter aus. Mit Erfolg. Dieser Erfolg habe allerdings die US-Verbündeten in der Region in Schrecken versetzt. Zum Beispiel Saudi Arabien, das sich angesichts der zunehmenden Schlagkraft der Huthi-Rebellen bedroht sah. Also übten diese Länder Druck auf Washington aus, aus dem Deal auszusteigen. 

Das Ergebnis? Härtere Sanktionen denn je, Rezession, Isolation. 

All that for the pleasure of saying that Tehran can call the shots in Beirut, Damascus, Baghdad and Sana. What exactly was second prize?

Es folgen weitere Beispiele für Soleimanis Effektivität hinsichtlich des Aufstellens von Milizen, deren Handlungen dann allerdings negative Folgen für den Iran hatten. Zum Beispiel das hohe Maß an Gewalt und Macht, das die pro-iranischen Milizen im Irak ausüben und das zu Massenprotesten gegen die iranische Präsenz im Nachbarland geführt hat. Ganz aktuell von The Intercept gesichtete Dokumente des iranischen Geheimdienstes bestätigen diese Perspektive. 

Man kann über Friedmans Ansatz streiten. Denn die harten Sanktionen gegen den Iran haben die Revolutionsgarden letztlich immer gestärkt, da sie Im- und Exporte und den Schmuggel kontrollieren. So könnte man argumentieren, dass Soleimani durchaus im Sinn des Regimes handelte, dessen Teil er war. Auch wenn die Mehrheit der IranerInnen darunter leidet.


Soleimani: Ein schlechter Stratege

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Kommentare 8
  1. Nutzer gelöscht
    Nutzer gelöscht · vor fast 5 Jahre

    Leicht offtopic, aber wer mal mit den Ohren schlackern will:
    https://www.heise.de/n...

  2. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor fast 5 Jahre

    Wann und wo gab es das in der Geschichte des Völkerrechts, dass die Ermordung eines Generals eines international anerkannten Staates ohne eines erklärten Krieges nicht eindeutig völkerrechtswidrig gewesen wäre?

    1. Lars Hauch
      Lars Hauch · vor fast 5 Jahre

      Das Völkerrecht ist in vielen Fällen nicht so eindeutig, wie es vielleicht wünschenswert wäre. Hier sind beispielhaft zwei Einschätzungen von Juristen zu lesen (https://verfassungsblo... und https://www.lto.de/rec...).

      Letztlich sind weder die USA noch Iran bemüht, völkerrechtskonform zu handeln. Beide Länder sind in schwerste Kriegsverbrechen verwickelt. Wie so oft zeigt sich das Spannungsverhältnis zwischen dem normativen Anspruch des VRs und dessen praktischer Umsetzung. Schon allein aus Ermangelung einer Exekutiven im internationalen System gilt letztlich (leider) nach wie vor das Recht des Stärkeren.

      Und ganz unabhängig vom VR befinden die USA und Iran sich seit langem im Krieg. Die USA führen vor allem einen Wirtschaftskrieg gegen Iran, auf Irans Konto wiederum gehen der Tod tausender US-Soldaten und auch Zivilisten.

    2. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor fast 5 Jahre

      @Lars Hauch In einer multipolaren Welt, die im Entstehen ist, führt das aber von Katastrophe zu Katastrophe. Und das nicht nur dieser Weltgegend.

    3. Lars Hauch
      Lars Hauch · vor fast 5 Jahre

      @Achim Engelberg Da bin ich ganz bei ihnen.

  3. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor fast 5 Jahre

    Ist Trump ein guter Stratege oder nicht des Missmanagement schuldig? Warum ist er noch nicht gestürzt? Nach Friedman braucht es doch dazu nur Presse + Parliament, oder?

    Hier aus der Einschätzung des Präsidenten der Deutsch-Arabischen Gesellschaft, Dr. Michael Lüders:

    "Soleimani war ja kein Warlord, man hat hier nicht irgendeinen Kriegssöldner aus dem Weg geschafft. Er war Soldat einer regulären Streitmacht. Stellen wir uns vor, die Iraner würden das mit einem amerikanischen General irgendwo auf der Welt machen. In jedem Fall würden wir von Staatsterrorismus reden.
    ...
    Die amerikanische Haltung ist klar. Man will durch maximalen Druck, den Iran in die Knie zwingen, damit der am Ende seine Kapitulation unterschreibt. Das wird die iranische Führung niemals tun.
    ...
    Es gibt diese Fiktion, man könnte durch eine Sprache der militärischen Stärke die Gegenseite in die Knie zwingen. Das funktioniert nicht."

    1. Lars Hauch
      Lars Hauch · vor fast 5 Jahre

      Mir fallen spontan nicht viele Soldaten regulärer Streitmächte ein, die Gruppen wie Hamas, Hezbollah, Kata'ib Hezbollah, Islamischer Jihad und die Fatemiyoun Division aktiv unterstützen/aufgebaut haben und auf der Terrorliste der Europäischen Union stehen.

      Suleimani hat sich selbst als Kombattant im Krieg gegen die USA begriffen und seine Milizen haben tausende Amerikaner getötet. Man kann moralisch natürlich streiten, völkerrechtlich ist der Fall aber nicht eindeutig.

    2. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor fast 5 Jahre

      @Lars Hauch Mir fallen spontan ziemlich viele "Terrororganisationen" ein, die erst von den USA "aufgebaut" (mit Geld, Waffen und Ausbildung versorgt) wurden und dann später, als sie nicht mehr gebraucht / unkontrollierbar wurden, auf der "Abschussliste" landeten 🤔

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