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Kurator'in für: Zeit und Geschichte Flucht und Einwanderung Fundstücke
Studium der Internationalen Entwicklung und Politikwissenschaften in Wien und Münster. Beschäftigt sich mit Sicherheitspolitik und Islamismus, unter anderem bei/mit Internationale Politik und Gesellschaft (IPG), Blätter für deutsche und internationale Politik, Internationale Politik (IP), Middle East Institute Washington, Atlantic Council, Clingendael Institute.
Eine Woche lang dauerten die Kämpfe rund um ein Gefängnis im nordostsyrischen Hasakah, in dem bis zu 5,000 IS-Mitglieder interniert waren. Darunter schätzungsweise 700 Minderjährige. Am 20. Januar hatten IS-Kämpfer einen koordinierten Großangriff begonnen. Unter anderem durch Tunnel hatten sie das Gebiet um das Gefängnis infiltriert, mindestens ein Selbstmordattentäter sprengte das Tor auf und machte den Weg für den Sturm frei. In und rund um den Gebäudekomplex kam es daraufhin zu tagelangen Gefechten, vor denen über 40,000 ZivilistInnen fliehen mussten. Am Ende ergab sich ein Teil der IS-Mitglieder und Kämpfer, viele weitere wurden getötet. Wie viele fliehen konnten, ist unklar. Es kursieren Zahlen von rund 400.
Die Syrian Democratic Forces (SDF), ein von der kurdischen YPG angeführtes Militärbündnis, waren mit tausenden KämpferInnen und US-Unterstützung im Dauereinsatz. Dabei kamen laut eigenen Angaben 121 ihrer Leute ums Leben. Auf Seiten des IS soll es 374 Tote geben. Die Zahlen sind mit großer Vorsicht zu genießen: Beim Sturm auf die letzte IS-Bastion Baghouz vor drei Jahren tötete die SDF/US-Allianz hunderte Zivilisten. Mit schwerem Gerät wurden die Leichen verscharrt, bevor Journalisten das Gebiet betreten konnten. Niemand weiß genau, was in und um das Gefängnis in Hasakah passiert ist.
In jedem Fall handelt es sich um die größte koordinierte IS-Aktion seit Jahren. Obendrein muss man sie wegen ihrer Symbolkraft wohl als „erfolgreich“ bezeichnen. In Syrien sitzen zehntausende IS-Mitglieder, vermeintliche Mitglieder, Kämpfer und deren Familien in Lagern und Gefängnissen. Die SDF haben keine Kapazitäten, um hinreichend für Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Vor allem in den Lagern kommt es immer wieder zu Morden und auch Gewalt gegen Hilfsorganisationen. Gerichtsprozesse oder ähnliches gibt es bisher nicht. Dabei wäre ein Konzept, um die Verbrechen des IS juristisch aufzuarbeiten, ein wichtiger Grundbaustein für den gesellschaftlichen Umgang mit dem Geschehenen.
Dass die verbliebenen Zellen des IS, die sich in den letzten Jahren eher auf Erpressung und Guerilla-Angriffe in den Wüstengebieten beschränkten, nun einen groß angelegten Gefängnisausbruch angehen, sendet ein deutliches Signal an Sympathisanten und solche, die in die Kategorie „Mitgehangen, mitgefangen“ fallen: „Wir sind noch da und womöglich euer Ausweg“.
2014 wurde eine internationale Allianz gegen den IS ins Leben gerufen. Als „internationales“ Problem wird der IS heute nicht mehr betrachtet. Weder leistet die internationale Gemeinschaft die nötige Unterstützung innerhalb Syriens, noch holen einzelne Länder ihre Staatsangehörigen in nennenswertem Ausmaß zurück. Man muss keine Wahrsagerin sein, um die Folgen dieser Ignoranz abzusehen. Schwerst traumatisierte Menschen und Kinder in desaströsen Bedingungen einzusperren ist nicht gerade förderlich für Rehabilitation. Was für Erwachsene werden aus den Kindern, die diesem Horror ausgesetzt waren? Von den Opfern des IS ganz zu schweigen. Ohne Aufarbeitung ist Heilung kaum möglich. Individuen und Gesellschaften der Region werden gezwungen, den Preis zu zahlen.
Bewältigen lässt sich das Problem nur durch internationale Anstrengungen, inklusive ernsthaftem Einsatz einzelner Länder. Deutschland beispielsweise sagt, man könne Staatsangehörige nicht zurück holen, weil die SDF-Administration staatlich nicht anerkannt ist. Aus bürokratischer Perspektive mag das stimmen, letztlich mangelt es aber schlicht an politischem Willen, dieses heiße Eisen anzufassen.
Internationale Verantwortung auf die Rückführung von Staatsangehörigen zu beschränken, wäre allerdings eindimensional. Ausländer machen nur einen Teil der Inhaftierten aus, tatsächlich ist der IS auch ein lokales und regionales Problem. Individuen, Familien und Teile von Stämmen haben kollaboriert, andere sind auf Rache aus. Jeder hat seine eigene Geschichte mit dem IS (oder sogar mehrere). Sicher, die SDF brauchen akute Unterstützung, um die Gefangenen zu managen. Gelöst wird das Problem dadurch aber nicht. Der IS surfte und surft immer noch auf der Welle des Krieges in Syrien. Solange keine zumindest einigermaßen konstruktive Lösung für den Konflikt gefunden wurde, wird die Lage im Land in jeder Hinsicht prekär bleiben und der IS immer eine Nische finden.
Der gepiqte NYT-Beitrag gibt einen Überblick über den Ausbruch. Das offizielle SDF-Statement könnt ihr hier nachlesen.
Quelle: Jane Arraf, Sangar Khaleel Bild: Diego Ibarra Sanc... EN www.nytimes.com
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