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Raus aus der Blase oder: Wenn die Bekannte plötzlich die AfD feiert

Nils Pickert
Freier Journalist. Autor. Aktivist. Internetmeme. Feminismus und so. Turngerät von vier Kindern.
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Nils PickertMontag, 06.11.2017

"Jung, erfolgreich, rechts: Was ist bloß mit Jenny passiert" will der Journalist Matthias Schwarzer wissen und versucht die Entscheidung seiner Bekannten nachzuverfolgen, sich - zumindest für ihn und einige andere - schlagartig sehr nationalkonservativ bis rechts zu positionieren.

Ich halte diesen Text aus mehreren Gründen für ein interessantes Fundstück.

  • Man nimmt Schwarzer wirklich die Ernsthaftigkeit seiner Bemühungen ab. Er verfolgt recht detailreich den Weg einer Eskalation nach, über die er offenkundig zu wenig weiß, die ihn aber sehr beschäftigt.
  • Dieses Unverständnis von der Radikalisierung einzelner Personen, die einem nahestehen oder mit denen man im weitesten Sinne bekannt ist, treibt gerade viele (auch journalistisch) um. Nachdem eine vielfach eher linksgerichtete Medienlandschaft lange nur mit fassungslosem Furor oder gerne auch mal mit einem gewissen Maß an Verächtlichmachung gegen solche Entwicklungen angeschrieben hat, versucht sie spätestens seit der Inauguration Trumps eher die Zusammenhänge zu verstehen.
  • Schwarzer markiert - ob nun bewusst oder unbewusst - genau die Art von journalistischen (Vor)urteilen, die die Berichterstattung lange Zeit zu einseitig gemacht hat und die das auch immer noch tut. Jenny ist zu jung, gebildet und erfolgreich, um sich "wie ein Helmut oder Rüdiger zu verhalten". Außerdem als Frau schon auch irgendwie dazu verpflichtet, der bessere Mensch zu sein. Über eine engstirnige Weltsicht wird sich hier mit einer anderen, ebenfalls engstirnigen Weltsicht mokiert. Das können und müssen wir als Medien besser machen.
  • Dieser Text definiert ein Grundproblem von Piqd. Wir sind hier ein überwiegend links-liberaler Haufen mit oft sehr homogenen Meinungen. Aber nicht nur um der journalistischen Vielfalt willen ist es eine gute Idee, dieser Tendenz mit Ideen wie Unpiqd und Ähnlichem etwas entgegenzusetzen. Nicht etwa, um sich fragwürdigen Weltanschauungen anzudienen, sondern um die Filterblase zu sprengen.


Raus aus der Blase oder: Wenn die Bekannte plötzlich die AfD feiert

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Kommentare 8
  1. Fabian Goldmann
    Fabian Goldmann · vor 7 Jahren

    Sorry, hab deinen Piq jetzt jetzt 3x gelesen, aber ich raff's einfach nicht. Wo sprengt jetzt wer die Filterblase? Den Text über Jenny kritisierst du ja selbst als vorurteilsbehaftet. Ich würde noch weitergehen und bezweifeln, dass er überhaupt als Beispiel für eine neue Phase des Verstehenwollens steht. Für mich entspricht er eher dem weitverbreiteten journalistischen Genre der Inszenierung des eigenen Unverständnis, an dessen Ende der vermeintliche Untersuchungsgegenstand (Ossi, Venus-Besucher, IS-Symphathisant, Waffennarr, Rechter, beliebiges anderes gesellschaftliche Kuriosum...) dem Leser als noch fremder markiert wurde als es vorher war. Aber davon abgesehen: Ok, der Text
    markiert ein Grundproblem von Piqd. Aber wer braucht dieses worst-Practice-Beispiel? Wer sich ohnehin an der liberalen Piqd-Bubble stört (so homogen und liberal finde ich die übrigens gar nicht), dem brauchst du das Problem sowieso nicht zu markieren. Was für mich als fiktiver Bubble-Outsider stattdessen bei diesem ganzen neumodischen Bubble-Gerede auf Piqd herüberkommt, ist 1/2

    1. Fabian Goldmann
      Fabian Goldmann · vor 7 Jahren

      dass sich da dieselben Leute, die mich ständig mit ihrem "linksliberalen" Kram einlullen wollen, nun als meinungspluralistische Bubble-Burster inszenieren; nur um am Ende den selben "linksliberalen" Kram wie immer zu piqen oder mich mit ihrer linksliberalen Attitüde darüber aufklären, warum ich Beiträge außerhalb ihrer Bubble besser nicht lesen sollte (unpiq). Solches betreutes (Nicht)-Lesen vergrößert m.E. eher noch die Diskrepanz.
      Jetzt konstruktiv: Wenn ich ehrlich daran interessiert bin, Leute außerhalb zu erreichen (was niemand sein muss) und den Debattenspielraum zu erweitern, warum piqen wir dann nicht einfach Sachen von "außerhalb". Gute Texte, deren Meinung man nicht teilt, aber die ein relevanten Aspekt der Debatte veranschaulichen. Also in diesem Fall einen Text von Jenny oder von einem tatsächlichen Jenny-Versteher und nicht von einem, der so tut als ob er Jenny verstehen will aber es nicht kann, damit wir so tun können, als ob wir Jennys erreichen wollten aber nicht können. Oder wo ich da unten gerade @Marcus sehe, warum engagieren wir keine Jenny-Versteher als piqer? Falls ich irgendwas missverstanden habe, entschuldige ich mich schon mal, schon spät. 2/2

    2. Nils Pickert
      Nils Pickert · vor 7 Jahren

      @Fabian Goldmann Lieber Fabian,
      interessante Anmerkungen, danke. Ich kann mir tatsächlich vorstellen, dass das ein Missverständnis ist, da ich viele deiner Punkte ähnlich bis genauso sehe. Der Text ist für mich weder ein best noch ein worst practice Beispiel sondern relevant, weil er exemplarisch ist. Er steht beispielhaft für den durchaus anerkennenswerten Versuch eines Journalisten, bei diesem Themenkomplex über den eigenen Tellerrand zu schauen, und dabei (un)freiwillig gerade an diesem Tellerrand zu scheitern. Ähnlich beispielhaft für die Homogenitätsproblematik einiger Teile des Journalismus ist die Piqd Situation. In beiden Fällen wird sich um Lösungen bemüht. Das ist schon deshalb nicht worst, weil man überhaupt gewillt ist, sich damit auseinanderzusetzen. Von best sind wir aber auch noch ein ganzes Stück entfernt. Für mich bildet der Text ein "Wir müssen das besser machen, lass mal schauen wie" ab und genau dieser Gedanke scheint sich Journalismus gerade einige Strahlkraft zu gewinnen. Daher der Piq.
      LG
      Nils

  2. Leopold Ploner
    Leopold Ploner · vor 7 Jahren

    Schön, dass ich über Piqd diesen interessanten Text entdeckt habe, der mich etwas ratlos zurück lässt. Vor nicht langer Zeit waren rechte Ideen etwas für dumbe Glatzköpfe, nun tauchen sie in der Mitte der Gesellschaft auf. Leben nun “die” in einer Filteblase, oder ich?

    1. Nils Pickert
      Nils Pickert · vor 7 Jahren

      Lieber Leopold,
      das ist eine gute Frage. Ich würde dir zunächst widersprechen wollen: Die Mitte der Gesellschaft ist in dem Maße anfällig für rechtes Gedankengut, in dem es den neurechten Protagonist*innen gelingt, der Hysterie Vorschub zu leisten - unabhängig davon, wie es um die Realität bestellt ist. Wir erleben die Wiederkehr von Massenpsychose und Retropiesehnsucht.

      Was die Filterblasen angeht: In denen bewegen wir uns alle. Ich zum Beispiel neige immer wieder unbewusst dazu, davon auszugehen, dass mein Gegenüber auch studiert hat, politisch interessiert ist, News und Bücher liest - nichts davon ist tatsächlich mehrheitsfähig. Ich werde auf dem falschen Fuß erwischt, weil ich von mir auf andere schließe. Mit Matthias Schwarzer ist das ähnlich. Warum sollte Jenny als junge, gebildete, erfolgreiche Frau nicht für nationalkonservative, rechte Positionen interessieren? Womöglich interessiert sie sich ja genau deshalb dafür.

      LG
      Nils

  3. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor 7 Jahren

    ja - Schwarzer ist sozusagen in die richtige Richtung gelaufen, aber schon ziemlich direkt nach dem Start auf die Fresse gefallen. Das müssen wir wirklich besser machen. Dein zweiter Punkt ist für mich zentral - es geht um ein ehrliches Bemühen um das Verständnis von Zusammenhängen. Dazu gehört auch genau hinzusehen, welche tatsächlichen Mängel in der Politik oder in den Medien von der neuen Rechten genutzt werden, um sie als "pars pro toto", als angeblich symbolhaft für eine angeblich allumfassende Verkommenheit anzuführen. Und genau dort erlebe ich schon wahnsinnig viel Sturheit und Unfähigkeit zur Selbstkritik.
    Schwarzer hat offensichtlich mehr recht als Jenny, aber er hat auch mehr Verantwortung für die Debatte.

  4. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor 7 Jahren

    ...einen Kommentar bevor ich es lese: die ersten "unpiqs" fand ich ziemlich gut und wir werden das weiter befördern. Unser Vorschlag an die Kuratorenschaft ab und zu auch influencern aller couleur auf Twitter oder sonst wo "aufs Maul zu schauen" und ihre Empfehlungen dort auf piqd zu besprechen, wurde erstmal ignoriert. Ich will das aber ausprobieren und halte das potentiell für einen echten Mehrwert, wenn wir das leisten könnten. Wir sprechen dazu jetzt kanalweise einzelne KuratorInnen an. Danke für deine Worte, das ist exakt worum es mir geht. Weltanschauungen sollten nämlich letztlich immer fragwürdig sein.

  5. Judka Strittmatter
    Judka Strittmatter · vor 7 Jahren

    Sehr schön, danke, Nils!

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