Kanäle
Jetzt personalisiertes
Audiomagazin abonnieren
Log-in registrieren
forum verwendet Cookies und andere Analysewerkzeuge um den Dienst bereitzustellen und um dein Website-Erlebnis zu verbessern.

handverlesenswert

Kluge Köpfe filtern für dich relevante Beiträge aus dem Netz.
Entdecke handverlesene Artikel, Videos und Audios zu deinen Themen.

Du befindest dich im Kanal:

Medien und Gesellschaft

ARD/Spiegel-Recherche zu organisiertem "Swatting"

René Walter
Grafik-Designer, Blogger, Memetiker | goodinternet.substack.com

Irgendwas mit Medien seit 1996, Typograph, Grafiker, Blogger. Ask me anything.

Zum Kurator'innen-Profil
René WalterDonnerstag, 11.04.2024

Das ARD-Magazin Kontraste und der Spiegel haben eine gemeinsame Recherche zur Gruppe "New World Order" (NWO) veröffentlicht, ein organisierter Schwarm von "Trollen", die ihren Opfern in hunderten Fällen in den letzten Jahren mit fingierten Notrufen ein Sondereinsatzkommando der Polizei nach Hause schickte -- das sogenannte "Swatting". 

Hier die Meldung der Tagesschau, etwas ausführlicher in einem Artikel auf Spiegel Plus.

Das "Institut für Sicherheit und Datenanalyse im Streaming" (ISDS) hat seit Februar laut eigenen Angaben 1.048 Streamer auf Twitch gezählt, die im Visier der "NWO" gelandet seien. Das ISDS setzt sich gegen sogenannte "Hateraids" ein, auf Deutsch "Hassangriffe". 132 Twitch-Streamer seien im untersuchten Zeitraum von Swattings betroffen gewesen, teilweise mehrfach. Dazu kommt die Dunkelziffer.

Der erste deutsche Fall von "Swatting" liegt 9 Jahre zurück und betraf Rainer Winkler, bekannter unter seinem Pseudonym "Drachenlord", der sich ein jahrelanges Scharmützel mit den "Trollen" der sogenannten "Sifftwitter"-Bubble lieferte. Damals hatte ich über einen langen Zeitraum Einblick in einen DM-Chat der "Trolle" und weiß, dass diese Gruppierungen schon damals hochorganisiert vorgehen und verschiedene Accounts unterschiedliche Arbeiten (Erstellung von Grafiken, Doxxing, Anlegen von Dokumenten und Listen, Recherche von Privatadressen, etc) in groß angelegten "Trollangriffen" verrichten. Es gibt einen "harten Kern" von Accounts, die als Wortführer agieren und immer präsent sind und die flankiert werden von einem lose fluktuierenden Schwarm wechselnder Teilnehmer.

Ob die Gruppierung "NWO" ebenfalls arbeitsteilig und so straff organisiert vorgeht, wie "Sifftwitter", kann ich nicht sagen, ich vermute aber stark, dass es bei diesen Gruppierungen personelle Überschneidungen gibt und das die Organisationsform sehr ähnlich ist.

Ich schreibe "Trolle" deshalb in Anführungszeichen, weil es sich bei diesem Neologismus aus dem Internet-Slang um eine Form von orwellschen und verhamlosenden Newspeak handelt. Es sind schlichtweg Kriminelle, die sadistische Tendenzen im Internet ohne Hemmungen ausleben, und ich spreche daher in vielen Fällen auch von einer "Psychopathologie des Schwarms", denn diese Pathologien organisierter Netzaktivitäten erstrecken sich nicht nur auf einen Haufen von Gamern: das sogenannte "Trolling" erstreckt sich hinter den Kulissen auch bis in den Mainstream der konventionellen Netz- und Medienszene.

Die erste Studie, die die Persönlichkeit von "Trollen" untersuchte und Merkmale der sogenannten "Dark Triad" (Psychopathie, Machiavellismus, Narzissmus) feststellte, liegt nun 10 Jahre zurück und sie stellte lakonisch fest: "cyber-trolling appears to be an Internet manifestation of everyday sadism". Weitere Studien haben diese Ergebnisse immer wieder bestätigt. Organisiertes Trolling, wie im Fall der Gruppierung "New World Order", ist also nichts anderes als digital organisierte Psychopathie -- eben eine "Psychopathologie des Schwarms".

Im Fall der Gruppe "NWO" kommt erschwerend hinzu, dass dieser Schwarm ganze Listen von potenziellen Zielen führt, die auch "Politiker, Schuldirektoren oder Schauspieler" enthält. Es handelt sich also um eine Schwarmpsychopathologie, die auch Institutionen und Politik angreift, und deren organisierte Ausformungen daher zumindest im Fall von "NWO" als eine Form von "Terrorismus Light" eingestuft werden können.

Ich denke, um dieses Phänomen zu bekämpfen, ist es zunächst notwendig, sich einer klar benennenden Sprache zu bedienen, die diesen organisierten Sadismus nicht hinter verhamlosenden Neologismen verdeckt. Klassisches Trollen, ein spielerisches und manchmal auch ein bisschen gemeines Provozieren mit absurden verbalen Angriffen mit dem Zweck, das Opfer dieser Angriffe zu einer Art "Selbstentblößung" zu treiben, hat mit dieser Form von organisierter Kriminalität nichts zu tun. Es handelt sich bei Gruppen wie "NWO" nicht um Trolle, es handelt sich um sadistische Kriminelle, die psychologische Gewalt und Sicherheitskräfte gezielt als Waffe benutzen, und sie sollten deshalb als das bezeichnet werden, was sie sind: Nämlich als gemeingefährliche Psychopathen.

ARD/Spiegel-Recherche zu organisiertem "Swatting"

Möchtest du kommentieren? Dann werde jetzt kostenlos Mitglied!

Kommentare 3
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor 8 Monaten

    Da muss ich an die entsprechenden Southpark-Folgen denken

  2. Lutz Müller
    Lutz Müller · vor 8 Monaten

    Hier noch der Link zur Kontraste-Sendung (17 min, bis 11.04.2026): https://www.ardmediath...

    Krass, in den USA forderten Swattings bereits Todesopfer. In D gibt es keinen Straftatbestand, den Tätern kann allenfalls Missbrauch des Polizeinotrufs vorgeworfen werden.

  3. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 8 Monaten

    Was es alles gibt ……

Bleib immer informiert! Hier gibt's den Kanal Medien und Gesellschaft als Newsletter.

Abonnieren

Deine Hörempfehlungen
direkt aufs Handy!

Einfach die Hörempfehlungen unserer Kurator'innen als Feed in deinem Podcatcher abonnieren. Fertig ist das Ohrenglück!

Öffne deinen Podcast Feed in AntennaPod:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Downcast:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Instacast:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Podgrasp:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Bitte kopiere die URL und füge sie in deine
Podcast- oder RSS-APP ein.

Wenn du fertig bist,
kannst du das Fenster schließen.

Link wurde in die Zwischenablage kopiert.

Öffne deinen Podcast Feed in gpodder.net:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Pocket Casts:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.