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Spionin, Detektivin oder Archäologin wollte ich eigentlich werden. Dann reichte es nur zur Schriftstellerin. Zumindest kann ich seitdem meiner Passion im Recherchieren nachgehen. Bislang hielt ich mich dazu in verschiedenen Ländern, wie Portugal, Österreich, USA oder Japan auf. Mein letzter Roman "O.", eine Neuschreibung der Odyssee aus weiblicher Perspektive, ist im März 2020 erschienen. Außerdem gibt einen neuen Essayband mit dem Titel "Erfundene Heimaten". Zurzeit arbeite ich an einem Projekt, das sich mit der Darstellung von Historie in aktuellen literarischen Werken beschäftigt.
Die mittlerweile in Berlin lebende, aus Kroatien stammende Ivana Sajko kreist in ihren Werken stets um das Thema der Kriege in Jugoslawien. So auch in dem zwar programmatisch „Familienroman“ genannten Werk, welcher jedoch kein konventioneller Generationenroman sein will. Auf verschiedenen Ebenen reflektiert die Autorin das Verfassen von Historie unter ideologischen Vorzeichen verschiedener Regime, welche ihre Vorfahrinnen und Vorfahren ertragen mussten und ihre Handlungsmöglichkeiten beschränkten. Radikale Äußerlichkeit und radikale Innerlichkeit begegnen sich in diesem Roman, in den sich die Autorin gleich zu Anfang mit einbringt. Sie erzähle „absolut persönlich“, bekennt sie, ihre Version sei
„in sich widersprüchlich, denn ich habe absichtlich Dokumente, Kommentare, Erinnerungen und Sätze ausgewählt, die miteinander in Konflikt stehen... Ich wollte einen historischen Roman schreiben, auf die einzige Art, die ich für möglich halte, unter Vermeidung sowohl des Genres wie auch jeder Ideologie.“
Viel Raum wird dafür der Person einer Geschichtslehrerin im Zagreb der Tito-Herrschaft gegeben, die durch ihre Funktion bedingt im Widerspruch zwischen Propaganda und historischen Fakten steht, deren Vorgaben von höherer Stelle immer wieder neu justiert werden. So beginnt sie ihre Arbeit zu hassen, obwohl sie als junge Frau für die Befreiung des Landes vom Faschismus gekämpft hatte. Der Spalt zwischen den einstigen Versprechen der Revolution zu einer erstarrten Gegenwart im jugoslawischen Sozialismus vergrößert sich im Laufe der Jahrzehnte. Den Mann der Lehrerin plagen traumatische Nachwirkungen des 2. Weltkriegs.
Sajko arbeitet Unmengen an Originalmaterial in den Roman ein, zieht Fotografien heran, lässt ihre Protagonisten Propaganda-Filme schauen, erzählt Theateraufführungen in Partisanenkreisen nach, gefolgt von wissenschaftlichen Interpretationen derselben. Deren Verfasser und die Originaltitel werden in Fußnoten stets zu Ende jedes Kapitels genannt. Die Jahreszahlen dieser Publikationen, alle vor 1990 verfasst, lassen vermuten, dass es sich dabei stets um Interpretationen gemäß der staatlichen Doktrin gehandelt habe. Immer wieder paraphrasiert Sajko diese Angaben literarisch, indem sie einzelne Textpassagen mittels Leerzeilen hervorhebt, Aussagen in Versalien betont. Z. B. den Mord an einem Dichter während Kriegs wie folgt:
„Sie brachten ihn um.
EINE SEKUNDE.
Im Oktober 2007 fuhr ich in seinem Geburtsort Lukovdol.“
Das geschichtliche Ereignis wird mit der Person der Autorin verbunden, indem sie Jahrzehnte später den Geburtsort aufsucht und die Büste des Getöteten fotografiert, eine Statue, die als Folge der Rehabilitierung des Getöteten errichtet worden war. In dieses Gedächtnistheater ist sie zudem als Schreibende involviert, da sie an dem, jährlich zu seinen Ehren veranstalteten, Dichtertreffen teilnimmt und dort versucht die Zeit seiner Kindheit mittels ihres eigenen Körpers zu rekonstruieren. Sie betont zwar die Unmöglichkeit des Vorhabens, macht es dadurch vielleicht doch wieder möglich:
„Sein Tod war ein ein integraler Bestandteil der Landschaft. Man konnte ihn nicht von den Bauernhöfen oder vom Blick auf die Berge trennen. Vielleicht konnte ich ihn aus diesem Grund nicht in einen Satz verwandeln. Ich war nicht imstande, etwas anderes zu sagen, als diese notorische Tatsache zu betonen und einfach aufzuschreiben, dass er nicht mehr da war, nicht mehr und nicht mehr da, wirklich nirgendwo...“
Die persönliche Zeit läuft niemals kongruent mit der offiziellen Zeitmessung, der Datierung historischer Ereignisse. Politik, Krieg, Revolution, immer lockten sie mit dem Versprechen einer besseren Zeit, einer Zukunft, das Vorwärtsschreiten war immer positiv konnotiert. Sajko stellt diesen Glauben in Frage, indem sie die Auswirkungen von Ideologien auf das Private hervorhebt.
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Dazu hatte auch Anne Hahn schon einmal einen piq geschrieben. Beide Texte lohnen sich zu lesen: https://www.piqd.de/li...