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Quelle: privat
Spionin, Detektivin oder Archäologin wollte ich eigentlich werden. Dann reichte es nur zur Schriftstellerin. Zumindest kann ich seitdem meiner Passion im Recherchieren nachgehen. Bislang hielt ich mich dazu in verschiedenen Ländern, wie Portugal, Österreich, USA oder Japan auf. Mein letzter Roman "O.", eine Neuschreibung der Odyssee aus weiblicher Perspektive, ist im März 2020 erschienen. Außerdem gibt einen neuen Essayband mit dem Titel "Erfundene Heimaten". Zurzeit arbeite ich an einem Projekt, das sich mit der Darstellung von Historie in aktuellen literarischen Werken beschäftigt.
Mehr als ein halbes Jahrhundert nach Jack Kerouacs On the Road beschreibt Gary Steyngart in seinem Roman Lake Success eine Reise quer durch die USA kurz vor Trump. Hatte Kerouacs Trip noch das Ziel, den Konventionen in Richtung Freiheit zu entkommen, reist Steyngarts Held Barry, ein Hedgefonds-Manager, mit dem Verkehrsmittel der Unterschicht, um Orientierung in einer unübersichtlichen Welt zu finden. Weil er sein gegenwärtiges Leben versaut hat, windige Geldgeschäfte, kaputte Ehe, autistischer Sohn etc., will er dorthin zurück, wo er einmal begonnen hat.
Während der Reise erinnert er sich in Rückblenden an seine Herkunft aus einem Arbeiterhaushalt, seinen Aufstieg in die Finanzwelt, an das mondäne Leben mit Frau und Kind in New York. Die Begegnungen mit den Aussortierten der US-amerikanischen Erfolgsgesellschaft während der Busfahrt – Steyngart hat diese Reise tatsächlich unternommen – sind die interessanteren Passagen des Romans. Dem New Yorker erscheinen Afroamerikaner, Latinos, Vertreter des White Trash, Drogensüchtige und Verwahrloste vorerst wie Wesen von einem anderen Planeten. Dann aber entdeckt er fern von der Metropole Gastfreundschaft, Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft, kurz eine Menschlichkeit, die er in Elitekreisen längst verloren sah. Um seine Spuren zu verwischen, ist er auf Bargeld angewiesen, das rasch zu Ende geht. Es gelingt ihm erstaunlich lang durchzuhalten, bis er zusammenbricht und sich das Fahrtgeld für den nächsten Bus erbetteln muss.
Die höheren Kreise, in denen Barry sich in New York bewegte, alles Mehrfachmillionäre mit ihren zweiten und dritten Ehefrauen, sind vom Autor, bei weitem nicht so liebevoll gezeichnet. Eine weitere Perspektive widmet Steyngart der Ehefrau seines Helden, Tochter indischer Einwanderer, eigentlich ausgebildete Anwältin, die seit der Geburt des autistischen Sohnes voll und ganz damit ausgelastet ist, diesem Kind einen erträglichen Alltag zu ermöglichen. Barry jedoch flieht vor seiner Aufgabe als Vater ebenso wie vor der Verantwortung für sein finanzielles Desaster. Er sehnt sich nach einem normalen Sohn, mit dem er kommunizieren könnte.
Steyngarts Held ist kein heroischer oder superaggressiver Banker mehr, wie noch bei Tom Wolfe in den 80ern, sondern eine Jammergestalt, ein Poser und im Grunde eine Spiegelung von Trump selbst. Wie er betreibt Barry obskure Geschäfte, bringt Menschen um ihr Geld und kommt stets mit einem blauen Auge davon. Denn letztlich wird diese Busreise, die ihm Erkenntnisse über den wahren Zustand US-Amerikas hätte liefern können, nur Stoff für Anekdoten bei exklusiven Empfängen. Die Geschichte bringt ihm einen Authentizitätsbonus, den er finanziell gut verwerten kann.
Der Autor gönnt seinem Anti-Helden sogar eine Versöhnung mit Ex-Frau und Teenagersohn, der mithilfe eines Sprachcomputers mittlerweile seine Gedanken ausdrücken kann. Das wird mit sehr viel Geld möglich und ist wiederum Spiegel der Entlastungsstrategie von Superreichen. Zuerst Vermögen auf Kosten anderer scheffeln, dann einen Teil davon in die Charity abliefern. Das System selbst bleibt unangetastet. Einen Präsidenten wie Trump können diese Erfolgreichen akzeptieren, weil seine Politik ihnen Steuererleichterungen verschafft. Ob die mittellose Frau aus dem Bus, die ebenfalls einen autistischen Sohn hat, ihn und sich aus der Misere befreien kann, wird nicht thematisiert. Diese Geschichte geht nur für die Oberschicht gut aus.
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