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Kurator'in für: Fundstücke Medien und Gesellschaft
Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
Mag es, gute Geschichten zu lesen.
Mag es, gute Geschichten zu teilen. Das tut er hier.
Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.
Denis Trubetskoy lebt und arbeitet als freier Journalist in Kyiw. Seit knapp zehn Jahren berichtet er für deutsche Medien aus der Ukraine. In diesem Interview mit Erica Zingher beschreibt er, wie sich sein Leben im vergangenen Jahr verändert hat:
Nach dem ersten Schock brauchte ich drei, vier Wochen, bis ich wieder arbeiten konnte. In den Jahren zuvor war ich in einer komfortablen Position, weil ich nicht auf politische Interessen unterschiedlicher Medienbesitzer in der Ukraine achten musste. Ich konnte stattdessen wie ein Auslandsjournalist, der nach Kyjiw entsandt wird, für deutsche Medien arbeiten. Für die Berichterstattung über einen Krieg gegen das eigene Land wurde ich aber nicht ausgebildet.
Es gebe gute Wochen, und es gebe schlechte, erzählt Trubetskoy. Die vergangene Woche, der Jahrestag des Kriegsbeginns, habe zu den schlechteren gezählt.
Ich bin müde, auch weil so viel los ist um den 24. Februar. Mich begleitet das Gefühl, keine Pause machen zu dürfen. Ich glaube, so geht es vielen Ukrainern. Manchmal sage ich zu mir: Mensch, Denis, du kannst auch mal eine Serie gucken. Macht man das nicht, fühlt man sich irgendwann leer. Macht man es aber doch, fühlt man sich wiederum schuldig. All das ist nicht wirklich gesund. Die bittere Wahrheit ist: Es gibt gerade Wichtigeres, als Pause zu machen. Der Gegner, Russland, macht auch keine Pause.
Seine Antworten machen deutlich, wie sehr ihn das Grauen des russischen Angriffskrieges mitnimmt:
Wenn man sieht, was in Dnipro passierte oder auch in Krementschuk, wo russische Raketen im letzten Sommer ein Einkaufszentrum getroffen haben, dann versteht man, wie das Böse funktioniert. Es war wohl nicht das Ziel der Russen, dieses Gebäude zu treffen, aber sie wussten, dass sie mit ungenauen Raketen auf Großstädte schießen. Da wird bewusst in Kauf genommen, dass Zivilisten sterben. Durch solche Gefühle kämpfe ich mich durch.
Zumindest eine Befürchtung ist offenbar nicht eingetreten: Trotz des Kriegs sei nach wie vor unabhängiger und kritischer Journalismus möglich:
Ich dachte, es gibt die totale Zensur. Zwar nicht so wie in Russland. Aber ich ging davon aus, dass zum Beispiel halbwegs objektive Berichterstattung von der Front nicht möglich sein wird. Das ist nicht passiert. Die Regierung betreibt klar PR, aber keine Propaganda. Die meisten Medien können kritischen Journalismus machen. Da unterscheidet sich die Ukraine kolossal von Russland.
Quelle: Erica Zingher Bild: Sergei Chuzavkov/... taz.de
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