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Volk und Wirtschaft

Die Arbeit, das Leben und der Sinn vom Ganzen

Thomas Wahl
Dr. Phil, Dipl. Ing.
Zum Kurator'innen-Profil
Thomas WahlMittwoch, 27.11.2019

Muss man für seinen Beruf brennen? Wie viel Sinn sollte man im Job finden? Und was braucht eigentlich eine Volkswirtschaft, ihre Unternehmen für Mitarbeiter?

Unternehmen brauchen Mitarbeiter, die ihre Aufgaben beherrschen. Wenn das mit unrealistischen Ansprüchen auf Selbstverwirklichung kollidiert, wird es schwierig. Leidenschaft und Sinnerfüllung ersetzen weder Kompetenz noch Zuverlässigkeit. Ich will, dass mein Arzt oder ein Handwerker seine Arbeit gut macht, ob mit oder ohne Selbstverwirklichung. Selbst bei Chirurgen, die jeden Tag am offenen Herzen operieren, setzt irgendwann Routine ein. Viele Jobs bestehen zu einem Großteil aus Routinen. Das sorgt für große Effizienz und eine geringe Fehlerquote. Akten zu bearbeiten klingt nicht besonders aufregend. 

Der Autor kritisiert die romantische Verklärung von Aussteigergeschichten, die Idee, Arbeit müsse Sinnsuche sein und führe nur dann zu einem guten und befriedigenden Leben. Arbeitsteilige Gesellschaften sind voller alltäglicher Arbeitsroutinen, die nicht besonders exotisch, aber trotzdem sinnvoll sind. Keiner soll natürlich sinnlos tätig sein aber jeder sollte seinen Beruf beherrschen. Und auch das übrige Leben gut nutzen.

Ein kleiner „Nachdenkartikel“ ...

Die Arbeit, das Leben und der Sinn vom Ganzen

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Kommentare 3
  1. Roman Mahr
    Roman Mahr · vor 5 Jahren

    Ein klein wenig klingt es für mich so, dass etwas Selbstverwirklichung/Selbstfindung im Job sein darf, aber bitte nicht zu viel und wenn dann bitte in der Freizeit. Das stört die Wirtschaft und das System läuft dann nicht rund. Selbstoptimierung gerne, aber nur wenn sie dem Unternehmen dienlich ist. Eine fatalistische Betrachtung wäre dann: 'Muss ja. Kannste nix machen.' Ich glaube ich mag den Gedanken, den ich hier vermute, nicht so sehr.

  2. Gabriele Feile
    Gabriele Feile · vor 5 Jahren · bearbeitet vor 5 Jahren

    Danke für diesen piq. Ich verstehe, was der Interviewte sagen will, und gleichzeitig wird klar, wo der "Knackpunkt" liegt. Der Protagonist legt, wie so viele andere, den Schwerpunkt aufs System, also eine funktionierende Wirtschaft, die "am Laufen gehalten" werden muss. Daraus folgen dann Zufriedenheit, womöglich Glück und (anscheinend am wichtigsten) Wohlstand. Menschen müssen sich also ans System anpassen. Alles andere ist nicht gewollt. Und macht Angst.

    Menschen und Unternehmen, die Sinn erzeugen, legen den Schwerpunkt auf Menschen und darauf, was diese Menschen Sinnvolles beitragen. Durch die Tätigkeit selbst sind Menschen intrinsisch motiviert, sie ent-wickeln sich und tun das, wofür sie gemacht sind. Weil sie so sein können, wie sie gedacht sind.

    Die Folgen daraus sind gute Ergebnisse und auch, wenn gewollt, Gewinn, am besten für ALLE. Das heißt auch: man tut nichts Zerstörerisches. Und aus all dem folgt eine funktionierende Wirtschaft, so wie sie für ALLE gut ist. Das System passt sich also an die Menschen an bzw. wir gestalten unser System so, dass es zu uns passt.

    Und noch eine Ergänzung: nicht alle Berufe, die öffentlich mehr Wertschätzung bekommen, sind unbedingt sinnvoll. Stichwort: Bullshit-Jobs: https://www.piqd.de/zu...

  3. Michael Bauer-Leeb
    Michael Bauer-Leeb · vor 5 Jahren

    Ich kann die Schlußfolgerung nicht nachvollziehen und teile sie nicht. Nach meinen Erfahrungen - ich bin in der Unternehmensberatung mit Fokus auf Nachhaltigkeitsmanagement tätig - ist es genau der Sinn, der Menschen ihre Arbeit gut machen lässt. Vor allem auf Dauer. Kurzfristig mag das für den einen oder anderen auch ohne Sinn funktionieren, langfristig sicherlich nicht. Es geht da auch nicht (immer) um Selbstverwirklichung im oder durch den Job. Sinnfindung kann schon durch kleine Dinge passieren, etwa die Erkenntnis, was der eigene Beitrag zu einem großen Ganzen ist. Und Effizienz ist auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Sie ist nicht unwichtig, aber es wird ihr mM viel zu viel Bedeutung zugemessen. Effektivität, Freude, ein Auge fürs Detail sind genauso wichtig. Wenn die Effizienz über- und der Sinn unterbewertet werden, führt das zumindest mittel- bis langfristig zu geringerer Arbeitszufriedenheit, Überlastung und höherer Fluktuation. Unternehmen, die den Sinn in den Mittelpunkt stellen, erzielen langfristig die besseren Ergebnisse. Beispiele dafür gibt es genug, etwa Upstalboom in Deutschland oder das Boutiquehotel Stadthalle in Wien. Literatur auch, etwa bei Barry Schwartz („Warum wir arbeiten“) oder Viktor Frankl.

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