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Volk und Wirtschaft

Bewusstes Einkaufen ist gut für dich, aber für den Planeten macht es kaum einen Unterschied

Rico Grimm
Journalist

Ich schreibe „Cleantech Ing.“, einen Newsletter, über Technologien, die wir brauchen werden, um die Klimakrise zu lösen.

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Rico GrimmMontag, 12.11.2018

Wenn du jemand bist, der die Herstellungsbedingungen von Klamotten studiert, Duschgele auf ihren Mikroplastikgehalt hin vergleicht und den CO2-Abdruck seiner Nahrung ausrechnest, ist dieser Text für dich sehr wichtig. Nicht leicht zu verdauen, aber wichtig. Denn wer mit etwas Distanz auf diese Sache schaut, muss leider feststellen: Was in unseren Einkaufswagen liegt, ist wichtig für unsere Gesundheit und unser Gewissen, aber die Welt können wir damit nicht verändern. Mehr noch: Wir können noch nicht einmal Produktionsbedingungen wirklich damit verändern. Zum Beispiel: Die Situation der Hühner in den Ställen hatte sich erst wirklich verbessert, als die EU Legebatterien kurzerhand verboten hat, auf politischen Druck hin – nicht weil plötzlich eine Mehrheit der Konsumenten solche Eier nicht mehr gekauft hätte.

Bewusstes Einkaufen ist gut für dich, aber für den Planeten macht es kaum einen Unterschied

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Kommentare 49
  1. Theresa Bäuerlein
    Theresa Bäuerlein · vor 6 Jahren

    Hier, wie angekündigt, der zweite Teil der Serie: https://krautreporter....

  2. Veit Nottebaum
    Veit Nottebaum · vor 6 Jahren

    Eine grundlegende Frage in der Diskussion wäre ja vielleicht, ab wann man schon Aktivist oder noch Konsument? Ich finde auch jeder Konsument sollte sich, entsprechend seiner Haltung, auch immer als kleiner Aktivist sehen. Dann tritt das ein, was Daniela und Marcus schreiben: Bottom-up --> vom Einzelnen in die Masse. Und nur so wird man politische und wirtschaftliche Entscheidungsträger von einer Transformationsidee überzeugen!

  3. Andreas P.
    Andreas P. · vor 6 Jahren

    Das allerwichtigste beim Essen: es muss schmecken!

  4. Nutzer gelöscht
    Nutzer gelöscht · vor 6 Jahren

    Eigentlich liefert:
    "Die Situation der Hühner in den Ställen hatte sich erst wirklich verbessert, als die EU Legebatterien kurzerhand verboten hat, auf politischen Druck hin – nicht weil plötzlich eine Mehrheit der Konsumenten solche Eier nicht mehr gekauft hätte."
    gleich die Wiederlegung für:
    "Was in unseren Einkaufswagen liegt, ist wichtig für unsere Gesundheit und unser Gewissen, aber die Welt können wir damit nicht verändern."
    Marcus hat das bereits gut beschrieben: ' "Es geht so zu langsam" ist kein Argument, denn ohne das, geht es eben noch langsamer.' bzw. 'Das Drüber-Nachdenken und das Drüber-Sprechen wirkt.' oder auch Daniela's Beispiel mit den Energiepionieren.

    Wenn der Bürger nichts macht, kommt auch kein*e Politiker*in auf die Idee etwas am Status quo zu ändern, denn der*die Politiker*in will ja gewählt werden und das von der Mehrheit der Bevölkerung. Also muss mindestens ein klarer Trend im Verhalten der Bevölkerung ersichtlich sein, dass sich etwas ändern muss. Und hier braucht es eben Leute, die es vorleben. Wenn sich jeder dahinter zurückzieht, alleine doch sowieso nichts ändern zu können ändert sich eben auch nichts. Wenn ich z.B. meine eigene Tasse in die Bäckerei mitbringe um mir Kaffee einfüllen zu lassen, schaut mich der Bäcker und Umstehende erst verwundert an. Irgendwann bietet er Mehrwegbecher an und andere tun es mir gleich.
    Der Mensch ist eben auch ein Herdentier, auch (und vielleicht gerade) Politiker*innen und viele tun Dinge erst, wenn eine Mehrheit sie macht.

    1. M K
      M K · vor 6 Jahren

      Sorry, Ich kann nicht ganz folgen. Der erste Satz sagt, dass politischer Druck Abhilfe geschaffen hat, aber nicht Konsumentenverhalten. Der zweite Satz sagt, dass Konsumentenverhalten die Verhältnisse nicht ändert. Inwiefern ist da jetzt ein Widerspruch?

      Ich glaube der Großteil der Diskussion findet hier statt, weil beide Seiten einen unterschiedlichen Fokus auf die Diskussion haben. Ich denke nicht, dass der Artikel sagt, dass Konsumentenverhalten GAR NICHTS ändert. Der Punkt ist aber, dass große Veränderungen immer noch über das Politische erreicht werden. Die andere Seite hingegen besteht darauf, dass Veränderungen über das Konsumentenverhalten AUCH möglich sind. Beides kann richtig sein.

  5. Rico Grimm
    Rico Grimm · vor 6 Jahren

    Da der Piq zu emotionaler Widerrede führt, noch ein Hinweis: Im Text wie in diesem Piq steht nur eine Sache: Individuelle Kaufentscheidungen führen nicht zu politischen Veränderungen. Man kann trotzdem weiterhin bewusst einkaufen, dafür gibt es gute Gründe. Aber wer wirklich etwas erreichen sollte, kommt an politischen Aktivismus in der einen oder anderen Form nicht vorbei.

  6. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor 6 Jahren

    "Es gibt tatsächlich den bizarren Effekt, dass Menschen sich egoistischer verhalten, nachdem sie moralisch „bessere” Kaufentscheidungen getroffen haben."
    Wirklich? Eine Quelle dazu wäre interessant, denn erstmal würde ich doch annehmen, bzw. bilde mir sogar ein, das im Bekanntenkreis beobachten zu können, dass die Menschen, die bewusst einkaufen auch eher die sind, die übers Fliegen 2x nachdenken.
    Und ich ärgere mich eigentlich auch sonst immer ein wenig über diese "Bringt-doch-nichts-Texte". "Es geht so zu langsam" ist kein Argument, denn ohne das, geht es eben noch langsamer. Und "es geht nicht nur so" ist auch kein Argument dagegen, es auch so zu machen. Theresa relativiert das ja selber mehrfach, aber warum dann die Aussage überhaupt?
    Mag schon sein, dass manche sich dahinter verpissen wollen, dass sie jetzt mit Jute einkaufen gehen. Für gefährlicher halte ich es, wenn Politik sich damit profiliert, dass sie solche Mickey-Mouse-Pflaster auf abgerissene Gliedmaßen klebt- das ist eine wichtige journalistische Aufgabe, solche Machenschaften aufzuzeigen.

    Aber ansonsten halte ich inbrünstig dagegen: klar wirkt das! Das Drüber-Nachdenken und das Drüber-Sprechen wirkt. Es wirkt auf Politiker und ermutigt sie vielleicht auch mal eine unpopuläre Entscheidung zu riskieren. Ebenso wirkt es auch auf Unternehmen - es zeichnet sich ein möglicher Markt für sie ab.

    Die Grünen bei uns im Landkreis haben durchgesetzt, dass der CSU Landrat auf den Flächen der Kommune verboten hat Glyphosat einzusetzen. Das sind mal eben 2 lächerliche Prozent der Fläche eines lächerlichen Landkreises. Aber die Bauern sagen: "oha - jetzt kommt der Wind schon von der CSU!" Und werden nachdenklich.

    Lieber die Plastikvermeider auffordern den nächsten Schritt zu gehen, als ihnen noch mal zu sagen, dass sie sich eh nur zum Kasperl machen!

    1. Rico Grimm
      Rico Grimm · vor 6 Jahren

      Du schreibst es ja selbst: "Das Drüber-Nachdenken und das Drüber-Sprechen wirkt." Aktivismus also, Aufklärung, aber nicht der Akt des bewussten Einkaufens selbst.

    2. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 6 Jahren

      @Rico Grimm ja...siehe oben - finde einfach die Tonalität solcher Texte falsch.

    3. Theresa Bäuerlein
      Theresa Bäuerlein · vor 6 Jahren

      @Marcus von Jordan @Markus, kurze Nachfrage (ich bin die Autorin des Texts) - hast du ihn gelesen? Da steht nichts von "Bringt nichts". Denn da steht: Bewusstes Kaufverhalten ist EIN Element, das nicht egal ist, aber überschätzt wird.

    4. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 6 Jahren

      @Theresa Bäuerlein Klar hab ich ihn gelesen Theresa. Ich wollte auch dort kommentieren, war aber zu doof zu finden wo das geht. Hast du meinen Kommentar gelesen? :) Kommentiert habe ich aber vielleicht tatsächlich eher Ricos piq. Und dein Einstieg in den Text ist auch sehr negativ oder eben sehr total. Finde ich. Habe ja schon angemerkt, dass du es dann selber relativierst. Und ich habe auch versucht zu erklären inwiefern mir das doch kontraproduktiv erscheint.

    5. Theresa Bäuerlein
      Theresa Bäuerlein · vor 6 Jahren

      @Marcus von Jordan @Marcus von Jordan Hehe, ja, ich habe deinen Kommentar gelesen. Natürlich liest jeder einen Text anders, aber ich finde: Negativ bin ich nur der Idee gegenüber, dass man Konsum als Ersatz für politisches Engagement, oder gar Äquivalent zum Wählen sehen kann. Das ist komplett undemokratisch, schon allein deswegen, weil dann alle, die sich die teureren ethischen Entscheidungen nicht leisten können oder nicht auf die gleiche Weise leisten können, weniger Stimmrechte haben.

      Aus irgendeinem Grund ist dieses Thema superemotional. Ich frage mich, woran das liegt.

      Die Kommentarleiste steht übrigens rechts neben dem Text (da steht gerade: 9 Mitgliederbeiträge) bzw. mobil unter dem Text, da sind so kleine Sprechblase

    6. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 6 Jahren

      @Theresa Bäuerlein Freue mich auch auf den 2.Teil und fand ja auch diesen interessant und wichtig. Emotional bin ich, weil ich glaube ich einfach schwer ertrage, wenn in der Sache irgendwas relativiert wird. Und Wählen mit dem Einkaufszettel reicht nicht, ist aber mitnichten „Schwachsinn“...ich antizipiere bei solchen Aussagen, dass viele sie als Ausrede missbrauchen, um bewusstes Einkaufen aufzugeben oder weiter gar nicht in Betracht zu ziehen.

    7. Theresa Bäuerlein
      Theresa Bäuerlein · vor 6 Jahren

      @Marcus von Jordan Ich verstehe deinen Ärger, bleibe aber dabei: Die Idee vom Einkaufszettel als Wahlzettel finde ich undemokratisch.

    8. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 6 Jahren

      @Theresa Bäuerlein na ja...es läuft ja auch niemand rum und verkündet, dass das nun die neue Demokratie sein soll - du weißt, alle wissen, dass das ein Narrativ ist, der eben auffordern soll, die eigenen praktischen Möglichkeiten zu nutzen und eben den eigenen politischen Willen auch im Kaufverhalten zu zeigen. Undemokratisch wäre es als politische Agenda natürlich. Ist es aber nicht. Und du hast es ja auch im Text nicht undemokratisch, sondern "Schwachsinn" genannt.
      Ich wollte dir aber noch etwas aufrichtiger antworten, auf deine Nachfrage, warum das Ganze so emotional ist. Ich glaube ich und viele andere haben einfach schon viel investiert und gleichzeitig erfahren, dass das eben nur langsam wirkt. Wenn jetzt jemand, aus meiner Sicht eben leichtfertig, vorrechnet, dass das Schwachsinn ist, tut das weh - wie Rico schon richtig angemerkt hat. Ist ja auch nichts Verkehrtes - ich behaupte weiter ganz emotional, dass das ein Fehler ist.

    9. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor 6 Jahren

      @Theresa Bäuerlein jetzt steht "Blödsinn" da...stand da nicht "Schwachsinn"? Egal - ändert nichts grundsätzlich an meiner Argumentation.

    10. Moritz Orendt
      Moritz Orendt · vor 6 Jahren

      Kann mich in meiner Verärgerung nur anschließen. Habe auch mit Genuss den Downvote-Button betätigt - ich glaube, das erste Mal in diesem Quartal.

      Warum man auf Teufel komm raus immer diesen totalen Gegensatz zwischen Veränderung durch Rahmenbedingungen und Veränderung durch individuelle Entscheidungen aufmachen muss - wie wenn es überhaupt keine Wechselwirkung zwischen den beiden geben würde (was ja der Artikel dann wieder indirekt zugibt) und man nicht immer einfach beides anstreben kann.

      Der für mich interessante Artikel, der hier vielleicht durchschimmert, ist der, das wirklich bewusster Konsum eigentlich nicht schwierig ist: Wenig Fleisch, kein Fliegen, wenig Auto.

    11. Rico Grimm
      Rico Grimm · vor 6 Jahren

      @Moritz Orendt Mmh, warum muss man diesen Gegensatz aufmachen? Weil er existiert, aber Menschen vorgegaukelt wird, etwas zu bekommen, was nicht eintritt, wenn sie nachhaltig einkaufen: politische Veränderung. Das Perfide ist ja, dass mit diesem Versprechen, mit diesem Veränder-Die-Welt noch höhere Margen erzielt werden können.

    12. Moritz Orendt
      Moritz Orendt · vor 6 Jahren

      @Rico Grimm Naja, aber in der Realität besteht doch eine klare Wechselwirkung zwischen individuellen Entscheidungen und politischer Veränderung. Wenn keiner Bio kauft, gibt es auch wenig Druck, Politik für Bio-Landwirte zu machen.

    13. Theresa Bäuerlein
      Theresa Bäuerlein · vor 6 Jahren

      @Moritz Orendt Noch etwas, und ich zitiere mich hier mal selbst, so seltsam das ist: "Zwar gibt es Hinweise darauf, dass das Verhalten der Konsumenten im Bereich der Lebensmittel durchaus eine gewisse kollektive Kraft entwickeln kann (mehr darüber in meinem nächsten Text). Aber das allein reicht einfach nicht. Mehr noch: Es besteht die Gefahr, dass das zur Ersatzhandlung wird – dass also aus Bürgern Konsumenten werden, die versuchen, Verantwortung für etwas übernehmen, das definitiv auch in die Hände von Politikern und Wirtschaftsbossen gehört."...

      Dieser Text ist sehr bewusst einer von zwei Teilen. Ich poste mal den Link zum zweiten Teil, wenn er erscheint.

    14. Moritz Orendt
      Moritz Orendt · vor 6 Jahren

      @Theresa Bäuerlein Cool, ich freue mich auf den zweiten Teil.

    15. Theresa Bäuerlein
    16. Moritz Orendt
      Moritz Orendt · vor 6 Jahren

      @Rico Grimm "Das Perfide ist ja, dass mit diesem Versprechen, mit diesem Veränder-Die-Welt noch höhere Margen erzielt werden können." mag für einige stimmen, aber trifft sicherlich nicht pauschal zu. Mein Kartoffelkombinat (Genossenschaft für die soliarische Landwirtschaft) hat sicherlich nicht besonders hohe Margen.

    17. Theresa Bäuerlein
      Theresa Bäuerlein · vor 6 Jahren

      Wieso ist es ein "Bringt nichts"-Text? Ist eigentlich überhaupt nicht das, was ich schreibe, finde ich :) Zu den Belegen, ja, die gibt es, zum Beispiel journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0956797610363538 und journals.ama.org/doi/abs/10.1509/jmkr.43.2.259

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