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Volk und Wirtschaft

Das Volk – ein schwieriges Ding?

Thomas Wahl
Dr. Phil, Dipl. Ing.
Zum Kurator'innen-Profil
Thomas WahlMittwoch, 05.06.2019

Wer oder was ist das Volk? Alle reden darüber, viele reden in seinem Namen. Andere nehmen Teile fürs Ganze - etwa  Sieyès mit seinem Satz zur Französischen Revolution: «Le tiers état est une nation complète» – «Der dritte Stand ist die gesamte Nation». Oder im späteren Marxismus, die Arbeiterklasse mit ihrer historischen Mission. Angesichts der großen Massen schien dies eine recht treffende und einfache Definition, die „Abschaffung“ des Restes eingeschlossen. Wie Misik in dem Artikel nahelegt, war das schon bei der Arbeiterklasse komplexer als es die Definition nahelegt. Sie war nie so einheitlich, so kompakt, wie es die ihr zugesprochene Mission erfordert hätte.

Zunächst waren da Handwerker, Gesellen, Gewerbetreibende, Leute, die einen Job in den Geschäften und den Werkstätten hatten, dann ungelernte Arbeiter in den Fabriken, Facharbeiter, Werkmeister, aber weiter kleine Angestellte in Werkstätten und Geschäften, Lehrlinge, Kontoristen, Bedienstete bei den Wohlhabenden, Vorstadtjungs, die sich durchschlugen, Näherinnen, Wäscherinnen, Hausfrauen, Taglöhner, gefragte Leute und Elende, Menschen in den Werkswohnungen, Familien in Elendsquartieren, kurzum ein buntes Völkchen, das in grossen oder kleinen Städten lebte und aus Verhältnissen kam, in denen unterschiedliche Werte herrschten ......

Das ist durch die Ausdifferenzierung von Gruppen und Schichten nicht besser geworden. Im Gegenteil, die fortschreitende Individualisierung, die verschiedenen „Opferkollektive“ machen es schwieriger sich als „Volk“ zu fühlen. Aber für Populisten aller Couleur gilt immer noch:

Ich bin die Stimme des Volkes» klingt natürlich gleich besser als «Ich bin die Stimme der 15 Prozent der Bevölkerung, die extrem rechts eingestellt sind

Es stimmt schon, das Verschwinden der traditionellen Arbeiterklasse und damit auch des Begriffes schwächt das Selbstgefühl sowie die politische und wirtschaftliche Positionierung des „einfachen“ Volkes. Allerdings hat Misik auch keine Empfehlungen für die Zukunft.

Das Volk – ein schwieriges Ding?

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Kommentare 4
  1. Nutzer gelöscht
    Nutzer gelöscht · vor mehr als 5 Jahre · bearbeitet vor mehr als 5 Jahre

    Die Vermengung der Begrifflichkeiten Arbeiterklasse und Volk, die Misik hier aufmacht, ist mir etwas suspekt. Gerade weil sich die Arbeiterklasse in ihrem identitätsstiftenden, gesellschaftlichen Blickwinkel (Untertanen/Ausgebeutete vs. Herrschende/Ausbeutende) irgendwie gar nicht in die Schemata "Populus" oder "Natio", die Volksbegriff und Identität beide aus der Herkunft ziehen, einordnen lässt. Die Klasse ist eben eine Kopfgeburt und damit unversalistisch, während der Volksbegriff schon immer eine exkludierende Sichtweise beinhaltet und die, die dazugehören darüber bestimmt, wer eben nicht dazu gehört. Das geht beim Klassenbegriff nicht, denn der "Feind" (die Kapitalisten) ist automatisch Teil des Volkes. Volk kann damit gar nicht auf die Arbeiterklasse reduziert sein. Seinen Hilfsbegriff "einfaches Volk" finde ich dabei ebenso wenig hilfreich, wenn es darum geht, neue Gemeinsamkeiten für die zerbröselnde Arbeiterklasse zu finden, denn zum einfachen Volk zählen v.a. auch die, die sich über Herkunft, sprich Blut und Boden definieren, wenn sie von Volk sprechen.

    Und genau daraus kann man vielleicht die Empfehlung für die Zukunft, die Du bei Misik vermisst basteln: an wen kann, an wen soll sich der bunte, diverse Kleine Mann, für den im traditionellen Volkskörper kein Platz zu sein scheint, in seiner Suche nach Solidarität wenden, wenn nicht an die anderen Kleinen Männer in anderen Ländern? Was anders gesprochen der Idee der EU ziemlich nahe kommt. Nur wollen in dieser die Staaten (und Parteien) die Privilegien, die sie aus der traditionellen Definition des Volksbegriffs ererbt haben, einfach nicht hergeben.

    Und daraus ergibt sich das ziemlich paradox klingende Medikament gegen den Populismus: mehr EU! Aber eben mehr ECHTE EU - im Sinne einer EU der Menschen, nicht der Staaten.

    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 5 Jahre

      Ja, mich läßt der Artikel auch etwas ratlos zurück. Nur ob der Ausweg aus dem Dilemma Volk und Individualisierung tatsächlich ein noch umfangreicheres „Volk“ sein kann, das glaub ich nicht. Was schon im kleinen Rahmen der nationalen Demokratie relativ mühevoll funktioniert, wird doch im 500 Mio. Einwohner Rahmen und noch mehr Institutionen nicht einfacher? Eigentlich müßte es eine Dialektik von mehr regionaler Subsidiarität einerseits und mehr EU andererseits geben. Nur in welcher „Mischung? Und können nicht Hierarchien auch mal wegfallen? Brauchen wir bspw. noch eine Bundesregierung?

    2. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor mehr als 5 Jahre

      @Thomas Wahl Mehr Subsidiarität gepaart mit mehr EU trifft schon ziemlich genau meine Vorstellung. Die Zwischeninstanzen gerne ordentlich gerupft, sprich keine Bundes- und keine Länderregierung.
      Gesetzgebung dabei gerne als Schwarmprozess zwischen Kommunen gepaart mit direkter Demokratie?! Möglichkeiten gäbe es sicher viele. Nur eben sehe ich das in der Parteiendemokratie nicht einführbar. Die müssten dafür ja am eigenen Ast sägen.

    3. Cornelia Gliem
      Cornelia Gliem · vor mehr als 5 Jahre

      (in Antwort auf gelöschten Kommentar) ich bin da optimistischer. Wenn die Parteien erstmal das Potential EUROPÄISCHER Parteien erfassen... :-)

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