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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
Die Wissenschaft zeigt, dass wir durch die Gene von Geburt an unterschiedlich sind. Und doch:
Es gibt nicht vieles, was in den vergangenen Jahren so unterschätzt wurde wie die Rolle der Gene für die menschliche Entwicklung. Das Erbgut der Menschen hat Einfluss auf ihre Körpergröße, auf ihre Haarfarbe und ihr Gewicht – doch dass es auch Einfluss auf Intelligenz, Geduld oder soziales Verhalten haben soll, dieser Gedanke war jahrzehntelang nicht in Mode.
Wir leben also in einer Welt, in der Menschen grundsätzlich mit ungleichen Eigenschaften geboren werden. Aus Angst vor Eugenik und Rassismus haben gerade Menschen, die sich selbst progressiv sehen, diesen Gedanken nicht gern zugelassen. Die Argumente dagegen kennt man aus den vielen Diskussionen (man denke nur an die Sarrazin-Kontroverse), in denen die Meinungen aufeinanderprallen:
Gene und Umwelt wirkten zusammen. Am Ende komme es auf die ererbten Informationen kaum noch an: Die Epigenetik habe nämlich gezeigt, dass die sozialen Umstände selbst die Aktivität der Gene beeinflussten. Überhaupt könne man Intelligenz nicht richtig messen, sie sei sowieso nur ein soziales Konstrukt.
Aber der Einfluss der Gene auf unseren Lebensweg ist vielfältig – bis dahin, wie lange wir leben. Der Artikel behauptet sogar, Gene haben in den USA mehr Einfluss auf Bildungserfolg als die soziale Herkunft. Dort seien sie
für rund 10 bis 15 Prozent der individuellen Unterschiede im Bildungserfolg verantwortlich, nach einzelnen Schätzungen sogar bis zu 40 Prozent. Klingt wenig? Es ist viel. Selbst in Amerika macht die soziale Herkunft nur 11 Prozent aus.
Womit natürlich auch der wirtschaftliche Erfolg und der Zugang zu politischer Macht erheblich beeinflusst wird. Und es kommt noch dramatischer, wie man bei GEO nachlesen kann:
So scheint sich die Erblichkeit mancher Veranlagungen im Laufe des Lebens zu verstärken. Forscher haben beispielsweise gemessen, dass genetische Faktoren bei den Intelligenzquotienten von Babys rund 20 Prozent der Unterschiede erklären, während der Kindheit steigt der genetische Einfluss allmählich auf 40 Prozent – und im Erwachsenenalter lassen sich bis zu 60 Prozent der Unterschiede auf die individuelle genetische Ausstattung zurückführen. So ähneln adoptierte Kinder als Erwachsene in ihrem IQ eher ihren leiblichen Eltern als den Adoptiveltern, die sie aufgezogen haben.
Damit ist paradoxerweise für Bildungssysteme auch klar: Je mehr man damit soziale Einflüsse ausgleicht, desto deutlicher werden die genetischen. Was natürlich Einfluss auf die Bildungspolitik und die Mechanismen zur Herstellung sozialer Gerechtigkeit haben sollte. Was kann man tun? Der Artikel sieht mit Bezug auf das von ihm zitierte Buch Kathryn Paige Hardens drei Wege, politisch auf genetische Unterschiede zu reagieren:
Erstens eugenisch – das wirft sie den Konservativen vor. Zweitens ignorant – das wirft sie den Progressiven vor. Sie wirbt stattdessen dafür, dass Politik die genetischen Unterschiede so gut wie möglich ausgleicht.
Leicht gesagt, schwer getan. Man könnte auf John Rawls verweisen, der als Gerechtigkeitskriterium für die Akzeptanz von Ungleichheit vorgeschlagen hatte, dass sozialen Unterschiede dann gerechtfertigt seien, wenn sie die Lage der Schwächsten verbessern. Dazu kommt aber dann:
Es müsse Chancengleichheit herrschen, die besseren Positionen müssten für jeden erreichbar sein. Wie würde Rawls wohl diese Nebenbedingung auf dem heutigen Stand der Genforschung sehen? Was sagen heutige Philosophen, Pädagogen, Soziologen und Ökonomen dazu? Es ist höchste Zeit, dass mehr über solche Fragen nachgedacht wird, statt den Einfluss der Gene zu bestreiten.
Zumal Chancengleichheit nicht Ergebnisgleichheit ist. Bildungsvergleiche zwischen den deutschen Bundesländern zeigen, dass die höchsten Durchschnittspunkte dort erreicht werden, wo sowohl die starken als auch die schwachen Schüler besonders gut abschnitten. Andererseits hat eine Gruppe deutscher Ökonomen (darunter zum Beispiel Pia Pinger und Armin Falk) jüngst gezeigt,
dass Kinder aus sozial schwachen Haushalten einen geringeren Intelligenzquotienten vorweisen können, weniger Geduld haben, höhere Risiken eingehen und sich weniger altruistisch verhalten. Sie haben aber auch gezeigt, dass einiges davon mit Erziehung zu tun hat und sich politisch dagegen noch manches tun lässt.
Die Wirklichkeit ist offensichtlich mit einfachen schwarz-weiß-Annahmen nicht zu beschreiben, eine realistische soziale Gerechtigkeit damit nicht zu erreichen. Fangen wir an.
Quelle: Zum Autor blogs.faz.net
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Mein Biologielehrer in den 70er-Jahren sagte einmal, Intelligenz sei zu 80% ererbt und zu 20% sozial bestimmt. Zunächst fand ich den sozialen Einfluss vernachlässigbar. Bis der Lehrer fortfuhr (Zitat natürlich so gut's halt noch geht aus dem Gedächtnis): "Das bedeutet, wenn einer Person genetisch ein IQ von 100 "gegeben" ist, erreicht sie unter ungünstigen Bedingungen 80. Damit kommt sie in der Schule kaum mit. Unter günstigen Umständen erreicht die gleiche Person 120. Damit kann sie locker studieren und wird wahrscheinlich sehr gut abschliessen." - Auch wenn der Einfluss der Gene auf gewisse Eigenschaften nur 11% sein sollte, wie im Piq an einer Stelle erwähnt, schwankt das Ergebnis zwischen 89 und 111. Der soziale Einfluss auf das Resultat ist auch bei diesem scheinbar kleinen Prozentsatz noch sehr gross.
Den Forschern zu "Social Genomics" ist hoch anzurechnen, dass sie in ihren Veröffentlichungen immer erläutern, was sie entdeckt haben und was nicht, und was ihre Ergebnisse bedeuten und was nicht. Sie erkennen an, dass die Gene allein uns niemals sagen können, warum wir so sind, wie wir sind, oder warum wir dort enden, wo wir sind, weil Gene in unendlich komplexen biopsychosozialen Systemen wirken. Sie lehnen jeden genetischen Determinismus unnachgiebig ab und betonen nachdrücklich, dass die Umwelt eine große Rolle bei der Erklärung der von ihnen untersuchten Ergebnisse spielt. Wegen der Instrumentalisierung scheint es wichtig, den Optimismus hinsichtlich des politischen Nutzens, den diese Forschung bringen wird, zu zügeln.