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•Ausbildung als Sinologe und Religionswissenschaftler
•Arbeit in der Outdoorbranche mit Fokus auf soziale Nachhaltigkeit und ökologische Verantwortung in globalen Lieferketten
In diesem äußerst lesenswerten Artikel wird allerlei Wissenswertes über einen DER Kampfbegriffe aktueller wirtschaftsphilosophischer Debatten zusammengetragen.
Am Ende sind wir natürlich nicht zwingend schlauer: zuviel Regulation und Bürokratie ist genauso schlecht, wie zuwenig.
Dass das allgemeine Mitspracherecht in demokratisch verfassten Systemen dazu führen kann, defizitärer Umverteilungsprozesse zu realisieren und dass die Gefahr besteht, dass sich mit Macht und Kapital ausgestattete Interessensgruppen Zugang zu den entscheidungsfindenden Instanzen verschaffen, ist genauso bekannt, wie die Limitierungen einer nur auf den Gesetzen von Angebot und Nachfrage basierenden Gesellschaftsordnung.
"... die These Hayeks und der Neoliberalen, dass es über die Sicherung der persönlichen Freiheit und des Privateigentums hinaus keine weiteren Ziele und Werte geben könne, die eine Gesellschaft in der Regelung ihrer Angelegenheiten verfolgen kann, ohne dadurch den Markt und damit die Grundlage des Wohlstandes zu zerstören, ist ebenso falsch wie unplausibel. Denn offensichtlich ist der Markt keine unberührte Natur, die, unter Schutz gestellt, ihre Früchte freigiebig an die Tüchtigsten verteilt, sondern eine sehr menschliche, nur durch Gesetze und Regelungen zum Funktionieren zu bringende Einrichtung."
Der Der mittlere Weg also. Aber worin genau besteht dieser? Hier nochmal der Autor:
"Wenn „rule of law“ heißt, dass z.B. Regeln für alle gelten sollen, können auch Umweltschutzmaßnahmen oder Sozialstandards für alle gelten, ohne den Markt zu „verzerren“. Das heißt, man kann die Existenz von Märkten dort, wo sie produktiv sind, mit der politisch ausgehandelten Orientierung an Zielen und Werten verbinden, die dem Markt als solchem nicht inhärent sind und die auch nicht per se mit dem Eigeninteresse aller Marktteilnehmer kongruent sind."
Quelle: Philipp Sarasin Bild: Gedichte der Gege... geschichtedergegenwart.ch
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Teil 2: ".... und nicht indirekt zur Beherrschung der Preise und der Produktionsmengen dienen. Obwohl jede derartige Reglementierung der Produktionsmethoden Mehrausgaben verursacht, d.h. zur Erzeugung einer bestimmten Gütermenge einen Mehraufwand an Produktionsmitteln erfordert, so kann sie doch sehr wohl am Platze sein. Das Verbot, gewisse giftige Substanzen zu benutzen oder die Forderung besonderer Vorsichtsmaßregeln bei ihrer Verwendung, die Beschränkung der Arbeitszeit oder die Forderung bestimmter sanitärer Vorschriften ist mit der Beibehaltung des Leistungswettbewerbs durchaus vereinbar. Es fragt sich in diesem Zusammenhang nur, ob im einzelnen Fall die Vorteile größer sind als die gesellschaftlichen Kosten. Die Aufrechterhaltung des Wettbewerbs ist sehr wohl auch mit einem ausgedehnten System der Sozialfürsorge vereinbar - solange dieses so organisiert ist, daß es den Wettbewerb nicht weitgehend lahmlegt. ......
Es genügt keineswegs, daß das Recht das Prinzip des Privateigentums und der Vertragsfreiheit anerkennt. Denn es hängt viel davon ab, welche genaue rechtliche Definition dem Eigentumsrecht je nach den Gegenständen gegeben wird, auf die es sich bezieht. .....
Schließlich gibt es unumstrittene Bereiche, in denen das Recht außerstande ist, die Hauptvoraussetzung für die positive Wirksamkeit des freien Wettbewerbs und des Privateigentums zu schaffen, nämlich die, daß der Eigentümer für den Nutzen, den die Verwendung seines Eigentums stiftet, belohnt wird und für den Schaden, den es anderen verursacht, aufkommen muß. Wo es beispielsweise unmöglich ist, den Genuß gewisser Leistungen von der Zahlung eines Preises abhängig zu machen, wird der
Wettbewerb diese Leistungen nicht hervorbringen. Das Preissystem wird gleichfalls unwirksam, wenn der durch eine bestimmte Verwendung des Eigentums hervorgerufene Schaden nicht wirksam auf den betreffenden Eigentümer abgewälzt werden kann. In allen diesen Beispielen besteht eine Divergenz zwischen den Posten, die unter die private Kalkulation fallen, und denen, die das Wohl der Gesellschaft betreffen. In jedem Falle, wo die Divergenz ein großes Ausmaß annimmt, muß man eine andere Methode als den Wettbewerb ausfindig machen, um die betreffenden Leistungen hervorzurufen. ..... Unter solchen Umständen müssen wir irgendeinen Ersatz für die Regulierung des Preismechanismus finden. Aber die Tatsache, das wir in Fällen, in denen die Bedingungen für das richtige Funktionieren des Leistungswettbewerbs nicht hergestellt werden können, die automatische Regulierung durch staatliche Lenkung ersetzen müssen, ist durchaus kein Beweis dafür, daß wir den Wettbewerb dort ausschalten solten, wo er funktionieren kann.
Die Schaffung von Bedingungen, unter denen der Wettbewerb den größtmöglichen Nutzen stiftet, seine Ersetzung in Fällen, in denen kein echter Wettbewerb möglich ist, die Bereitstellung von Leistungen, die, um mit Adam Smith zu reden, "zwar der Gesellschaft als Ganzem höchst nützlich, doch der Art sind, daß sie für einen einzelnen oder eine geringe Zahl von einzelnen nicht rentieren" das alles sind Aufgaben,die in der Tat ein weites und unumstrittenes Gebiet für die Betätigung des Staates darstellen. Kein vernünftiger Mensch kann sich ein Wirtschaftssystem vorstellen, in dem der Staat ganz untätig ist."
Kleiner Ausschnitt aus Hayek "Der Weg zur Knechtschaft" Verlag moderne Industrie 1971, S.60 ff
Teil 1: "Es ist wichtig, sich zu vergegenwärtigen, das, wenn man sich gegen diese Art von Planwirtschaft wendet, man damit kein dogmatischer Anhänger des Laissez-faire ist. Der Liberalismus lehrt, daß wir den bestmöglichen Gebrauch von den Kräften des Wettbewerbs machen sollen, um die Wirtschaftsaktivität der Individuen aufeinander abzustimmen, er lehrt aber nicht, daß wir die Dinge sich selber überlassen sollen. Er beruht auf der Überzeugung, daß dort, wo ein echter Leistungswettbewerb möglich ist, diese Methode der Wirtschaftssteuerung jeder anderen überlegen ist. Er leugnet nicht, sondern legt sogar besonderen Nachdruck darauf, daß ein sorgfältig durchdachter rechtlicher Rahmen die Vorbedingung für ein ersprießliches Funktio- nieren der Konkurrenz ist und daß sowohl die jetzigen wie die früheren Rechtsnormen von Vollkommenheit weit entfernt sind. Der Liberalismus leugnet auch nicht, daß wir dort, wo die Bedingungen für einen echten Leistungswettbewerb nicht geschaffen werden können, zu anderen Methoden der Wirtschaftssteuerung greifen müssen. Er lehnt es jedoch ab, den Wettbewerb durch schlechtere Methoden der Ordnung des Wirtschaftslebens zuersetzen. Er hält die Konkurrenz nicht allein deshalb für über legen, weil sie in den meisten Fällen die wirksamste Methode ist,
die wir kennen, sondern vor allem deshalb, weil sie die einzige Methode ist, die uns gestatter, unsere wirtschaftliche Tätigkeit ohneeinen zwangsweisen oder willkürlichen Eingriff Behör- den zu koordinieren. In Wahrheit ist es eines der Hauptargumente zugunsten der freien Konkurrenz, daß sie eine bewußte Wirtschaftslenkung überflüssig macht und den Individuen die Entscheidung überläßt, ob die Aussichten in einem besonderen Erwerbszweig groß genug sind, um die damit verbundenen Nachteile und Risiken zu kompensieren.
Die erfolgreiche Anwendung des Wettbewerbs als des Ordnungsprinzips der Gesellschaft ist mit einigen Arten von Zwangseingriffen in das Wirtschaftsleben unvereinbar; es läßt aber andere zu, die seine Wirkung kräftig unterstützen können, ja, es macht sogar bestimmte Arten der staatlichen Aktivität notwendig. Aber wenn man besonderen Nachdruck auf die negativen Erfordernisse gelegt hat, auf die Punkte, in denen Zwangsmaßnahmen sich verbieten, so hat das seinen guten Grund. Einmal ist es notwendig, daß die Wirtschaftspartner zu jedem Preis kaufen undverkaufen dürfen, zu dem sie einen Kontrahenten finden, und daß, wenn irgend etwas überhaupt produziert, verkauft oder gekauft werden darf, dies jedermann erlaubt sein muß. Es ist ferner wesentlich, daß die verschiedenen Erwerbszweige allen zu den gleichen Bedingungen offenstehen und da das Recht sich jedem Versuch von Individuen oder Gruppen widersetzt, die Gewerbefreiheit durch offene oder verschleierte Gewalt zu beschränken. Jeder Versuch, die Preise oder die Mengen bestimmter Produkte zu regulieren, vereitelt eine befriedigende Abstimmung der Wirtschaftsakte der Individuen durch den Wettbewerb, da Preisänderungen dann nicht mehr alle wesentlichen Datenänderungen registrieren und den einzelner. keinen zuverlässigen Anhaltspunkt füir ihre Wirtschaftsakte liefern. Das gilt jedoch nicht unbedingt für Maßnahmen, die sich darauf beschränken, zu bestimmen, welche Produktionsmethoden erlaubt sind und welche nicht, solange diese Beschränkungen auf alle eventuellen Produzenten gleichmäßig angewandt werden und nicht indirekt
Ich fand diesen Artikel auch interessant, aber etwas einseitig. Wo ist den diese These nachzulesen:
"Aber die These Hayeks und der Neoliberalen, dass es über die Sicherung der persönlichen Freiheit und des Privateigentums hinaus keine weiteren Ziele und Werte geben könne, die eine Gesellschaft in der Regelung ihrer Angelegenheiten verfolgen kann, ohne dadurch den Markt und damit die Grundlage des Wohlstandes zu zerstören, ist ebenso falsch wie unplausibel."
Das halte ich für eine völlige Fehlinterpretation. Die Individuen und eine Gesellschaft können sich jedes Ziel stellen. Hayek geht es m.E. nur darum mit welchen Organisations-Methoden die dafür notwendigen Ressourcen produziert werden sollen und was der Staat dabei zu tun hat oder auch nicht. Hayek sieht explizit die Bereitstellung öffentlicher Güter durch den Staat vor. Zu den Aufgaben des Staates gehören für ihn:
die Schaffung einer Rechtsordnung,
die Bereitstellung öffentlicher Güter,
Zertifizierungen und Informationen, die der Sicherheit und Gesundheit dienen,
die Erhebung von Steuern,
die Sicherung eines Mindesteinkommens.
Man kann Hayek und seine Thesen eigentlich nur aus seiner Zeit heraus verstehen, in denen totalitäre Staaten/Bewegungen in ihrem Bemühen die Gesellschaft als Ganzes zu planen grandios versagt haben:
"Meine Absicht war es zu zeigen, daß es nicht die besonderen Ziele waren, denen die verschiedenen totalitären Systeme zu dienen vorgaben, die ihre Brutalität hervorriefen, sondern daß diese eine notwendige Folge jedes Versuches sein müssen, eine ganze Gesellschaft völlig den von den Herrschern bestimmten Zielen dienstbar zu machen. Der Gegensatz zwischen einer freiheitlichen Ordnung, in der der einzelne innerhalb der Schranken der Regeln des gerechten Verhaltens sein Wissen in der Verfolgung seiner selbst gewählten Ziele verwenden darf, und einem System, unter dem alle den von der Obrigkeit festgesetzten Zielen dienen müssen, scheint mir immer noch grundsätzlich und unüberbrückbar."
("Der Weg zur Knechtschaft" von Friedrich A. von Hayek)
Sein Thema war das Staatsversagen, das wir heute so gern vergessen oder ausschließen. Und das immer mit einem fatalen Eingriff in Marktmechanismen einherging. Trotzdem wollte er keinen Nachtwächterstaat. Er befürwortet sicher eine Begrenzung und genaue Definition staatlicher Handlungsspielräume durch Verfassungen, die die Rechte des Individuums schützen. Besonders vor staatlicher Willkür, durch überbordendem Zwang.
Hayek schließt nicht aus, dass Wirtschaftstätigkeit reguliert wird, wenn die Regulierung die allgemeinen Regeln befolgt. Und ich kenne keinen "Neoliberalen", der das anders sieht.
Schließlich sieht Hayek durchaus "unumstrittene Bereiche, in denen das Recht außerstande ist, die Hauptvoraussetzung für die positive Wirksamkeit des freien Wettbewerbs und des Privateigentums zu schaffen, ...". Dort muß der Staat natürlich produktiv werden und öffentliche Güter erzeugen. (Vgl. meinen folgenden Post mit einem Ausschnitt aus Hayeks Buch)
Auch der Vorwurf, der Markt könne nicht mit einer Pandemie rechnen ist in zweierlei Hinsicht Unsinn. Erstens funktionieren unsere Gesundheitssystem nicht nach marktwirtschaftlichen Logiken und schon gar nicht strikt. Und zweitens, ein Staat kann nämlich auch keine beliebigen Ressourcen für alle solchen Katastrophen Gewehr bei Fuß halten. Um das zu wissen, braucht man eigentlich keinen Hayek.
Die Sozialisten wollen die Unterschiede in der Schichtung der Gesellschaft vermindern oder aufheben.
Die Konservativen wollen sie beibehalten.
Die Neoliberalen kennen keine Schichtung der Gesellschaft, sondern nur verantwortliche, handlungs- und entscheidungsfähige, vollkommen informierte Marktteilnehmer.
Das Resultat dieser künstlichen Erblindung, dieses crowding-out des gesunden Menschenverstandes mit übersimplifizierten Markt-Mantren, das wir überall beobachten können, ist, dass die Schichtung der Gesellschaft stabilisiert, sogar vergrößert wird und dass man am Ende unter einer Oligarchie lebt, wie dies für die V.S.v.A. bereits konstatiert worden ist.
Es ist nicht nur so, dass der Markt auf einigen Gebieten versagt (mittel- und langfristiges Denken, Gerechtigkeit, externe Kosten, Spekulations-Instabilitäten, Konjunkturzyklen ...), sondern dass er, sich selbst überlassen, die inhärente Neigung hat, sich selbst zu zerstören - durch Monopolisierung. Interessanterweise ist dies der Elite des kapitalistischen Musterlandes V.S.v.A. schon um 1900 klar geworden, was zu den Anti-Trust-Gesetzen führte.
Die Ersetzung des Diskurses über die volonté générale durch Ware-Geld-Relationen, die notwendigerweise lokal, momentan und unpersönlich bleiben, ist die Postulierung der Schwarm-Intelligenz als überlegen gegenüber der Modellierung und Diskussion von Sachlagen im Gesamt-Planenden menschlichen Geist. Das ist nicht nur in dieser Allgemeinheit absurd, sondern auch überaus riskant, so wie wenn wir unsere individuellen und kollektiven Entscheidungen einer künstlichen Intelligenz anvertrauen, deren innere Logik wir nicht verstehen, ja, nicht einmal verstehen wollen.
Diese ist noch dazu mit den Egoismen einer kleinen Schicht unverhältnismäßig mächtiger "Marktteilnehmer" eng verknüpft, die die Entwicklung hin zum Guten-für-Alle umbiegen zum Guten-für-sie-selbst. D.h. der Markt zerstört sich selbst nicht nur durch Monopolisierungstendenzen der Wirtschaftsstruktur, sondern zerstört auch die -immerhin mögliche- implizite Entwicklung des Gemeinwohls zugunsten der Entwicklung des Wohls der 1 % mit Hilfe der politischen Machtkonzentration.