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Volk und Wirtschaft

Reden wir uns wieder in eine Wirtschaftskrise hinein? Die Relevanz der narrativen Ökonomie

Gunnar Sohn
Wirtschaftsjournalist, Blogger, Moderator, Livestreamer, Dozent
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Gunnar SohnFreitag, 25.01.2019

Wie psychologische Faktoren zu Wirtschaftskrisen führen können: Eigentlich ein Phänomen, das seit der Weltwirtschaftskrise 1929 von vielen Wissenschaftlern gut analysiert wurde - man könnte auch von Krisen durch Ansteckung sprechen. Dennoch wird das in der tradierten Ökonomik unterschätzt. Zu den rühmlichen Ausnahmen zählt Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Shiller, der im Interview mit dem Spiegel die Tragweite von Narrativen in der Ökonomie deutlich macht. So werde in Davos in diesem Jahr viel über den nächsten möglichen Abschwung gesprochen. 

"Schon gegen Ende letzten Jahres schienen die Leute plötzlich in pessimistischeren Tönen zu reden, bevor sich die Lage wieder etwas beruhigte. Ich neige dazu, das wie eine Epidemie zu sehen: Negative Gedanken sind ansteckend. Die Ursachen sehe ich aber als Rätsel - so wie sich auch die unterschiedliche Stärke von Grippewellen schwer erklären lässt", sagt Shiller. 

In den Zwanzigerjahren begann das Narrativ von der technologisch bedingten Arbeitslosigkeit. 

"Als sie dann aus möglicherweise anderen Gründen tatsächlich stieg, machten die Menschen die Technologie dafür verantwortlich, was zu sinkendem Konsum führte", so Shiller. 

Das Ergebnis kann man den Geschichtsbüchern entnehmen. Wirtschaftspolitiker und Zentralbanker sollten sich mit narrativer Ökonomie beschäftigen und auf Analysen von Wilhelm Röpke von 1993 zurückgreifen. Die Mangelhaftigkeit der wirtschaftlichen Informationen führe zu Vermutungen, zu gefühlsmäßig gefärbten Prognosen und letztlich zu Irrtümern aller Art. „Das Seelische“, so Röpke, spiele eine aktive Rolle bei der „Überwindung des toten Punktes in der Depression“, wenn es um die Vervielfältigung der Aufschwungkräfte geht.

Reden wir uns wieder in eine Wirtschaftskrise hinein? Die Relevanz der narrativen Ökonomie

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Kommentare 7
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor fast 6 Jahre

    Ja, Narrative spielen immer eine Rolle. Das Schwierige ist, die Rolle der sich auch immer überschneidenden verschiedenen Narrative von den wirkenden objektiven Faktoren zu unterscheiden. Im Grunde bewegen wir uns in einem Meer von Wechselwirkungen ....

    1. Gunnar Sohn
      Gunnar Sohn · vor fast 6 Jahre

      Super schwierig, Ursache und Wirkung genau zu analysieren.

  2. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor fast 6 Jahre

    Ausgezeichneter Denkanstoß. Die Bedeutung von Narrativen steigt ganz allgemein in der Ära des Postfaktischen. Je stärker Fakten instrumentalisiert werden, je mehr faktenbasierte Institutionen wie Presse und Wissenschaft an Vertrauen verlieren, desto einflussreicher wirken Narrative. Das wird durchaus erkannt und genutzt, nur leider momentan noch überwiegend von Populisten. Und um den Bogen zurück zur Wirtschaft zu schließen. Das Fundament der AfD nährt sich aus exakt dieser Dynamik: Fakten werden instrumentalisiert um einen Narrativ des wirtschaftlichen Abstiegs zu spinnen. In meinem Bekanntenkreis gibt es zwar nicht viele AfDler, aber die paar, die sich dazu bekennen, näherten sich der Strömung ausnahmslos über dem Zweifel am Wirtschaftssystem, nicht in erster Linie über die Migrationsfrage.

    1. Gunnar Sohn
      Gunnar Sohn · vor fast 6 Jahre

      Leider ist das so. Ein Gegenmittel ist bislang nicht gefunden, auch wenn die Framing-Forscher da ja schon ganz gute Empfehlungen ausgegeben haben.

  3. Alexander Sängerlaub
    Alexander Sängerlaub · vor fast 6 Jahre

    Da betont er die "Narrative in der Ökonomie" und sieht nicht, dass "Trump seine Mauer zu geben" – wie er es betont, ebenso ein völlig sinnfreies, psychologisches Narrativ ist. Aber halt ein politisches.

    1. Gunnar Sohn
      Gunnar Sohn · vor fast 6 Jahre

      Nicht jedes Narrativ ist gut ;-)

  4. Nutzer gelöscht
    Nutzer gelöscht · vor fast 6 Jahre

    Bei unserem heutigen Finanzsystem ohne Grenzen, muss man sich auch nicht wundern.

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