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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Erfolgreiche Parteien bei den Landtagswahlen haben ein verstörendes Verhältnis zur Außenpolitik, was sich auch im "Wahlvolk" zeigt. So spalten die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten nicht nur die politische Landschaft, sondern auch Familien. Schon vor dem Urnengang schrieb Robert Misik in der taz dieses Stück, das zur vollständigen Lektüre empfohlen sei.
Wenige Auszüge und Anmerkungen:
Oft werden Positionen eingenommen, die der Wiener Publizist so charakterisiert.
Die autokratische Natur des Moskauer Regimes wird verleugnet, dessen faschistoide Rhetorik ignoriert, und mitunter wird sie relativiert, indem irgendwelche Defizite der ukrainischen Demokratie so behandelt werden, als bewege sich das auf dem gleichen Niveau wie Putins Gulag-Konterrevolution.
Woran liegt das aber? An einer uneingestandenden Sympathie für die Entschiedenheit und Entschlusskraft des Gewaltherrschers im Kreml?
Gerade in linken Kreisen findet man ein Motiv, dass etliche Autoren in den 1930er Jahren schon analysierten.
Auch eine scheinbar nur pazifistische Haltung kann äußerst fragwürdige Motivationen nicht verbergen, wie schon George Orwell vor vielen Jahrzehnten hellsichtig beschrieb: Neben echten Humanisten gebe es die Grüppchen „intellektueller Pazifisten“, deren reales, doch uneingestandenes Motiv der Hass auf die westliche Demokratie und die Bewunderung des Totalitarismus ist.
Was tun?
Robert Misik nimmt die Position eines demokratischen Sozialismus ein, eines, der ohne Wortgeklingel, sondern energisch den Kapitalismus einhegen, ja sogar überwinden will. Dieser
braucht einen starken Staat, der ökonomische Regulierungen setzt, kräftige Sozialsysteme etabliert, Investitionen steuert und vieles mehr, aber gerade deshalb diese Freiheiten durch eiserne Regeln schützen muss, wie schon Karl Polanyi bemerkte: „In einer etablierten Gesellschaft muss das Recht auf Nonkonformismus institutionell geschützt sein.“
Besonders gut gefällt mir sein Mut vor dem Freund. Durch den Krieg wird die Demokratie in der Ukraine geschwächt, denn
auch Verteidigungskriege stärken die Zensur, haben die selbstverständliche Eigenschaft, dass die Reihen geschlossen werden und die Gegenwehr überfallener Gesellschaften zu unschönem Nationalismus führt. Oft zu noch Schlimmeren.
Auch dies ist eine alte Erkenntnis aus dem Katastrophenzeitalter der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die in bedrängender Weise aktuell wird:
„Auch der Hass auf die Niedrigkeit / Verzerrt die Züge“, formulierte bereits Brecht. Opposition wird zum Schweigen gebracht, ja, die Opposition erlegt sich selbst ein Schweigen auf, um „dem Feind keine Munition zu liefern“. Der „Leitstern“, schrieb Timothy Garton Ash, über „Ukraine in Our Future“ müsse jener sein, den George Orwell stets verfolgte: „Kämpfe für die richtige Seite, aber bleibe unbestechlich kritisch gegenüber deren Fehlern.“
Mit vielen, die Robert Misik zitiert, beschäftigte sich der Autor intensiv. In einem älteren Pick empfahl ich seine erhellende Auseinandersetzung mit George Orwell im Lichte unserer Erfahrungen.
Quelle: Robert Misik Bild: Illustration: Kat... taz.de
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