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Der Gründer des ersten jüdischen Staatstheaters weltweit und Stalin
schreibt, kuratiert, gibt heraus
Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
In der tragischen Lebensgeschichte des Schauspielers Solomon Michoels (1890–1948) verdichten sich die Schrecken und Hoffnungen des Katastrophenzeitalters im extremen 20. Jahrhundert.
Es gab eine jüdische Emanzipation in Russland nach der Revolution, die dazu führte, dass 1920 in Moskau das erste jüdische Staatstheater gegründet worden ist – und zwar weltweit das Erste.
Das leidenschaftliche Ensemble spielte auf Jiddisch, aber nicht nur jüdische Stücke wie "Tewje, der Milchmann" von Scholem Alejchem, sondern auch Shakespeares "King Lear". Beides waren Paraderollen von Solomon Michoels.
Mit der Wiedererrichtung des Imperiums, diesmal als Sowjetunion, begann der alte, neue Antisemitismus, sich wieder auszubreiten.
Dennoch wirkte das Theater auch in den Zeiten des Großen Terrors in den 1930er Jahren mit seinen zahlreichen Verhaftungen und Hinrichtungen.
Auf dem Höhepunkt des Zweiten Weltkriegs, 1943, schickte Stalin den Ausnahmeschauspieler in die USA, um Geld für dringend benötigte Waffen einzutreiben. Mit Spenden in Höhe von 46 Millionen Dollar für die Rote Armee kehrte dieser zurück.
Im Jahr 1948 starb Solomon Michoels in Minsk. Ein Autounfall, so hieß es. Doch seine Weggefährten glauben: Es war Mord.
Stalin ordnete ein Staatsbegräbnis an.
Der Verdacht seiner Freunde, es war ein inszenierter Verkehrsunfall, bestätigt sich erst Jahrzehnte später.
Die Mörder standen als Ehrenmänner am Grab des Ermordeten. Seine Familie und Freunde trauerten neben den Mördern.
Ein Jahr später, auf dem Höhepunkt des Antisemitismus in der Sowjetunion, wird das erste jüdische Staatstheater geschlossen – angeblich wegen mangelnder Zuschauerresonanz.
Es ist eine wahre Geschichte, die Brigitte van Kann und Gerda Zschiedrich erzählen.
Solomon Michoels, einer der bekanntesten jüdischen Künstler in der Sowjetunion, stieg unter Lenin und Trotzki (letzter war selbst Jude) zu einer populären Gestalt auf, er kämpfte gegen Hitler und Stalin ließ ihn ermorden. Unter Gorbatschow wurde er rehabilitiert.
Ein Dokudrama, das wie von Shakespeare erfunden klingt.
Quelle: Brigitte van Kann und Gerda Zschiedrich Bild: imago-images.de/S... www.rbb-online.de
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Vielen Dank für die Empfehlung. Über Solomon Michoels hatte ich zur Zeit der Glasnost oder in den frühen 90er Jahren schon etwas erfahren, aber nicht so umfassend wie im rbb-Hörfunkbeitrag vorgestellt. Auch die Rolle des Jüdischen Antifaschistischen Komitees wird umrissen. Nach der erfolgreichen Einwerbung der Spenden in den USA setzte sich Michoels für deren schellen Kriegseintritt ein, womit Millionen Menschenleben hätten gerettet werden können.