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In Bonn geboren, bei Heidelberg lebend. Freier Historiker mit Schwerpunkt in der digitalen Public History, dort Kopf von und hinter @9Nov38, @DigitalPast und @Gefluechtet. Interessiert sich vor allem für europäische Zeitgeschichte, Amerikanische Geschichte und Geschichtsbilder der politischen Außenrandgruppen
Zuletzt kochte das Thema „Zukünftiger Alterspräsident des Bundestages“ immer mal wieder hoch: Wer darf die erste Sitzung der neuen Legislaturperiode leiten und dabei auch eine Eröffnungsrede halten? Der entsprechende, etwas antiquiert wirkende Passus sagt, dass der oder die älteste Abgeordnete dieses kurzzeitige Amt bekleidet – weshalb alle Augen auf Hans-Christian Ströbele gerichtet waren, der aber nicht mehr antreten will.
Nun sieht es danach aus als ob es ein AfDler werden könnte Alexander Gauland ist dabei für die anderen Parteien das bekanntere Schreckgespenst, ein anderes hat nun die ZEIT hervorgezaubert: Wilhelm von Gottberg, Gutsbesitzersohn aus dem ehemaligen Ostpreußen, 1945 übers Eis ins verbleibende Rumpfdeutschland geflohen und, wie die ZEIT nun zeigt, rechtsextremen Ideen gegenüber zumindest aufgeschlossen. Sie zitiert ihn mit einem galant zustimmenden „Wir haben dem nichts hinzuzufügen“ in einem Artikel von 2001, bezogen auf den Neofaschisten Mario Consoli:
"Die Propaganda-Dampfwalze wird mit den Jahren nicht etwa schwächer, sondern stärker, und in immer mehr Staaten wird die jüdische 'Wahrheit' über den Holocaust unter gesetzlichen Schutz gestellt. […] Der Holocaust muss ein Mythos bleiben, ein Dogma, das jeder freien Geschichtsforschung entzogen bleibt."
Ist Gottberg deshalb ein Holocaustleugner? Nein. Das Wort „Mythos“ ist geschickt gewählt, weil es landläufig als „Falsche Behauptung“ verstanden wird, aber eben auch „Feststehendes Gründungsmotiv“ o.Ä. bedeuten kann. Ist Gottberg in Consolis Folge ein Antisemit? Das ist schon eher zu bejahen, wenn suggeriert wird, das Verbot der Holocaustleugnung sei Festschreibung einer „jüdischen“ Wahrheitsfestlegung.
Zuletzt: Freie Geschichtsforschung über den Holocaust ist natürlich nicht verboten. Wer seriöse wissenschaftliche Argumente für andere Opferzahlen findet läuft nicht Gefahr, deshalb rechtlich verfolgt zu werden. Wer Geschichte fälscht, um den Holocaust zu verharmlosen, schon.
Quelle: Tilman Steffen Bild: dpa zeit.de
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