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Zeit und Geschichte

"Es gibt Aufzeichnungen von ungeheuerlichen Grausamkeiten"

Hauke Friederichs
Journalist und Autor
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Hauke FriederichsFreitag, 24.11.2017

Es war einer der längsten und der brutalsten Kriege in der europäischen Geschichte. Das lernt man in der Schule über den Dreißigjährigen Krieg. Katholiken gegen Protestanten. Franzosen, Niederländer, Schweden – und viele andere Parteien führten Schlachten in Deutschland, tausende Söldner verheerten das Land, Städte wie Magdeburg und Stralsund brannten. Alles bekannt? Wer das Interview mit dem Historiker Georg Schmidt mit ZEIT Geschichte liest, stößt auch viele neue interessante Fakten, Gedanken und einige Korrekturen der gängigen Geschichtsklischees. 

So fragen die Interviewer Markus Flohr und Frank Werner, ob der Dreißigjährige Krieg der grausamste der Geschichte sei? Schmidt antwortet: 

"Das lässt sich schwer messen. Es gibt Aufzeichnungen von ungeheuerlichen Grausamkeiten. Auf dem Papier muss aber eine Scheußlichkeit die andere überbieten, um überhaupt Gehör zu finden, Hilfe herbeizurufen oder einen Gegenschlag zu rechtfertigen. Diese Überbietungsstrategie kennzeichnet eine Reihe von Quellen, in denen es etwa um Kannibalismus und Folter geht – oder um Vergewaltigungen, die es in jedem Krieg gegeben hat. Verdächtig ist, dass es meist Ausländer sind, die angeblich die grausamsten Taten verüben."

Weitere Interessante Details: 

Im 17. Jahrhundert sprechen viele Quellen noch vom Zweiundreißigjährigen Krieg. Sie lassen den Konflikt erst mit der vollständigen Demobilisierung der Truppen 1650 enden. 

Mit dem Niederschlagen des böhmischen Aufstandes endet der Krieg eigentlich bereits 1620. Schmidt: "So gesehen ist der 'große Krieg' eine Konstruktion."

In Frankreich spielt der Dreißigjährige Krieg nahezu keine Rolle, im Gegenzug aber der Konflikt mit Spanien, der erst 1659 endet.

Und was ist der zentrale Konflikt im Dreißigjährigen Krieg – der Kampf der Konfessionen? Nein, sagt Schmidt: "Monarchie oder Machtteilung – das ist die zentrale Frage dieses Krieges, ein deutsches Problem."

Ein lesenswertes Interview über den Großen Krieg, über Propaganda und über die Geschichtsschreibung.

"Es gibt Aufzeichnungen von ungeheuerlichen Grausamkeiten"

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Kommentare 1
  1. Walter Malischek
    Walter Malischek · vor 7 Jahren

    Sehr gut. Danke!

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