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Zeit und Geschichte

Unpiqd: Die Israelisierung der Welt und andere Unklarheiten

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
Zum Kurator'innen-Profil
Achim EngelbergMontag, 18.12.2017
Das Wort von der "Israelisierung der Welt" macht die Runde – zuletzt bei Protesten gegen die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels.

Henry M. Broder nannte daraufhin Jakob Augstein einen "miesen Antisemiten". Herr Broder, gibt es unmiese Antisemiten?

Augstein erläutert, was er damit meint, am Fall einer jungen palästinensischen Frau, den er vom Kollegen Ayad übernommen hat:

Der Geheimdienst hatte sie festgenommen, weil sie mit einem Messer Israelis töten wollte. Sie hatte es niemandem erzählt und niemand hatte es ihr befohlen. Aber die israelischen Sicherheitsbehörden wussten es. Woher? Weil, schreibt Ayad, kaum ein Mensch auf dieser Erde so gründlich überwacht werde wie ein Palästinenser im Westjordanland. Hochentwickelte Algorithmen kontrollieren Internetnutzung und Telekommunikation und ein möglichst lückenloses Netz aus Agenten, Spitzeln und Zuträgern überwacht die dazugehörigen Menschen.

Und er kommt zum Fazit:

Und wenn es vor einigen Jahren so ausgesehen haben mag, als sei Israel im Westen isoliert, so kann man heute feststellen, dass sich im Gegenteil der Rest des Westens auf einen israelischen Weg begeben hat.

Wenn man nachschaut, woher Augstein diesen Ausdruck nimmt, stößt man auf dieses Buch:

https://www.piqd.de/zeitgeschichte/wenn-eine-weltordnung-zusammenbricht-beginnt-das-nachdenken-daruber

Und Augstein moderiert Veranstaltungen über dieses Buch – zuletzt im BE.

Blättert man im Band, findet man ähnliche unklare Ausdrücke. Ivan Krastev, schon sieben Mal waren seine Texte als Piq zu lesen, schreibt von "Mehrheitsdiktatur". Gemeint ist, dass autoritäre Herrscher heute mit den Ängsten und Wünschen der Mehrheit spielen. Das war aber schon in der Antike so, man denke an Julius Caesar. Von ihm leitet sich später der Ausdruck Zar ab.

Augstein und andere sollten nicht als Antisemiten verleumdet werden, aber es ist nicht gut, wenn Autoren Begriffe, genauer: Schlagworte, verwenden, die wenig erklären, aber viel verwirren. Dazu gehört "Israelisierung der Welt".

Unpiqd: Die Israelisierung der Welt und andere Unklarheiten

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