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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Klaus J. Bade stellt seine öffentlich geförderte Arbeit kostenlos ins Netz, unlängst empfahl ich Arbeiten zur Emigration in, aus und nach Europa.
Jahrzehntelang kommentierte er die Politik auf diesem Feld, was jetzt von gestern bis heute vorliegt. So bemerkt er 2016:
Je unsicherer die Bevölkerung wird bzw. je unsicherer sie gemacht wird, desto leichter lassen sich inhumane Abwehrkonzepte legitimieren. Das gilt zum Beispiel für Verträge mit selbst Flucht verursachenden brutalen Diktaturen wie in Eritrea und im Sudan ... Der Menschenhändler Gaddafi lässt grüßen. Er war auf furchtbare Weise seinerzeit voraus. Und wir treten mit den europäisch-afrikanischen ›Migrationspartnerschaften‹ scheinbar ein Stück weit sein schändliches Erbe an.
Jahrzehntelang erzwingen wiederholte Verdrängungen die Wiederkehr der Argumente.
Anders gesagt:
Die sogenannten Mehrheitsgesellschaften ohne Migrationshintergrund sind in Wahrheit Gesellschaften mit verlorener Erinnerung an die eigenen Migrations-hintergründe. Auch deswegen reagieren sie auf Zuwanderung oft wenig rational.
Häufig wies Klaus J. Bade auf das gravierende Nord-Süd-Gefälle hin, welches - verstärkt durch immer weiter reichende Medien - Hoffnungen auf die Flucht aus dem Elend durch Migration in den Norden wecken.
Brutale Abschottung ist keine Lösung, sondern führt nur
zu wachsender Frustration und Feindseligkeit ... Eine Art neuer globaler Kalter Krieg und viele heiße Kriege wären absehbar – mit unkalkulierbaren Gefahren, menschlichem Leid und finanziellen Kosten in gigantischer Höhe. Europa als eine der stärksten Wirtschaftsmächte der Welt ist nicht etwa nur in universalistischem Altruismus, sondern auch im wohlverstandenen Eigeninteresse gefordert, zur Gestaltung der globalen Probleme beizutragen, solange sie noch gestaltbar sind.
Wenn Klaus J. Bade heute seinen 75. Geburtstag feiert, kann er auf ein Lebenswerk blicken, das in seinen besten Stücken lange nachhallt.
Quelle: Klaus J. Bade imis.uni-osnabrueck.de
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Danke für diesen piq. Ich habe gerade reingelesen und finde diese Erinnerungsnotiz bezeichnend:
"1997 Auf einem Empfang nach der Vorstellung der Ergebnisse eines großen deutsch-amerikanischen Forschungsprojekts über Integration im transatlantischen Vergleich, dessen Steuerungsgruppe ich angehörte, stellte sich mir ein ehemals führender Beamter aus dem Bundesministerium des Innern mit den Worten vor: »Ich habe Anfang der Achtzigerjahre alles verhindert, was Sie damals gefordert haben«, nämlich: Deutschland sei auf dem Weg zum Einwanderungsland. Nötig seien deshalb Konzepte für Einwanderungsgesetzgebung und Integrationspolitik. Das BMI sei gegenteiliger Auffassung gewesen: kein Weg zum Einwanderungsland, deshalb keine Konzepte, die diesen Irrweg nur befördern könnten. Da sei er ja sehr erfolgreich gewesen, entgegnete ich, was der Beamte wohlwollend zur Kenntnis nahm. Als ich ihn aber fragte, wer denn nun, rückblickend betrachtet, Recht gehabt habe, das BMI oder wir, sagte der Beamte entrüstet: »Da hatten Sie wohl Recht – aber das konnten Sie damals doch gar nicht wissen!« (Erinnerungsnotiz)."
piqd Trivia: Klaus Bade war unter den ersten zehn Experten, die ich für die Startbesetzung von piqd anfragte. Er antwortete schnell, freundlich und interessiert, fand nur leider keinen Weg, piqd in seinen Arbeitsrhythmus zu integrieren.