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Kurator'in für: Europa Fundstücke Kopf und Körper
Ich lebe in Marburg und schreibe über Gesundheit und Gesundheitspolitik.
Wenn man Psychologie-Lehrbüchern glaubt, ist über das Wesen des Menschen schon ziemlich viel bekannt. Über unsere Wahrnehmung, unsere Gefühle, unsere sozialen Bindungen und darüber, was wir alles tun, wenn es dabei Schwierigkeiten gibt. Doch genau genommen beruht dieses Wissen vor allem auf der Forschung an einer recht kleinen Gruppe von Menschen in westlichen Demokratien.
Der Forscher Joseph Henrich benutzt zur Beschreibung dieser Gruppe gerne den Begriff WEIRD (meine Kollegin und Mit-piqerin Theresa Bäuerlein hat sein Buch gelesen und erzählt, was sie gelernt hat, in diesem Text bei Krautreporter).
„Ich benutze gerne den Begriff WEIRD. Die Buchstaben stehen für westlich, educated, also gebildet, industrialisiert, reich und demokratisch. Das soll darauf aufmerksam machen, dass es hier um eine einzelne Untergruppe einer bestimmten Gesellschaft geht, die in globaler und historischer Perspektive eher ungewöhnlich ist."
Das Denken und Fühlen sieht fast überall auf der Welt anders aus, als wir glauben und für normal halten. Dieses Hörstück begibt sich auf eine Reise um die Welt und zu unterschiedlichen Forscher:innen und ihren Disziplinen. Dabei findet es lauter Beispiele, die zeigen, dass es viele verschiedene menschliche Psychologien gibt.
Es stellt sich heraus: Die Kultur, in der Menschen aufwachsen und leben, prägt ihr Denken und Fühlen viel mehr, als wir oft annehmen. Und damit bestimmt es auch darüber, wie sie soziale Bindungen wahrnehmen und bewerten, wie sie Konflikte ausleben und lösen, wie sie Religion verstehen und praktizieren, wie sie in Familien zusammenleben und wie sie ihre Individualität ausdrücken.
Diese Unterschiede sorgen für viele emotionale Missverständnisse zwischen Gruppen, aber auch wenn sich Menschen in Zusammenhängen wiederfinden, die ihnen fremd sind, zum Beispiel vor Gericht.
Ziemlich bedeutsam ist auch die Tatsache, dass die universellen Menschenrechte ein Konzept sind, das durch die Gruppe geprägt wurde, die eigentlich eine psychologische Minderheit bildet. Und nicht zuletzt liefern die psychologischen Unterschiede auch Erklärungen dafür, warum der Transfer westlicher Werte in andere Kulturkreise oft nicht gut funktioniert. Das schmälert nicht die Bedeutung der Menschenrechtscharta, zeigt aber, dass der Glaube an "one size fits all" Schwächen hat.
Quelle: Volkert Wildermuth Bild: imago/Westend61 www.deutschlandfunk.de
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Danke
So interessant! “Den Satz: „Ich bin….“ ergänzen Menschen aus Nordamerika oder Australien mit: Ich bin Chirurgin oder Bergsteiger oder neugierig. Während in Afrika oder im Südpazifik eher gesagt wird: Ich bin Mayas Mutter oder ich gehöre zu den Sahopwas.”
Wie anders Gespräche im “Westen” verlaufen würden, wenn das die Norm wäre…