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Zeit und Geschichte

"Ausgemergelt, verheeret und verderbet": Wie grausam war der Dreißigjährige Krieg wirklich?

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
Zum Kurator'innen-Profil
Dirk LiesemerSonntag, 14.01.2018

Der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 brachte unsägliches und bis dahin nicht gekanntes Leid über die Menschen in Mitteleuropa. Gleichwohl war bis weit ins 20. Jahrhundert umstritten, wie verheerend sich dieser Krieg denn nun auf die Ökonomie und die Bevölkerungsentwicklung ausgewirkt hat, wie viele Menschen direkt oder indirekt durch Belagerung und Kämpfe ums Leben kamen. War es nun die schrecklichste Katastrophe, die sich jemals in deutschen Landen ausgetobt hatte? Dass um diese Frage lange Zeit gestritten wurde, hing insbesondere mit einer Veröffentlichung des Agrarhistorikers Günter Franz zusammen, einem glühenden Nationalsozialisten. Franz bejahte die Frage vehement, er unterfütterte seine Argumente mit lokal- und regionalgeschichtlichen Studien und schloss aus seinen Erkenntnissen, dass eine Revision des Westfälischen Friedens notwendig gewesen sei, was auf eine Rechtfertigung des Zweiten Weltkrieges hinauslief. So unsinnig diese Schlussfolgerung ist, sie führte gleichwohl dazu, dass andere Historiker noch in den 1980er-Jahren die Vorstellung eines jahrzehntelangen Blutrausches als interessengeleitete Gräuelpropaganda abtaten. Wie grausam und folgenreich war also dieser Krieg?

"Ausgemergelt, verheeret und verderbet": Wie grausam war der Dreißigjährige Krieg wirklich?

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Kommentare 2
  1. Bernd Oswald
    Bernd Oswald · vor fast 7 Jahre

    die Überschrift hat mich neugierig gemacht, denn für mich stand es bislang vollkommen außer Frage, dass der Dreißigjährige Krieg verheerende Folgen für große Teile Deutschlands hatte und massive Menschenopfer forderte: etwa ein Drittel der Bevölkerung! Und der Text bestätigt das ja auch klipp und klar. Insofern kann ich über den "Historikerstreit" nur den Kopf schütteln. Worauf bezieht sich Deine Anmerkung "So unsinnig diese Schlussfolgerung ist, sie führte gleichwohl dazu, dass andere Historiker noch in den 1980er-Jahren die Vorstellung eines jahrzehntelangen Blutrausches als interessengeleitete Gräuelpropaganda abtaten"? Im Text kommt das ja nicht vor.

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor fast 7 Jahre

      Gemeint ist Folgendes: Günter Franz bestätigte mit seinem Buch die in der NS-Zeit weit verbreitete Ansicht, dass der Dreißigjährige Krieg ein Tiefpunkt der deutschen Geschichte war. Daraus wurde damals gefolgert - und das meine ich mit unsinnig -, dass man die Westfälische Friedensordnung wieder revidieren müsse. Und zwar durch Weltkkriege. Mit dem Ziel: Wiederherstellung eines Deutschen Reiches (das eben nicht durch irgendwelche Friedensordnungen gebunden ist).

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